Samstag, 30. April 2016

HINWEIS: H. ERDMANN: LEBEN UNTER RÖMISCHER HERRSCHAFT

Die Römerzeit im heutigen Baden-Württemberg, Villingen-Schwenningen 1986.

DIE VERHÄLTNISSE IN GERMANIEN (22): NACH THEODOR MOMMSEN: "DAS WAR DAS ENDE DES GALLISCHEN REICHES."

Die beiden Legionen in Mainz, die auf seiten des gallischen Reiches standen, widersetzten sich. Als ihnen aber klar wurde, wie die neuen Machtverhältnisse waren, "kehrten sie zum Gehorsam zurück". Dies taten auch die VANGIONEN, TRIBOKER und LINGONEN. MOMMSEN erwähnt, daß letztere 70 000 waffenfähige Männer gehabt hätten (vgl. FRONTIN strat. 4, 3, 14; auch habe man unweit Dijon Ziegel der anrückenden Legionen gefunden, die dort eine Reservestellung bzw. Depot hatten; vgl. HERMES 19, 1884, 437). Die TREVERER hätten sich ebenso verhalten, wenn nicht ihr Adel dies verhindert hätte. Dort standen zwei der niederrheinischen Legionen. Als sie hörten, daß eine große römische Armee anrücke, rissen sie die gallischen Insignien von den Feldzeichen und marschierten zu den MEDIOMATRIKERN (Gegend von Metz), die nicht abgefallen waren. MOMMSEN schreibt:
"Als CERIALIS beim Heer eintraf, fand er schon ein gutes Stück der Arbeit getan."
 Wir erfahren auch noch dies: Die Anführer des Aufstandes hatten die bei NOVAESIUM ausgelieferten Legaten ins Jenseits befördert. Sie waren aber militärisch "ohnmächtig". Dies zeigt sich daran, daß sie dem CERIALIS die Herrschaft über das Gallische Reich anboten.
CERIALIS ließ sich jedoch nicht "kirre machen" und besetzte die Hauptsstadt der TREVERER "nach kurzem Gefecht". Ihre Führer und der Rat waren vorsorglich zu den Germanen geflohen. MOMMSEN schreibt lakonisch:
"das war das Ende des Gallischen Reiches."
---

Dienstag, 26. April 2016

HINWEIS: DIE VERHÄLTNISSE IN GERMANIEN: 5-14 (LÜCKE)

Die Teile 5-14 auf unserer Lateinseite MURMILLO1. BLOGSPOT.
VENITE AC LEGITE!

DIE VERHÄLTNISSE IN GERMANIEN (21): NACH THEODOR MOMMSEN-DIE LAGE ÄNDERT SICH

"Lange Zeit blieb den Siegern nicht, über die Beute zu streiten."
In Rom hatten sich trotz gegenteiliger Gerüchte (etwa daß VESPASIAN tot sei und Bürgerkrieg herrsche) die Verhältnisse gefestigt. Zahlreiche neue Legionen wurden an den Rhein beordert sowie "die besten Feldherren". MOMMSEN bemerkt, daß es hier "einer imponierenden Machtentfaltung" bedurfte. Das Kommando in der oberen Provinz übernahm ANNIUS GALLUS, das in der unteren PETILLIUS CERIALIS, "der letztere, ein ungestümer und oft unvorsichtiger, aber tapferer und fähiger Offizier".
Insgesamt trafen folgende Streitkräfte ein: die 21. LEGIO aus VINDONISSA, 5 LEGIONES aus Italien, 3 LEGIONES aus Spanien, die Flotte aus Britannien und ein Korps aus Rätien.
Man wollte zwar die Alpenpässe sperren, aber man tat es nicht "und das ganze oberrheinische Land bis nach Mainz lag offen da."
---

DIE VERHÄLTNISSE IN GERMANIEN (20): NACH THEODOR MOMMSEN-"EIN TRAUERSPIEL UND ZUGLEICH EINE POSSE"

So beschreibt MOMMSEN das neue Gallische Reich. CIVILIS profitierte davon, daß Streit im römischen Lager herrschte. Er dachte nicht im Traum daran, das Gallische Reich anzuerkennen, "und noch weniger seine rechtsrheinischen Genossen." Doch auch die Gallier wollten nichts davon wissen. Die TREVERER und LINGONEN blieben ihren Führern treu. Ihnen schlossen sich die VANGIONEN und TRIBOKER an. Die LINGONEN fielen bei den SEQUANERN ein, um sie zum Beitritt zu bewegen, wurden allerdings aus ihrem Land hinausgeschlagen. Die REMER beriefen einen Landtag ein, wo sie die TREVERER wegen der Erhebung ermahnten.
SABINUS spielte sich als Cäsar auf und ließ sich "in dieser Eigenschaft" von den SEQUANERN schlagen. CLASSICUS spielte den römischen Prokonsul! Es gab sogar eine Münze von ihm mit dem Kopf der Gallia, einem Legionssymbol "mit der recht verwegenen Umschrift der 'Treue' (fides)."
Was von den beiden Legionen in VETERA übrigblieb wurde trotz Kapitulation und gegen den Willen des CIVILIS niedergemacht. Die Legionen von NOVAESIUM und BONNA marschierten nach Trier. Alle Lager am Rhein (außer MOGONTIACUM) wurden niedergebrannt. Die "Agrippinenser" befanden sich in einer unguten Lage, da man wußte, daß sie "eigentlich die UBIER waren", also Apostaten. Daher forderten die TENCTERER, die anscheinend noch einige Rechnungen offen hatten, die Schleifung ihres Hauptortes sowie die Hinrichtung aller, die römischer Herkunft waren. Dazu muß gesagt werden, daß die Römer das Land der TENCTERER öde gelegt hatten, um es als "Viehtrift" zu nutzen, weswegen die TENCTERER sich neue Wohnsitze suchen mußten.
---

Montag, 25. April 2016

DIE VERHÄLTNISSE IN GERMANIEN (19): NACH THEODOR MOMMSEN: VOCULA-DAS ENDE EINES TAPFEREN MANNES-DAS GALLISCHE REICH-DIE RHEINARMEE KAPITULIERT VOR DER AUXILIA

Die Stimmung bei den halb romanisierten Galliern war trotz allem "überwiegend antigermanisch". Es fehlte bei ihnen der "Zündstoff" für eine Erhebung wie zu Caesars Zeiten. Dadurch daß sich bei den Römern die Mißerfolge häuften, bekam die römerfeindlichen Gallier Oberwasser. Anführer wie IULIUS CLASSICUS, Kommandant der treverischen Reiterei,, IULIUS TUTOR, Chef der Uferbesatzung am Mittelrhein, beides Treverer, und IULIUS SABINUS, ein Lingone, angeblich ein Nachkomme eines Bastards Cäsars (so rühmte er sich jedenfalls), glaubten "in der fahrigen keltischen Weise", daß der Untergang Roms vorbestimmt sei. Besonders der Brand des Kapitols in Rom 69 nach bestärkte sie noch in dieser Meinung. Also faßten sie folgenden Beschluß: Beseitigung der Römerherrschaft in Gallien und Schaffung eines Gallischen Reiches. Dies wollten sie auf die Art des Arminius erreichen.
VOCULA brach nun mit seinen Truppen und einem Teil der Mainzer Besatzung im Früjahr 70 nach an den Unterrhein auf. Dazu ließ er sich durch gefälschte Berichte der o.g. Offiziere bewegen. Auf dem Marsch dorthin machte sich CLASSICUS und einige andere Offiziere aus dem Staub. Sodann proklamierten sie das Gallische Reich.  VOCULA marschierte mit den Legionen nach NOVAESIUM weiter, "unmittelbar davor" hatte CLASSICUS sein Lager aufgeschlagen. VETERA war nicht mehr zu halten. Die Römer sahen sich der gesamten Macht der Feinde gegenüber. MOMMSEN berichtet:
"Dies vor Augen, versagten die römischen Truppen und kapitulierten mit den abgefallenen Offizieren. Vergeblich versuchte VOCULA noch einmal die Bande der Zucht und der Ehre anzuziehen; die Legionen Roms ließen es geschehen, daß ein römischer Überläufer von der ersten Legion auf Befehl des CLASSICUS den tapferen Feldherrn niederstieß und lieferten selbst die übrigen Oberoffiziere gefesselt an den Vertreter des Reiches Gallien aus, der dann die Soldaten auf dieses Reich in Eid und Pflicht nahm."
Auch die Besatzungen von VETERA und MAINZ leisteten den Eid.
"wo nur wenige einzelne der Schande sich durch Flucht oder Tod entzogen. Das ganze stolze Rheinheer, die erste Armee des Reiches, hatte vor seinen eigenen Auxilien, Rom vor Gallien kapituliert."
---

Sonntag, 24. April 2016

DIE VERHÄLTNISSE IN GERMANIEN (18): NACH THEODOR MOMMSEN

VOCULA wäre es sicher auch an den Kragen gegangen, wenn es ihm nicht gelungen wäre, vermummt zu entkommen. Wieder wurde VITELLUS zum Kaiser ausgerufen. Dieser war aber "leider" schon tot. Als die Soldaten dies erfuhren, wurden sie ein wenig vernünftiger, besonders die zwei obergermanischen Legionen. Also wurde das Bild des VITELLIUS an den Standarten wieder abmontiert und das des VESPASIAN drangemacht. Nach dem Motto "nichts für ungut", unterstellten sie sich wieder dem Befehl des VOCULA. Der führte seine saubere Truppe nach MAINZ. Dort blieben sie den Winter 69/ 70 nach.
CIVILIS besetzte inzwischen GELDUBA und schnitt somit VETERA ab. BONNA und NOVAESIUM konnten sich halten
---
Unter den Aufstädischen gab es damals eine romfreundlich gesinnte Fraktion. Hervorzuheben wären der Bataver CLAUDIUS LABEO und IULIUS BRIGANTICUS, ein Verwandter des CIVILIS, der eine römische Reiterschar anführte und bei einem Gefecht ganz vorne fiel.
Die UBIER und TREVERER leisteten inzwischen den Germanen tapfer und erfolgreich Widerstand.
MOMMSEN schreibt:
"Die Dinge lagen in Gallien noch so wie in den Zeiten Caesars und Ariovists..."
Eine Befreieung Galliens durch die Germanen wäre einer Auslieferung an dieselben gleichgekommen. Der Krieg war aus einem Streit zweier römischer Truppenteile entstanden und weitete sich jetzt zu einem römisch-germanischen aus. In diesem Konflikt waren die Gallier "eigentlich nichts als der Einsatz und die Beute."
----

DIE VERHÄLTNISSE IN GERMANIEN (17): NACH THEODOR MOMMSEN: PROVIANT-DONATIV-MEUTEREI

VOCULA wartete noch einige Tage, dann marschierte er auf VETERA. Es gab ein Gefecht. Danach drang er in die belagerte Stadt ein. Allerdings konnte er den Belagerten keine Lebensmittel bringen, da die Feinde den Fluß hielten. Also mußte Proviant von NOVAESIUM hergeschafft werden. (Ohne etwas zum Beißen kann man schlecht Krieg führen.) In NOVAESIUM hatte FLACCUS sein Lager aufgeschlagen. Ein Transport kam durch, der zweite nicht. Die Proviantkolonne mußte nach GELDUBA ausweichen. VOCULA ging mit seinen Leuten und einem Teil der alten Besatzung von VETERA dorthin. Kaum waren sie in GELDUBA, hatten die Truppen keine Lust mehr nach VETERA zurückzumarschieren. Sie waren nicht gerade erbaut von der Aussicht, erneut belagert zu werden. Also ging der Marsch nach NOVAESIUM. VOCULA hatte inzwischen die Garnison von VETERA einigermaßen verproviantiert. Nolens volens folgte er seinen Leuten. Doch in NOVAESIUM war unterdessen eine Meuterei ausgebrochen. Die Soldaten waren sauer, daß sich der Feldherr ein Donativ des VITELLIUS, das für sie bestimmt war, unter den Nagel gerissen hatte. Also machten sich Druck. Das Donativ wurde auf den Namen des VESPASIAN verteilt. Nach der Spende veranstalteten sie ein Saufgelage, plünderten das Haus des Feldherren und brachten diesen um die Ecke. Sie glaubten, er habe die Rheinarmee an den Feldherren der syrischen Legionen verraten.
---
Kommt zur Legion, da könnt ihr was erleben!

Samstag, 23. April 2016

DIE VERHÄLTNISSE IN GERMANIEN (16): NACH THEODOR MOMMSEN: "DIE NICHTIGKEIT DES SOGENANNTEN FELDHERRN"

VOCULA schlug ein Lager bei GELDUBA (Gellep in der Nähe von Krefeld) auf, das einen Tagesmarsch von VETERA entfernt liegt. MOMMSEN kritisiert dies. Er glaubt, daß es effektiver gewesen wäre, sich von innen wie außen auf den Feind zu werfen. Auch FLACCUS bekommt wieder sein Fett ab. MOMMSEN erwähnt, daß der "weiter zurückstand". Er erklärt dies durch die "Nichtigkeit des sogenannten Feldherrn und die immer steigende Demoralisation der Truppen". Wir lesen:
"Also zog sich das Unheil immer dichter von allen Seiten zusammen. Ganz Germanien schien sich an dem Krieg beteiligen zu wollen..."
Die Belagerer bekamen immer mehr Zuzug. Da dieser Sommer sehr trocken war, hatte der Rhein Niedrigwasser. So gingen ganze Scharen der Germanen über den Fluß und gelangten in den Rücken der Römer (in das Gebiet der UBIER, TREVERER und die MOSELREGION) und taten das, was sie besonders gut konnten: brandschatzen. Andere gelangten in das Gebiet unterhalb von VETERA (MAAS und SCHELDE). Schließlich kamen weitere bis MAINZ und überlegten, ob sie es belagern sollten.
Als  Herbst 69 nach die Nachricht von der zweiten Schlacht von BETRIACUM eintraf, sahen die Legonen, daß es mit VITELLIUS aus war, und sie schworen widerwillig auf VESPASIAN.
CIVILIS, der anfangs zu Vespasian gehalten hatte, zeigte nun sein wahres Gesicht:
"Er warf die Maske weg und sprach es offen aus, was freilich längst feststand, daß die Germanen Nordgallien sich mit Hilfe der freien Landsleute der römischen Herrschaft zu entwinden gedachten."
Doch es kam anders:
"Aber das Kriegsglück schlug um. CIVILIS versuchte das Lager von GELDUBA zu überrumpeln; der Überfall begann glücklich und der Abfall der Kohorten der NERVIER brachte VOCULAS kleine Schar in eine kritische Lage. Da fielen plötzlich zwei SPANISCHE KOHORTEN den GERMANEN in den Rücken; die drohende Niederlage verwandelte sich in einen glänzenden Sieg; der Kern der angreifenden Armee blieb auf dem Schlachtfeld."
---

DIE VERHÄLTNISSE IN GERMANIEN (15): NACH THEODOR MOMMSEN: "DER SCHWACHMÜTIGE OBERFELDHERR"

Als die batavischen Kohorten von Mainz Wind von der Belagerung bekamen, drehten sie auf dem Absatz um und marschirten gen Norden. MOMMSEN schreibt martialisch:
"Statt sie zusammenhauen zu lassen, ließ der SCHWACHMÜTIGE OBERFELDHERR sie ziehen, und als der Lagerkommandant in Bonn sich ihnen entgegenwarf, unterstützte FLACCUS diesen nicht, wie er es gekonnt und sogar anfänglich zugesagt hatte."
Die Bonner Legion wurde "zersprengt", und die Bataver gelangten zu CIVILIS. MOMMSEN erzählt, daß sich nun neben den römischen Kohortenfahnen germanische Tierstandarten aus heiligen Hainen fanden! Ein Überredungsversuch, sich dem Aufstand anzuschließen, wies die Besatzung von VETERA entschieden zurück, da sie eine List witterten. Der Ansturm der Feinde wurde abgewehrt, diese verwandelten die Belagerung in eine Blockade. Die Vorräte wurden knapp, und Entsatz war dringend vonnöten. Also brachen FLACCUS und VOCULA von Mainz aus auf. Unterwegs stießen die Bonner Legion und die aus Novaesium dazu sowie zahlreiche Hilfstruppen der gallischen Gaue.
---

Donnerstag, 21. April 2016

HINWEIS: DIE VERHÄLTNISSE IN GERMANIEN

Teil 5-14 auf unserer LATEINSEITE: MURMILLO1. BLOGSPOT sowie eine Übersetzung von mir ins Lateinische (Teil 14).
---

Sonntag, 17. April 2016

GERMANISCHE VERHÄLTNISSE (4): NACH THEODOR MOMMSEN: SUGAMBRER (CUGERNER) UND FRIESEN

Weiter südwärts siedelten die SUGAMBER, denen es ganz ähnlich erging. Nur ein Teil blieb auf dem rechten Ufer. Diejenigen, die auf das linke Rheinufer übergesiedelt wurden, werden unter diesem Namen nicht mehr erwähnt. Vieles spricht aber dafür, daß diese mit den südlich von Köln wohnenden CUGERNERN identisch sind (auch diese Frage könnte im Rahmen einer "Masterarbeit" geklärt werden; Thema: Auf den Spuren der Sugambrer oder ähnlich).
Die wenigen SUGAMBRER innerhalb des LIMES waren "reichsuntertänig" und wurden zu einer Truppenaushebung herangezogen.
---
Somit waren die Verhältnisse auf diese Weise am Unterrhein geordnet. Die Römer hielten außerdem "ein nicht unbeträchtliches Gebiet am rechten Ufer".
Im Jahre 28 nach gab es dann wieder einmal ein wenig Ärger: Diesmal waren es die FRIESEN. Diese hatten genug davon, Abgaben zu zahlen, obwohl diese lächerlich gering waren. Hier zeigt sich der unbändige Freiheitwille des germanischen Stammeskriegers, der sich -anders als heute-von nichts und niemandem etwas sagen läßt!!!---
Kurzum: Die FRIESEN erschlugen die römischen Steuereintreiber und belagerten das Kastell FLEVUM, wo der Kommandant nebts Soldaten und Schreiberlingen saß. Das Kastell FLEVUM lag an der östlichen Rheinmündung (bei der Insel Vlieland neben Texel). Im Mittelalter drang hier die ZUIDERSEE vor.
Den Römern gefiel dies ganz und gar nicht und so ließen sie beide RHEINHEERE auf die FRIESEN los! Doch der Statthalter LUCIUS APRONIUS war nicht fähig genug, mit einem kleinen Stamm fertigzuwerden! Irgendwann hatten die FRIESEN vom Belagern genug und zogen ab. Das war auch gesünder so, denn die römische Flotte, die die Legionen heranschaffte, war im Anmarsch.
Hören wir MOMMSEN: "Die Belagerung des Kastells gaben die Friesen auf, als die römische Flotte die Legionen herantrug; aber ihnen selbst war in dem durchschnittenen Lande schwer beizukommen; mehrere römische Heerhaufen wurden vereinzelt aufgerieben und die römische Vorhut so gründlich geschlagen, daß selbst die Leichen der Gefallenen in der Gewalt des Feindes blieben. Zu einer entscheidenden Aktion kam es nicht, aber auch nicht zu rechter Unterwerfung; größeren Unternehmungen, die dem kommandierenden Feldherrn eine Machtstellung gaben, war Tiberius, je älter er wurde, immer weniger geneigt."
---
Unterschätze nie einen Friesen!

GERMANISCHE VERHÄLTNISSE (3): NACH THEODOR MOMMSEN: USIPETER, TENCTERER UND TUBANTEN, FRIESEN UND AMSIVARIER

Hören wir, was MOMMSEN sagt: "In den Zügen des GERMANICUS erscheinen dieselben vom Rhein abgedrängt, aber noch in der Gegend der Lippe, später, wahrscheinlich eben infolge jener Expeditionen, weiter südwärts, Mainz gegenüber. Ihr altes Heim lag seitdem öde und bildete das ausgedehnte, für die Herden der niedergermanischen Armee reservierte Triftland, auf welchem im Jahre 58 erst die FRIESEN und dann die heimatlos irrenden AMSIVARIER sich niederzulassen gedachten, ohne dazu die Erlaubnis der römischen Behörden auswirken zu können."
---
Was interessieren den freien germanischen Krieger Formulare und Behörden?!-Nach einer von mir im Stamme der Amsivarier unlängst durchgeführten Umfrage sprachen sich 99, 9 % negativ gegen Behördenkram aus (nur einer nicht: ihr "Bürgermeister"). Amsivarier irren nämlich nie, oder höchstens (unerlaubterweise) in der Gegend herum.-Werde mich also um die Stammesmitgliedschaft nebst "green card" für Beutezüge bewerben.
---

GERMANISCHE VERHÄLTNISSE (2): NACH THEODOR MOMMSEN: LIMES UND "CAESISCHER WALD"

"Eine solche Straße hat gegenüber dem unterrheinischen Hauptquartier im heutigen Münsterland TIBERIUS nach der VARUSSCHLACHT gezogen, in einiger Entfernung vom Rhein, da zwischen ihr und dem Fluß der seiner Lage nach nicht näher bekannte "CAESISCHE WALD" erstreckte."
---
So jedenfalls schreibt THEODOR MOMMSEN. Wo lag der geheimnisvolle "caesische Wald". Gab es ihn überhaupt oder ist es ein Ammenmärchen?
Die Klärung dieser Frage wäre doch ein "tolles" Thema für eine "Masterarbeit" eines jungen, aufstrebenden Altertumswissenschaftlers!
---
Ähnlich wurde in den Flußtälern von Ruhr, Sieg und Wied verfahren. Bei der Wied endete übrigens die unterrheinische Provinz (GERMANIA INFERIOR).
Es war nicht nötig, daß der LIMES militärisch allzu stark besetzt war, dennoch sollte diese Grenzstraße einigermaßen sicher sein. MOMMSEN bemerkt hierzu:
"Ein hauptsächliches Mittel für den Grenzschutz war die Entvölkerung des Landstrichs zwischen dem Fluß und der Straße."- So übersiedelten die Römer germanische Völker vom rechten auf das linke Ufer (wie die UBIER beim heutigen Köln). Das hatte wie immer Vor-und Nachteile: einerseits Teilnahme an der römischen Kultur, andererseits Unterordnung unter römische Herrschaft.-Andere Völkerschaften wiederum hatten wenig bis keine Lust auf diese "amphibische" Aktion und zogen sich lieber in die dichten Wälder Innergermaniens zurück, wo sie machen konnten, was sie wollten und was sie am liebsten taten: in Ruhe Bier trinken, Krieg führen und Beute machen. Hätte ich auch so gemacht.
---



GERMANISCHE VERHÄLTNISSE (1): NACH THEODOR MOMMSEN

Während die nördlichen Germanenstämme entweder zu Bundesgenossen gemacht (wie die BATAVER) oder unterworfen wurden (wie die FRIESEN, CANNENEFATEN, CHAUKER; siehe unsere Hauptseite: MURMILLO1. BLOGSPOT) und ihre Verteidigung z.T. selbst übernehmen mußten (wie die holländischen "Seegaue"), ging man weiter südlich andere Wege:
"Weiter  stromaufwärts wurde anders verfahren; hier ward (sic) eine Grenzstraße abgesteckt und das Zwischenland entvölkert. An die in größerer oder geringerer Entfernung zum Rhein gezogene Grenzstraße, den LIMES, knüpfte sich die Kontrolle des Grenzverkehrs, indem die Überschreitung dieser Straße zur Nachtzeit überhaupt, am Tage den Bewaffneten untersagt und den übrigen in der Regel nur unter besonderen Sicherheitsmaßregeln und unter Erlegung der vorgeschriebenen Grenzzölle gestattet war.
---


Donnerstag, 14. April 2016

QUINTILIUS VARUS (2)

S. FISCHER-FABIAN; DIE ERSTEN DEUTSCHEN, schreibt:
"Doch Varus ist Kummer gewohnt. Die Historiker aller Richtungen haben ihm fast ausnahmslos schlechte Zensuren erteilt. Und wenn man es recht betrachtet, so nur, weil er eine Schlacht verlor. Keine gewöhnliche, keine Dutzendbataille allerdings, von denen es in der Geschichte wimmelt, sondern eine sogenannte 'welthistorische', eine, die die Geschicke der Völker bestimmte."
Früher kannte jeder echte Studiosus VIKTOR VON SCHEFFELS Lied "Als die Römer frech geworden...", womit sich-so Fischer_Fabian-ganze Studentengenerationen durch die Semester sangen. Dort heißt es: Varus "geriet in einen Sumpf, verlor zwei Stiefel und einen Strumpf und blieb elend stecken."-Und weiter: "Da sprach er voll Ärgernissen zum Centurio Titiussen: 'Kamerad, zeuch dein Schwert hervor und von hinten mich durchbohr, da doch alles futsch ist."
---
Und Fischer-Fabian fügt ganz richtig hinzu: "In der Geschichtsschreibung scheint es wie im Alltagsleben zu sein: Nichts ist erfolgreicher als der Erfolgund nichts so abträglich wie der Mißerfolg. Deshalb hat Varus auch vor den Federn der antiken Autoren keine Gnade gefunden."
Ganz in diesem Sinne urteilt VELLEIUS PATERCULUS, ein Reiteroffizier, also Mann vom Fach, der in Germanien Miltärdienst leistete: Varus sei "mehr an das Nichtstun im Lager gewöhnt" gewesen "als an wirklichen Kriegsdienst im Feld"; seine Familie sei "mehr bekannt" gewesen "denn vornehm".
---
Autsch!-Schlechte Presse, nennt man das. Er hätte halt nicht verlieren dürfen. Aber er hat. Und das ist unverzeihlich.
Hätte er gewonnen, müßte ich heute diesen Artikel in einer Art Französische schreiben. Aber dank unseres Retters ARMINIUS sind wir Germanen geblieben.
---

QUINTILIUS VARUS (1)

Wie sah er aus?-Man weiß es natürlich nicht genau, doch wir können uns durch ein Münzportrait ein ungefähres Bild machen: bartloses Gesicht, gerade Stirn, große, spitze Nase, weit zurücktretende Augen, blöder Zug um den Mund, breites Gesicht, fetter Hals, wohlbeleibt, wohl phlegmatisch, jemand, der sich weder geistig noch körperlich gern bewegt; Gesamteindruck: keineswegs bedeutend, unangenehm.
---
Also jemand, von dem ich kein Auto kaufen möchte.
---
Doch Vorsicht!-Varus war der Verlierer der nach ihm benannten Varusschlacht. Verlierer werden gern zu Prügelknaben der Geschichte gemacht.
Bleibt die Frage: War Varus wirklich so blöd, wie er aussah?-Nein. Kaiser Augustus hätte kaum einen Unfähigen Statthalter auf die Provinzen losgelassen. Varus war ein fähiger Jurist und Verwaltungsmann, nur eben kein richtiger Feldherr und Militär. Für die Organisation und Romanisierung einer Provinz war er durchaus der richtige Mann. Doch mußte man vorher die Provinz "befrieden" (pacare), also Krieg führen, und das war nicht seine Stärke.
---