Donnerstag, 31. Januar 2013

DIE EREIGNISSE IN GERMANIEN (4): TACITUS: AB EXCESSU DIVI AUGUSTI I, 63, 16-25:

Während die bleichen Überreste dreier Legionen im Teutoburger Wald vor sich hin moderten, rief ARMINIUS, der Befreier von römischer Fremdherrschaft, erneut zum Waffengang gegen den Feind auf.
Unverdrossen eilte er von Volksversammlung zu Volksversammlung und warb für die germanische Sache. Des ARMINIUS Worte hatten großes Gewicht bei den CHERUSKERN, aber auch bei den anderen Stämmen. Als Sieger über die verhaßten Römer war er im Besitz des "Heils". Wohl das stärkste Argument war die unermeßliche Beute aus der VARUSSCHLACHT. Jetzt versprach der CHERUSKER noch viel größere Beute! Und das war es, was einen richtigen Germanen letztendlich interessierte.
In der Zwischenzeit plünderte der CAESAR GERMANICUS weiterhin im Land der BRUCTERER, von wo aus er zum Ostpaß des SALTUS TEUTOBURGIENSIS marschierte, um die Gebeine der Gefallenen zu bestatten. Da erhielt er Nachricht, daß sich die Germanen, von Osten kommend, auf einer Waldlichtung sammeln würden. Doch hören wir, was TACITUS verkündet:
"Sed Germanicus (Doch Germanicus) cedentem in avia secutus (dem in die Einöde/ unwegsames Gelände Weichenden folgend; der...), ubi primum copia fuit (sobald es eine Möglichkeit gab), evehi equites (daß die Reiter vorsprengen; hinausgeführt werden; hinausreiten) campumque (und daß das Feld), quem hostis insederat (das der Feind (=das sind wir; AdV) besetzt gehalten hatte; auf dem der Feind gesessen war) eripi iubet (entrissen werde befiehlt er; er befiehlt, den Platz zu nehmen). Arminius (A.) colligi (sich zu sammeln) suos (die Seinen) et propinquare silvis (und sich den Wäldern zu nähern) monitos (gemahnt) vertit repente (er wendet sie plötzlich; er schwenkt seine Leute, die er gemahnt hatte, sich zu sammeln und sich den Wäldern zu nähern; "heranzurücken"; Goldmann); mox signum prorumpendi dedit (dann gab er das Zeichen "des Hervorbrechens"; hervorzubrechen) iis, quos (denjenigen, die) per saltus occultaverat (ringsum in/ auf den Waldgebirgen versteckt hatte). tunc nova acie turbatus (dann durch das neue Heer in Unordnung gebracht) eques (die Reiterei), missaeque subsidiariae cohortes (und die geschickten Resevekohorten) et fugientium agmine impulsae (und durch den Zug der Fliehenden angestoßen; die Reserve, die sowohl geschickt wurde als auch durch die Schar der Flüchtenden zum Weichen gebracht wurde) auxerant consternationem (hatten (noch) die Panik vergrößert; die Bestürzung; das Entsetzen; das Durcheinander, AdV), trudebanturque (und sie wären getrieben worden; gedrängt worden) in paludem gnaram vincentibus (in einen Sumpf bekannt den Siegenden; Siegern), iniquam nesciis (ungünstig; nachteilig für die Nichtwissenden=Unkundigen), ni Caesar (wenn nicht der Caesar) productas legiones instruxisset (die nach vorne geführten Legionen (in Schlachtordnung) aufgestellt hätte). Inde hostibus terror (daher; davon; von da an; dann Schrecken den Feinden), fiducia militi (Zuversicht für den Soldaten; für unsere Soldaten); et manibus aequis abscessum (und "mit gleichen Händen"=unentschieden ging man weg).
VON TIPPELSKIRCH beschreibt die Szene, wie folgt:
"Stellen wir uns vor, wie die Reiter des Germanicus in langer Kolonne durch ein von waldigen Höhen flankiertes Wiesental ritten. Jetzt bogen die ersten um eine Ecke des Tales-da sahen sie vor sich ein weites, mit einzelnen Baum-und Buschgruppen bestandenes Feld.
Überall auf dem Feld qualmten Lagerfeuer.
Der Führer des römischen Vortrabes, der LEGAT PEDO, gewann den Eindruck, die Germanen wären vom Auftauchen der Römer überrascht worden, denn sie verließen fluchtartig ihre Lagerplätze und fluteten zu jenseitigen Waldrand hinüber. PEDO beschloß, unverzüglich anzugreifen.
Wie seine Alen und Kohorten aus dem Wiesental herauskamen, so schickte er sie hinaus, mit dem Befehl, quer durch die Fliehenden reitend den jenseitigen Waldrand zu besetzen. Gelang das, bevor die Germanen im Walde verschwunden waren, so hatte man die Abgeschnittenen zwischen den Reitern und den nachfolgenden Legionen in der Falle.
Schon hatten die Alen den Waldrand erreicht, da brüllten im Walde germanische Heerhörner auf. Von vorn, aber auch von der Seite brachen sie in hellen Scharen hervor. Die Alen wurden von der Mündung des Wiesentals abgedrängt und immer weiter hinaus auf die Lichtung getrieben. Jetzt waren sie selber in Gefahr, abgeschnitten zu werden. Für den Germanicus muß das ein erschreckender Anblick gewesen sein, als er seinen Legionen vorausreitend, die Lichtung erreichte. Er befahl einem seiner Tribunen, die Legionen so schnell wie möglich heranzuholen. (...)Denn weit drüben kam jetzt der Rückzug der Reiter und der Auxiliarier zu einem unerwarteten Halt. (...) Die Germanen hatten die Reiter und Auxiliarier gegen einen Sumpf gedrängt! (...)
Das grelle Signal 'Laufschritt' muß dem Germanicus wie Sphärenmusik in den Ohren geklungen haben! Diesmal war es keine Täuschung wie damals beim Ausbruch in Aliso. Die erste Legion kam aus dem Wiesental hervor. (...) Jedenfalls bekam das Gefecht nun ein anderes Gesicht. Die Legionen marschierten auf mit der Präzision gnadenlos gedrillter Regularier. (...) Da sah der Cherusker ein, daß sein Plan gescheitert war. Mit seinem Gefolge ritt er in Richtung zum jenseitigen Waldrand davon. Aber es war keine Flucht. (...) Selbst TACITUS, ein glühender Verehrer des Germanicus, schreibt:
'Das Gefecht wurde ohne Entscheidung abgebrochen.'
So erfuhr Germanicus gleich bei seinem ersten ernsthaften Gefecht mit den Cheruskern, daß Arminius nicht nur durch die Unfähigkeit seiner Gegner zu bestehen vermochte."
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Anmerkungen:
1.) Man legt sich nicht mit ganzen Legionen an. Arminius tat gut daran, nach Hause zu gehen.
2.) Das mit dem Aufstellen der Legionen ist zwar eindrucksvoll, dauert aber viel zu lange. So konnte Arminius nicht am geordneten Rückzug gehindert werden. Germanicus stellte seine Legionen auf, und Arminius sagte "ciao, ich geh' jetzt mal besser"!
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SIR R

Dienstag, 22. Januar 2013


DIE VERPFLEGUNG DES LEGIONÄRS

Mit leerem Bauch kann man nicht Krieg führen.- MARCUS JUNKELMANN ("DIE LEGIONEN DES AUGUSTUS"), der über die Römer nahezu alles weiß, bezeichnet die Verpflegung des Legionärs als ausgezeichnet. So wurden in fast allen Lagern Unmengen von Tierknochen ausgegraben. Es gab sogar Austern! Dies ging allerdings nicht immer gut, wie wir aus einem Brief des TERENTIANUS wissen, dem die Austern schwer im Magen lagen! Beliebt waren vor allem stark gewürzte Speisen. Gekocht wurde in den jew. CONTUBERNIA (Zelt-und Stubengemeinschaften). Jedes CONTUBERNIUM hatte eine Kornmühle, die ein Tragtier transportieren mußte. Aus geschrotetem Getreide wurde ein "köstlicher" Brei namens PULS gekocht. Das übliche Getränk im Dienst war die POSCA (Wasser+saurer Wein=ACETUIM). Es gab sogar regelrechte Bierlieferungen an die Armee.
Die Versorgung mit CIBARIA (Lebensmittel) war Aufgabe der PROCURATORES. Eine LEGIO vertilgte 2100 Tonnen Getreide im Jahr!
Von APICIUS (einem antiken Fresssack; schreibt man dies übrigens mit 2 oder 3 "s"?) gibt es sogar ein tolles Weinrezept für Würzwein (CONDITUM PARADOXUM). GARUM war eine beliebte Würzsauce (vgl. Maggi). Saatweizen hieß übrigens TRITICUM VULGARE und Speck LARIDUM.
Das bekannteste Kochbuch stammt von A. CAELIUS: DE RE COQUINARIA.
Das Weinrezept: 2 l trockener Weißwein mit Harz-500 g Honig-30 g gestoßener schwarzer Pfeffer-10 Lorbeerblätter- 10 g Safran-5 in Wein eingeweichte Datteln-1/2 l Wein und den Honig in Topf vermischen-aufkochen-abschäumen-Pfeffer, Lorbeer, Safran und Datteln (entkernt) hinein-kühl stellen!
Trinken-Sweet dreams!
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R (legatus)

EIGENE TEXTE 2: DE GERMANIA INFERIORE ET SUPERIORE (Über Nieder-und Obergermanien)

Permulta aedificia pulchra (Sehr viele schöne Gebäude) a Romanis in provincia exstructa sunt (sind von den Römern in der Provinz errichtet worden). Extra muros civitatum (Außerhalb der Mauern der Städte) magnae villae rusticae erant (gab es große Bauernhöfe). Viae bonae (Gute Straßen) ad omnes regiones ferebant (führten in alle Richtungen). Ad vias (An den Straßen) saxa leugas indicantia erant (waren (gab es) Steine, die die Meilen anzeigten; "anzeigend"). In fluviis (Auf den Flüssen) bona in omnes partes ferebantur (wurden Güter in alle Gegenden (Richtungen) gebracht) velut dolia vini plena (wie z.B. Fässer, die voll von Wein waren).
Secundo saeculo p.Chr.n. (Im zweiten Jahrhundert nach Christi Geburt) praecipue civitates ad Rhenum sitae florebant (blühten besonders die Städte, die am Rhein gelegen waren; die am Rhein gelegenen Städte). Inprimis vitra in Colonia facta (Besonders (Vor allem) Gläser, die in Köln hergestellt wurden: in Köln hergestellte Gläser) praeclara erant (waren sehr berühmt). Utraque provincia (Jede Provinz) quattuor legiones habebat (hatte vier Legionen). Primo saeculo (Im ersten Jahrhundert) legio I Bonnae atque legio XX Novaesii erant (war die erste Legion in Bonn und die 20. Legion in Nuß). Anno L p.chr. n. (Im Jahr 50 nach Christi Geburt) Agrippina auctore (auf Veranlassung von Agrippina) oppidum Ubiorum Colonia facta est (ist die Stadt der Ubier zur Kolonie gemacht worden). Quo ex tempore (Seit dieser Zeit) 'Colonia Claudia Ara Agrippinensium' (CCAA) appellabatur (wurde sie 'Claudische Kolonie Altar der Agrippinensier' (CCAA) genannt). Aquaeductus maximus (Ein sehr großer Aquädukt) ab eis montibus (von diesen Bergen), qui Germanice "Eifel" nominantur (die auf deutsch Eifel genannt werden), aquam in Coloniam apportabat (brachte Wasser nach Köln). Haud procul a Bonna (Nicht weit von Bonn) in (ex) montibus (in (aus) den Bergen), qui lingua Germanica (die in deutscher Sprache) "Drachenfels" dicuntur ("Drachenfels" genannt werden) (Latine "Saxum Draconis" significans (was auf Latein "Fels des Drachens" bedeutet; "Fels des Drachens bedeutend"), Romani saxa arcessiverunt (holten die Römer Steine (herbei). Complures pontes trans Rhenum erant (Es gab mehrere Brücken über den Rhein), unus ab Colonia (eine von Köln) ad eum locum ducens (zu diesem Ort führend; eine, die...führte), qui tum "Divitiae" (der damals "Divitiae" (war)) atque hodie "Köln-Deutz" est (und heute Köln-Deutz ist).
Constantinus Imperator (Der Kaiser Konstantin) illum pontem faciendum curavit (ließ jene Brücke erbauen; "sorgte für jene zu erbauende Brücke") anno CCCX p. Chr. n. se praesente (im Jahre 310 nach Christus in seiner Anwesenheit).
Finis ad Germaniam superiorem (Die Grenze zu Obergermanien) rivus erat (war ein Bach), cui nostra aetate (dem in unserer Zeit) nomen "Vinxtbach" est (der Name "Vinxtbach" ist), id est: rivus ad fines (d.h. Bach an den Grenzen)!
Caput Germaniae superioris (Die Hauptstadt Obergermaniens)) Mogontiacum erat (war Mainz), ubi ab anno XCII legio XXII Primigenia pia fidelis (PPF) (wo im Jahre 92 die 22. Legion, die "glückliche, fromme, treue" (PPF)) stipendia merebatur (Dienst tat). Ut transgressus Rheni muniretur (Um den Übergang über den Rhein zu befestigen), Romani (die Römer) in altera ripa fluvii (auf dem anderen Ufer des Flusses) castellum Mattiacorum erigebant (errichteten das Kastell der Mattiaker)., hodie nomine "Kastel" notum (heute unter dem Namen "Kastel" bekannt; das heute...bekannt ist). Dehinc (Von dort) Domitianus Imperator (der Kaiser Domitian) cum quinque legionibus (mit fünf Legionen) quattuor vexillationibus (ex Britannia) (vier Abordnungen; 'Vexillationen' (aus Britannien)) auxiliisque (und Hilfstruppen) profectus est (marschierte ab) ad Chattos aggrediendos (um die Chatten anzugreifen; "zu den anzugreifenden Chatten";...die anzugreifen sind).---
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Die Chatten werden oft mit den Hessen gleichgesetzt. Dies stimmt nicht ganz (ungenau!).
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R (Germanus et Chattus)

DIE BURGUNDER

Das kleine Volk der Burgunder kam ursprünglich wohl von der Insel Bornholm. Aus dem Dunkel der Geschichte treten die Burgunder im 1. Jahrhundert nach Christus, wo wir sie im Gebiet zwischen Oder und Weichsel finden. Nach zahl-und namenlosen Kämpfen siedeln sie um die Mitte des 3. Jh. am Main. An der Wende zum 5. Jh. tauchen sie in der Gegend von Worms auf, das im alten, mittlerweile verteidigungsunfähig gewordenen Vangionengau lag. 413 n. schlossen die Burgunder sogar einen Vertrag mit den Römern, der ihnen Land zusicherte. Noch 369 n. war ihnen von Valentinian in Altrip gegenüber von Mannheim das versprochene Land perfide verweigert worden.
Die Burgunder träumten von einem eigenen Reich. Ein gewisser Stegemann nennt es „ein luftiges, von Hifthorn-, Becher-und Schwertklang erfülltes Gebilde zwischen Odenwald und Donnersberg ausgespannt“.
435 n. ging es den Burgundern zu gut, und sie griffen die Belger an. Das war ein fataler Fehler, denn der römische Heermeister (Patricius) Aetius versetzte den Burgundern mit hunnischen Horden im Schlepptau einen Schlag, „der sie zur Vernunft bringen sollte“. Zwei Jahre später kamen die Hunnen wieder. Resultat: 10-20 000 Burgunder fallen, darunter auch ihr König Gundahar, der Gunther des Nibelungenliedes. Hinter all dem steckte vermutlich die „welsche“ Hinterlist der Römer. Die Hunnen hatten, so Sokrates Scholastikus, mit den Burgundern noch eine alte Rechnung offen. Ein Kontingent der Burgunder habe sich taufen lassen. Ihr erstes frommes Werk bestand darin, ein hunnisches Lager zu überfallen, wo gerade eine Sauforgie abgehalten wurde.
Aetius wies nun den Burgundern neue Wohnsitze in der Gegend von Genf zu. Die Burgunder scheinen nicht sehr nachtragend gewesen zu sein, denn 451 n. kämpften sie (ganz Krieger) im Heer des Aetius gegen die Hunnen auf den Katalaunischen Feldern.
Quelle: R. Pörtner: Mit dem Fahrstuhl in die Römerzeit.
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SIR R

CAESARS HEER: Grundwissen für den Hobbystrategen (cursus celer compactusque)
Ende des Gallischen Krieges hatte Caesar 11 Legionen (Nr. 1; 6-15). Das ist nicht wenig. Damit kann man was anfangen, z.B. Gallien erobern!
1.)Die legio (3600 Mann) bestand aus 10 cohortes (zu jeweils 360 Mann).
Eine cohors (360 Mann) hatte 3 manipuli (zu jeweils 120 Mann).
Ein manipulus (120) hatte 2 centuriae (ordines) (zu jew. 60 Mann).
Man merke sich also:
1 legio (3600)=10 cohortes (10 mal 360)=30 manipuli (30 mal 120)=60 centuriae (60 mal 60).
Summa: 3600. Alles klar? Die Stärke konnte schwanken.
Es war also nicht ganz einfach, korrekt Meldung zu machen, s. auch "Asterix, der Legionär".
Die legio bestand aus dem sog peditatus=Infanterie, römischen Bürgern aus den unteren Schichten.
Seit Marius waren es Berufssoldaten, die nach 20jähriger Dienstzeit (!) als veterani angesiedelt wurden.
Bei Caesar sind veterani altgediente, erfahrene Soldaten, denen Caesar vertrauen konnte.
2,)Daneben gab es noch die sog. auxilia=Hilfstruppen (Bundesgenossen, Söldner). Dazu gehörten
a) expediti=Leichtbewaffnete (sagitarii=Bogenschützen, funditores=Schleuderer)
b) equitatus=Reiterei: Man merke sich:
1 turma (30 Reiter)=3 decuriae (3 mal 10); Anführer: decurio.
3.) Cohors praetoria=Leibgarde
4.) Fabri=Techniker, Pioniere (Caesar bediente sich der Handwerker im Heer, hatte also keine eigene Pionierabteilung.)
Quelle: Caesar: Bell. Gall. Aschendorffs Sammlung Lateinischer und Griechischer Klassiker. Vollst. Ausg. von Alois Guthardt, Münster 1973, S.32 f.
Ich empfehle jedem discipulus die sofortige Anschaffung des Text- sowie des Kommentarbändchens!
(Kommentare sind unverzichtbares philologisches Rüstzeug, in die  die Erfahrung von Generationen eingeflossen ist. Sie bieten oft wertvolle Hinweise und liefern die im jeweiligen Kontext treffende Bedeutung, auf die man oft nicht ohne weiteres kommen würde. Darauf verzichten zu wollen, ist töricht!
Tut euch also einen Gefallen und macht es wie ich: Sammelt Kommentare! Dann könnt ihr schön wichtigtun, im Unterricht.
Ich erinnere mich an meinen Lateinunterricht im Gymnasium Gernsheim (anno 1971-76). Wir hatten immer Kommentare. Lektüre ohne Kommentar ist ein Unding! Daß viele "moderne" Lehrer meinen, darauf verzichten zu können, möchte ich hier lieber nicht kommentieren. Ich bekomme jedenfalls fast regelmäßig Krisenstimmung, wenn ein Schüler bei mir mit "so einem Freßzettel"  (anstatt mit einem ordentlichen Text-und Kommentarband, comme il faut) in der Hand einläuft. Soviel sei nur gesagt.)
(Beispiel eines Manipelführers: Crastinus, freiwilliger Veteran, 10. Legion, 1. Manipel. Er rief Caesar zu:
"Feldherr, heut sollst du mir entweder als Lebendem oder Totem deinen Dank abstatten!"
Leider bewahrheitete sich dies. Cratinus fiel durch einen Hieb ins Gesicht! Caesar setzte ihm ein Denkmal im "Bellum civile", seinem anderen Werk (Bell. Civ., lib 3, cap. 91 u. 99). Er war sicher ein guter Mann. Doch leider tot. Nulla salus bello=Kein Heil im Krieg.)---
SIR R (aka Leutn. F.)


CAESAR:  BELL. GALL. II:

Apud Helvetios (Bei den Helvetiern) longe nobilissimus fuit (war der bei weitem vornehmste) et ditissimus Orgetorix (und reichste Orgetorix). Is (Dieser) M. Messala  M. Pisone consulibus (unter dem Konsulat des Messala und Piso=61 v.) regni cupiditate inductus (verleitet durch die Gier nach Herrschaft; Machtgier; weil er...) coniurationem nobilitatis fecit (machte eine Verschwörung des Adels; stiftete...an) et civitati persuasit (und redete dem Stamm ein; überredete den Stamm), ut de finibus suis (daß sie aus ihren Grenzen=Gebiet) cum omnibus copiis exirent (mit all ihren Truppen hinausgingen; ...hinauszugehen): perfacile esse (es sei sehr einfach), cum virtute omnibus praestarent (weil sie an Tapferkeit allen voranstünden; alle überträfen/ übertreffen), totius Galliae imperio potiri (sich der Herrschaft über ganz Gallien zu bemächtigen). Id hoc facilius (Dieses umso leichter; abl. mensurae) iis persuasit (redete er ihnen ein; er überredete sie dazu umso leichter), quod undique (weil auf allen Seiten) loci natura (durch die Beschaffenheit des Ortes) Helvetii continentur (die Helvetier zusammengehalten werden; umschlossen werden; eingeengt werden): una ex parte (auf der einen Seite) flumine Rheno latissimo et altissimo (durch den sehr breiten und tiefen Fluß Rhein), qui agrum Helvetium (der das Helvetische Gebiet) a Germanis dividit (von den Germanen trennt), altera ex parte (auf der anderen Seite) monte Iura altissimo (durch das sehr hohe Juragebirge), qui est inter Sequanos et Helvetios (das zwischen den Sequanern und Helvetiern ist; sich befindet), tertia lacu Lemanno (auf der dritten durch den Genfer See) et flumine Rhodano (und den Fluß Rhône), qui provinciam nostram (der unsere Provinz) ab Helvetiis dividit (von den Helvetiern trennt). His rebus fiebat (Durch diese Dinge geschah es; aufgrund dieser Verhältnisse), ut et minus late vagarentur (daß sie sowohl weniger weit umherstreiften) et minus facile (als auch weniger leicht) finitimis bellum inferre possent (den Nachbarn den Krieg "hineintragen" konnten; mit ihnen Krieg führen konnten); qua ex parte (aus diesem Grund) homines bellandi cupidi (die des Kriegführens begierigen Menschen; kriegslüstern) magno dolore adficiebantur (wurden mit großem Schmerz erfüllt; "versehen"). Pro multitudine autem hominum (Im Verhältnis zur Menge der Menschen aber) et pro gloria belli (und angesichts ihres Kriegsruhms) atque fortitudinis (und ihrer Tapferkeit) angustos se fines habere arbitrabantur (glaubten sie, daß sie zu enge Grenzen hätten); qui (diese) in longitudinem (in die Länge) milia passuum CCXL (240 Tausender der Doppelschritte=240 röm. Meilen; mal 1,5, macht 360 km), in latitudinem (in die Breite) CLXXX patebant (erstreckten sie sich ("standen sie offen") 180 röm. Meilen=270 km).
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Ja, so war's bei den alten Helvetiern. Ob die schon damals so komisch gesprochen haben?
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Sir F. (master and commander)

CAESAR: BELLUM GALLICUM I,1: Gallia est omnis...(Topographie, Land und Leute)

Gallia est omnis (Gallien ist als Ganzes) divisa in partes tres (in drei Teile geteilt), quarum unam (deren einen) incolunt Belgae (die Belger bewohnen), aliam Aquitani (den anderen die Aquitanier), tertiam (den dritten), qui ipsorum lingua Celtae (die in der Sprache ihrer selbst Kelten; in ihrer eigenen Sprache), nostra Galli appellantur (in unserer Gallier genannt werden). Hi omnes (Diese alle) lingua, institutis, legibus (durch Sprache, Einrichtungen (Sitten; Brauchtum) und Gesetze) inter se differunt (untescheiden sich untereinander). Gallos ab Aquitanis (Die Gallier von den Aquitaniern) Garunna flumen (der Fluß Garonne), a Belgis Matrona et Sequana (von den Belgern die Marne und die Seine) dividit (teilt; trennt). Horum omnium fortissimi (Die Tapfersten dieser aller) sunt Belgae (sind die Belger), propterea quod (deswegen weil) a cultu atque humanitate provinciae (von der Lebensweise und feinen Lebensart der Provinz) longissime absunt (sie am weitesten weg sind) minimeque ad eos (und am wenigsten zu ihnen) mercatores saepe commeant (Kaufleute oft reisen) atque ea (und diese Dinge), quae ad effeminandos animos (die zur Verweichlichung führen; die feige machen), important (einführen) proximique sunt Germanis (und sie die nächsten zu den Germanen sind), qui trans Rhenum incolunt (die über dem Rhein wohnen; d.h. auf der anderen Seite), quibuscum (mit denen) continenter bellum gerunt (sie ununterbrochen Krieg führen). Qua de causa (Aus diesem Grund) Helvetii quoque reliquos Gallos (die Helvetier auch die übrigen Gallier) virtute praecedunt (übertreffen an Tapferkeit), quod fere cotidianis proeliis (weil sie in fast täglichen Gefechten) cum Germanis contendunt (mit den Germanen kämpfen), cum (indem) aut suis finibus (entweder von ihren Grenzen) eos prohibent (sie diese fernhalten) aut ipsi (oder selbst) in eorum finibus (in den Grenzen dieser; in ihren Grenzen; in deren Gebiet) bellum gerunt (Krieg führen).
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Sir F.

Montag, 21. Januar 2013


RÖMERSATIRE 1: CARNUNTUM, EIN RÖMERLAGER AN DER "WILDEN GRENZE"
Zwei Hasen sitzen in den Feldern unweit ("haud procul"!) von Deutsch-Altenburg an der Donau. Es ist Nacht, und ein kalter Wind weht. In der Ferne sieht man Lichter von Dörfern. Überall liegen Steinblöcke herum, zwischen denen sich die Hasen oft verstecken. In der Dunkelheit wirken die Steine unwirklich und geradezu unheimlich.
Hier stand dermaleinst das Römerlager CARNUNTUM. Die Festung war das "Zentrum der römischen Macht an der pannonischen Grenze" (R. PÖRTNER!). TIBERIUS versammelte hier sechs Legionen, um gegen die MARKOMANNEN zu Felde zu ziehen. CARNUNTUM war der Standort der LEGIO XV APOLLINARIS (sie ist übrigens nicht Erfinderin des gleichnamigen Mineralwassers). In den 40er Jahren begann die Legion mit der Anlage von "vallum fossaque" und Innenausbauten.
Incola Carnunti (Ein Einwohner von Carnuntum): "Carnuntum castra legionis magna valde spectabilia sunt (Carnuntum ist ein Legionslager, das sehr sehenswert ist), Hic ad finem imperii sumus (Hier sind wir an der Grenze des Reichs)."
Legionarius quidam (Ein Legionär): "In summa sex legiones adsunt ad Marcomannos aggrediendos (Im ganzen sind sechs Legionen da, um die Markomannen anzugreifen; Gerundiv!)."
Incola: Timeo, ne pereant (Ich fürchte, sie werden untergehen). Marcomanni enim fortes ferocesque sunt (Die Markomannen sind nämlich tapfer und wild). Romanos non multum amant (diligunt) (Sie lieben die Römer nicht sehr). Quales Marcomanni sunt, semper pugnare (So sind sie eben, die Markomannen, immer nur kämpfen)! Romani pugnent (Die Römer mögen ruhig kämpfen), per me licet (ich habe nichts dagegen). Ego autem in tabernam vado bibendi causa (Ich aber gehe in die Kneipe, um zu trinken ("einen zu saufen")). Non tam periculosum est (Das ist nicht so gefährlich). Vinum et mulieres (puellas) plus amo quam dimicare (Ich liebe  den Wein und die Frauen (Mädchen) mehr als zu kämpfen). Regio Marcomannorum terribilis est (Das Gebiet der Markomannen ist schrecklich). Solum silvae et animalia ferocia (Nur Wälder und wilde Tiere). Et isti Marcomanni insani, delirant omnes (Und erst diese verrückten Markomannen, die spinnen alle).   Non mihi placent istos (Die gefallen mir nicht).
Legionarius: Legio XV Apollinaris semper stat, sempiterna est (Die 15. Legion Apollinaris steht immer, sie ist ewig). Marcomannos in silvas fugabimus (Wir werden die Markomannen in die Wälder vertreiben; in die Flucht schlagen)."-
Die Festung scheint recht gemütlich gewesen zu sein. Wahrscheinlich ist sie mehrmals von römischen Kaisern besucht worden:
Alius Incola (ein anderer Einwohner): "Semper istis (FEHLER: Als Provinziale ist er nicht so gut in Grammatik. Richtig: "isti" oder "istos") imperatores, qui veniunt castra visitando causa (FEHLER: richtig: visitandi) (Immer diese Kaiser, die kommen, um das Lager zu besuchen; wörtl. "des das Lager Besuchens wegen")!"
("Der Akkusativ in Ausrufen erklärt sich durch die Ergänzung eines Verbs, wie etwa videte: Heu me miserum!=Ach, ich Armer!".
Aus: STEHLE: LAT: GRAMMATIK., S76.)
Alius Incola maxime doctus (Ein anderer sehr gelehrter Bewohner; ein Klugsch...): "Istos, istos imperatores non 'istis', vide: STEHLE, pagina septuaginta sex! (Diese, diese Kaiser, nicht diesen, siehe: STEHLE, Seite 76). Praeterea 'visitandi causa', non 'visitando causa' (Außerdem 'des Besuchens wegen', nicht 'durch das Besuchen wegen'.
Incola: "Isti visitationes magnum pretium (FEHLER) sunt (Diese Besuche sind 'großer Preis').
Doctus (Der Gelehrte): "Magni pretii (kosten viel); genitvus pretii, vide et STEHLE, pagina nonaginta duo ('Gen. des Preises', siehe auch STEHLE, Seite 92)."
Incola: "Ante omnia orgiae (Vor allem die Orgien)!"
Mulier (eine Frau): "Ubinam (Wo denn)?"
Quaedam alia Femina  (Eine andere Frau): "Velim (Volo) imperatorem videre! (Ich möchte (will) den Kaiser sehen)!
Incola: "Tace, mulier (Schweig stille, Weib)!";
Femina: "Abi ad malam partem (Geh' zum Teufel; "geh' weg zum schlechten Teil; zur schlechten Seite").
Ich kann dazu nur eins sagen: VOX POPULI, VOX RINDVIEH (Die Stimme des Volkes ist die Stimme des Rindviehs).- (Jeden Tag muß ich mir die enthirnten Dialoge meiner Nachbarn der Spezies Hauptschüler" anhören. Da entflieht einem der Geist.)
Kaiserbesuche in Canuntum: Sicher ist, daß Domitian (das Monster) dort war. Man fand nämlich eine Inschrift für einen seiner verstorbenen Sänftenträger.
Domitianus: "Heu, me infelicem (Ach, ich Armer (armes Schwein))! Quare iste fatuus mortuus est (Warum ist dieser auch Idiot gestorben)? Et hoc sine imperio meo (mandato meo) (Und das ohne meinen Befehl). Nunc sine gestatore sum (jetzt bin ich ohne Träger), nunc pedibus meis ire debeo (jetzt muß ich zu Fuß ("mit meinen Füßen") gehen)."
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Auch ich könnte eine Sänfte und Träger gut gebrauchen, da ich's im Kreuz habe. Schüler, noch besser: hübsche Schülerinnen (in Tunica) dürfen sich für diese ehrenvolle Aufgabe melden. Belohnung: 1 Henkel Bananen am Tag!
SIR R (euer Imperator)

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EIGENE TEXTE 2: DE GERMANIA INFERIORE ET SUPERIORE (Über Nieder-und Obergermanien)

Permulta aedificia pulchra (Sehr viele schöne Gebäude) a Romanis in provincia exstructa sunt (sind von den Römern in der Provinz errichtet worden). Extra muros civitatum (Außerhalb der Mauern der Städte) magnae villae rusticae erant (gab es große Bauernhöfe). Viae bonae (Gute Straßen) ad omnes regiones ferebant (führten in alle Richtungen). Ad vias (An den Straßen) saxa leugas indicantia erant (waren (gab es) Steine, die die Meilen anzeigten; "anzeigend"). In fluviis (Auf den Flüssen) bona in omnes partes ferebantur (wurden Güter in alle Gegenden (Richtungen) gebracht) velut dolia vini plena (wie z.B. Fässer, die voll von Wein waren).
Secundo saeculo p.Chr.n. (Im zweiten Jahrhundert nach Christi Geburt) praecipue civitates ad Rhenum sitae florebant (blühten besonders die Städte, die am Rhein gelegen waren; die am Rhein gelegenen Städte). Inprimis vitra in Colonia facta (Besonders (Vor allem) Gläser, die in Köln hergestellt wurden: in Köln hergestellte Gläser) praeclara erant (waren sehr berühmt). Utraque provincia (Jede Provinz) quattuor legiones habebat (hatte vier Legionen). Primo saeculo (Im ersten Jahrhundert) legio I Bonnae atque legio XX Novaesii erant (war die erste Legion in Bonn und die 20. Legion in Nuß). Anno L p.chr. n. (Im Jahr 50 nach Christi Geburt) Agrippina auctore (auf Veranlassung von Agrippina) oppidum Ubiorum Colonia facta est (ist die Stadt der Ubier zur Kolonie gemacht worden). Quo ex tempore (Seit dieser Zeit) 'Colonia Claudia Ara Agrippinensium' (CCAA) appellabatur (wurde sie 'Claudische Kolonie Altar der Agrippinensier' (CCAA) genannt). Aquaeductus maximus (Ein sehr großer Aquädukt) ab eis montibus (von diesen Bergen), qui Germanice "Eifel" nominantur (die auf deutsch Eifel genannt werden), aquam in Coloniam apportabat (brachte Wasser nach Köln). Haud procul a Bonna (Nicht weit von Bonn) in (ex) montibus (in (aus) den Bergen), qui lingua Germanica (die in deutscher Sprache) "Drachenfels" dicuntur ("Drachenfels" genannt werden) (Latine "Saxum Draconis" significans (was auf Latein "Fels des Drachens" bedeutet; "Fels des Drachens bedeutend"), Romani saxa arcessiverunt (holten die Römer Steine (herbei). Complures pontes trans Rhenum erant (Es gab mehrere Brücken über den Rhein), unus ab Colonia (eine von Köln) ad eum locum ducens (zu diesem Ort führend; eine, die...führte), qui tum "Divitiae" (der damals "Divitiae" (war)) atque hodie "Köln-Deutz" est (und heute Köln-Deutz ist).
Constantinus Imperator (Der Kaiser Konstantin) illum pontem faciendum curavit (ließ jene Brücke erbauen; "sorgte für jene zu erbauende Brücke") anno CCCX p. Chr. n. se praesente (im Jahre 310 nach Christus in seiner Anwesenheit).
Finis ad Germaniam superiorem (Die Grenze zu Obergermanien) rivus erat (war ein Bach), cui nostra aetate (dem in unserer Zeit) nomen "Vinxtbach" est (der Name "Vinxtbach" ist), id est: rivus ad fines (d.h. Bach an den Grenzen)!
Caput Germaniae superioris (Die Hauptstadt Obergermaniens)) Mogontiacum erat (war Mainz), ubi ab anno XCII legio XXII Primigenia pia fidelis (PPF) (wo im Jahre 92 die 22. Legion, die "glückliche, fromme, treue" (PPF)) stipendia merebatur (Dienst tat). Ut transgressus Rheni muniretur (Um den Übergang über den Rhein zu befestigen), Romani (die Römer) in altera ripa fluvii (auf dem anderen Ufer des Flusses) castellum Mattiacorum erigebant (errichteten das Kastell der Mattiaker)., hodie nomine "Kastel" notum (heute unter dem Namen "Kastel" bekannt; das heute...bekannt ist). Dehinc (Von dort) Domitianus Imperator (der Kaiser Domitian) cum quinque legionibus (mit fünf Legionen) quattuor vexillationibus (ex Britannia) (vier Abordnungen; 'Vexillationen' (aus Britannien)) auxiliisque (und Hilfstruppen) profectus est (marschierte ab) ad Chattos aggrediendos (um die Chatten anzugreifen; "zu den anzugreifenden Chatten";...die anzugreifen sind).---
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Die Chatten werden oft mit den Hessen gleichgesetzt. Dies stimmt nicht ganz (ungenau!).
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SIR R (Germanus bonus verusque et Chattus)

RÖMERSATIRE 2: DE MACRIANO

Anno post Christum natum trecentesimo septuagesimo primo (=371 n.) VALENTINIANO IMPERATORE
MACRIANUS, dux ALEMANNORUM, qui aegrotus erat, AQUIS MATTIACIS (in Wiesbaden) in thermis (in aquarum calentium fontibus) ad morbos curandos (Rheuma!) lavabat.
Balneator (Bademeister) Romanus: "Visne gausapam (Badetuch), o MACRIANE, dux potentissime?!"
"Non velle MACRIANUS (M. nicht wollen). Velle servas balneareas. Ubi esse puellas?"
"Puellas pro vino mutavimus!"
"Stupide, mente capte! Macrianus velle cervisiam, sed subito, fac cito!"
"Cervisiam non iam habemus."
"Ego e capite tuo poculum facere"
Balneator fugit multum clamans.
Interea Mogontiaci (Lokativ!). VALENTINIANUS valde irascitur: "Captate istum MACRIANUM!"
Tum Legionarii AQUAS MATTIACAS accedunt MACRIANUM captandi (comprehendi) causa.
Unus ex eis: "Melius esset hastas abicere (die Flinten ins Korn werfen). Iste hostis acerrimus est."
Alter legionarius: "Sic est, periculosus est. Utinam Romae essem!"
Deinde milites cantare incipiunt tam magna voce, ut socii Macriani hoc audiant.
Miles barbarus MACRIANI (Germanice in Latinum conversum): "MACRIANE, o dux noster potentissime, Romani veniunt. Cantant! Quid faciamus (coni. dubitativus)?"
MACRIANUS: "Mea lectia (Sänfte), cito, properare!"
Sic feriae MACRIANI finiti sunt. Ipse cum suis elabitur (verschwand) ex oculis Romanorum in silvas (saltus), qui TAUNUS nominantur. Neque ullus homo (nemo) quidquam de illo  (umquam) iterum audiebat.
(Text und Idee by SIR R)
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Zu Macrianus s. auch: ARMIN UND RENATE SCHMID: DIE RÖMER AN RHEIN UND MAIN, Frankf. 1972, S. 186:
"Eine der letzten Episoden aus AQUAE MATTIACORUM ist uns überliefert: 371 n. Christus kurierte der Alamannefürst MACRIAN sein Rheuma in den Thermalquellen. VALENTINIAN wollte sich den Fürsten schnappen und setzte von Mainz aus eine starke Abteilung in Marsch. Doch das römische Heer war anscheinend nicht mehr das, was es einmal war. Der undisziplinierte Haufen machte unterwegs einen solchen Lärm, daß die Germanen, rechtzeitig gewarnt, ihren rheumatischen Fürsten in eine Sänfte packen und mit ihm in den Taunuswäldern verschwinden konnten."
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SIR R
(signifer)


SCRIPTA PROPRIA 3: DE LIMITE (ÜBER DEN LIMES) ET DE AUXILIIS (AUXILIARIBUS) (UND ÜBER DIE HILFSTRUPPEN)

Romani illam munitionem aedificabant, quae nobis nomine limitis nota est, provinciam defendendi causa.
(Die Römer bauten jene Befestigung, die uns heute unter dem Namen Limes bekannt ist, um die Provinz zu verteidigen.)
Initium eius erat ille rivus prope Confluentes, cui nomen 'Vinxtbach' est.
(Sein Anfang war jener Bach in der Nähe von Koblenz, der den Namen 'Vinxtbach' (ad fines!) hat.)
Limes ad Abusinam ad ripam Danuvii (sitam) ferebat.
(Der Limes führte bis Einig am Ufer der Donau.)
Is ex vallo fossaque et turribus (ad numerum nongenti) constabat.
(Dieser bestand aus Wall und Graben und Türmen (ungefähr 900)).
Circiter sexaginta castra auxiliorum ad limitem sita erant.
(Zirka 60 Lager der Hilfstruppen waren am Limes gelegen.)
Aut cohors aut ala (miliaria vel quingenaria) inerant.
(Entweder eine Kohorte oder eine Reiterabteilung (eine zu 1000 Mann oder zu 500) befanden sich darin.)
Sedecim turmae (=quadringenti octoginta viri) ala quingenaria sunt.
(16 Schwadronen (=480 Mann) sind eine 500er-Reiterabteilung.)
Duces cohortis aut alae praefectus atque tribunus sunt, dux turmae decurio est.
(Die Führer einer Kohorte oder einer Reiterabteilung sind der Präfekt und der Tribun, der Führer einer Schwadron ist der Dekurio.)
Arma equitum cassem, spicula, veruta, hastam, spatham (ensem) et clipeum fuisse notum est.
(Es ist bekannt, daß die Waffen der Reiter der Helm, Spikulum, Verutum (leichte Speere), Lanze, langes Schwert und ovaler Schild gewesen sind.)
Constat Arminium, illum illustrem liberatorem Germaniae, qui Quinctilium Varum in saltu Teutoburgiensi deviceret, ducem aut turmae aut alae fuisse.
(Es steht fest, daß Arminius, jener berühmte Befreier Germaniens, der Quinctilius Varus im Teutoburger Wald besiegte, der Anführer entweder einer Schwadron oder einer Reiterabteilung war.)
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SIR R (praefectus)


DE LIMITE

Romani illam munitionem aedificabant, quae nobis nomine limitis nota est, provinciam defendendi causa. Initium erat ille rivus prope Confluentes, cui nomen "Vinxtbach" est. Limes ad Abusinam ad ripam Danuvii ferebat. Ex vallo fossaque et turribus (ad numerum nongenti) constabat. Circiter sexaginta castra auxilia ad limitem sita erant. Aut cohors aut ala (miliaria vel quingenaria) inerant. Sedecim turmae (=quadringenti octoginta viri) ala quingenaria sunt. Duces cohortis aut alae praefectus atque tribunus sunt, dux turmae decurio est. Arma equitum cassem, spicula, veruta, hastam, spatham (ensem) et clipeum fuisse  notum est. Constat Arminium, illum illustrem liberatorem Germaniae, qui Quinctilium Varum in saltu Teutoburgiensi deviceret, ducem turmae aut alae fuisse.
Castra vallo fossaque et turribus munita quattuor portas habebant, per quas milites viam praetoriam principalemque intrabat.Via praetoria media per castra ferebat. Quibus viis castra quadripertita erat. Quae ad principia et praetorium convenerunt. In cunctis castris valetudinarium, sacellum, fabricas, forum aliaque aedificia, ubi milites habitabant, inesse oportebat. Circum castra canabae fiebant, ubi indigenae, fabri, mercatores et caupones vivebant. Cum legionarii homines simplices essent, vesperi saepe huc veniebant cauponam visitandi causa. Ibi vinum, feminae et cantus erat. (Nemo est, qui eum cantum studiosorum nesciat: mihi est propositum, in taberna mori...
Posteris temporibus apud populum fabula de muro diaboli oriebatur, memoria signorum, quae milites nocte facibus dabant.
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text by SIR R


IN DER SCHENKE: Trinksprüche und Kneipenlatein (mihi est propositum in taberna mori)

pie!!=trink!
bibite!=trinkt!
vivas!=du sollst leben!
prosit!=es möge nützen!
felix sis!=du mögest glücklich sein!
ave copo!=sei gegrüßt, Wirt!
tibi a me=dir /für dich von mir
bibe a me!=trink von mir! trink! Von mir sei dir der Becher gereicht!
bibe de meo!=trink von meinem (Wein)!
vivas mi(hi)!=du sollst mir leben!
gaude!=freue dich!
gaudeas!=mögest du fröhlich sein!
hilaris sis!=sei vergnügt!
hilaris vivas!=mögest du heiter leben!
vale!=(auf) dein Wohl!
bibamus!=laßt uns trinken!
gaudeamus!=laßt uns fröhlich sein!
vivamus!=wir wollen das Leben genießen! (Auf einem Grabstein steht: Amici dum vivimus vivamus=Freunde, solange wir leben, laßt uns das Leben genießen.)
bibite toti amici de ola=trinket, alle meine Freunde aus dem Becher!
hic amici bibunt=hier trinken die Freunde
imple (me)!=füll mich (der Becher spricht sozusagen)
reple (me)!=füll mich noch einmal!(eins geht noch)
Accipe me sitiens et (potus) trade sodali!=Nimm mich, wenn du durstig bist, und nach dem Trunk reiche (den Becher) dem Kameraden  (sogar in Hexameterform!)
mitte mi(hi) vinum!=füll' mir Wein (in den Becher)
da vinum/da vinum mi(hi)!=gib mir Wein!
misce copo!=misch (den Wein), Wirt!
parce aquam!=spare das Wasser!
accipe/excipe/escipe (geschrieben)=nimm!
misce, vivas!=mische, du sollst leben!
da merum!=gib mir vom ungemischten Wein!
cervisia=Bier
vinum novum=Heuriger
vinum vetus=einjähriger Wein
vinum vetustissimum=uralter Jahrgang
nobilissimum=von bester (vornehmster) Qualität
superlativum=von höchstem Genuß (die letzten drei Sorten waren in der Kneipe nicht zu bekommen!)
hospita=die Frau Wirtin (wie ihr Mann meistens von schlechtem Ruf!)
vita!=Liebchen! (antike Anmache)
vitula mea!=mein Kälbchen! (item; so sind die Männer(!), hat sich nicht viel geändert seit damals)
dulcis/dulcissima=Liebchen/Liebste (Schätzchen)
(findet sich auf Grabstein)
salus=die Freundin
vita bibe=trink, mein Leben=Liebchen
bene sit tibi!=Prost, Liebchen (es sei dir wohl)
amo te vita=ich liebe dich, Mädchen (mein Leben)
vinum vires=Wein gibt Kraft (abgekürzt: vires/vis)
si potes tu=wenn du kannst, du=komm doch, wenn du was willst (bei Streitigkeiten)
vinco te=ich besiege dich (der Trinkbecher spricht gewissermaßen)
vinco bibentes=ich besiege die Zecher Säufer)
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Unglaublich, allesamt Säufer, die Vorfahren!
AUS: DIE RÖMER AM RHEIN (Sammlung Rheinisches Land), erläutert von Dr. P. La Baume, Lengerich o.J.
SIR R

LIMESKASTELLE UNTER KONSTANTIN D. G. (306-337):

GELDUBA=Krefeld-Gellep
ASCIBURGIUM=Asberg
DIVITIA=Deutz (bei Köln)
BOUDOBRIGA=Boppard (Rheinland)
ANTUNNACUM=Andernach (Rheinland)
BINGIUM=Bingen
CRUCINACIUM=Kreuznach
VICUS (CIVITAS) ALTIAIENSIUM=Alzey
ALTA RIPA=Altrip (bei Ludwigshafen)
CONSTANTIA=Konstanz
AUGUSTA RAURICA=Augst (bei Basel)

WEITERE WICHTIGE RÖMERORTE:

COLONIA ULPIA NOVIOMAGUS=Nijmegen (in Holland)
COLONIA ULPIA TRAIANA=Xanten (Niederrhein)
NOVAESIUM=Neuß
COLONIA CLAUDIA ARA AGRIPPINENSIUM (CCAA)=Köln
BONNA=Bonn
RIGOMAGUS=Remagen (Rheinland)
CONFLUENTES=Koblenz
CIVITAS TAUNENSIUM=Frankfurt-Heddernheim
AQUAE MATTIACAE (CIVITAS MATTIACORUM)=Wiesbaden
MOGONTIACUM=MAINZ
BORBETOMAGUS (CIVITAS VANGIONUM)=Worms
LOPODUNUM=Ladenburg
NOVIOMAGUS NEMETUM=Speyer
CIVITAS=ALISINENSIUM=Bad Wimpfen
TRES TABERNAE=Rheinzabern
COLONIA AUGUSTA TREVERORUM=Trier
AQUAE=Baden-Baden
ARGENTORATE=Straßburg
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SIR R (Bruderschaft der alten Recken)
RÖMISCHE DRILLCOMMANDS: Dies sind die Methoden, nach denen ich unterrichte.


venite=antreten!
abite=wegtreten
state=stillgestanden
movemini=rührt euch
scuta sursum/dorsum=Schilde auf/ab
pergite=Marsch!
aequatis passibus=im Gleichschritt
consistite=halt
ad dextram/sinistram=nach rechts/links
laevum, laevum=links, links
oculos ad dextram/sinistram=Augen rechts/links
retro=kehrt
gladios stringite=zieht blank
tollite pila=fertig zum Pilenwurf
progredere=vortreten
regredere=zurück ins Glied
pila sursum/dorsum=Speere hoch/ab
pila inclinite=Speere senkt
in aciem venite=in Linie antreten
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Immer noch Lust auf Lateinunterricht?
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Sir R
(Euer Ausbilder)

DE REGIONE NOSTRA=AUS UNSERER GEGEND

Sub CLAUDIO IMPERATORE (41 post Christum natum usque ad 54) Castellum RHEINGÖNNHEIM prope Mannheim conditum ets, sub VESPASIANO NEUENHEIM apud Heidelberg, ubi pons ligneus erat.
Ibi COHORS XXIII VOLUNTARIORUM CIVIUM ROMANORUM et postea COHORS II AUGUSTA CYRENAICA erant.
=Unter dem KAISER CLAUDIUS (41 nach Chr. bis 54) ist das Kastell RHEINGÖNNHEIM in der Nähe von Mannheim gegründet worden, unter VESPASIAN NEUENHEIM bei Heidelberg, wo es eine hölzerne Brücke gab. Dort befanden sich die 23. KOHORTE FREIWILLIGER RÖMISCHER BÜRGER und später die 2. KAISERLICHE KOHORTE AUS DER CYRENAICA (Nordafrika!).
Vicus ad ripas fluvii situs (ad fluvii ripas; Hyperbaton!) erat cum ponte. Statuam dei Neptuni et inscriptio ab architecto VALERIO PATERNO et AELIO MACERO sunt. Etiam statio beneficiariorum in Heidelberg erat.
=An den Ufern des Flusses war ein Dorf gelegen mit einer Brücke. Eine Statue des Gottes Neptun und eine Inschrift sind von den Architekten VALERIUS PATERNUS und AELIUS MACER. Auch eine Station der Wegepolizei gab es in Heidelberg.
Supra Heidelbeg locus sacer perantiquus est, qui HEILIGENBERG nominatur, oppidum Celtarum, et templum columnaque ab C. CANDIDIO CALPURNIANO. Plerisque iste locus notus est.
=Über Heidelberg gibt es einen sehr alten heiligen Ort, der HEILIGENBERG genannt wird, eine Ansiedlung der Kelten, und einen Tempel und eine Säule von C. CANDIDIUS CALPURNIANUS. Den meisten ist dieser Ort bekannt.
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Nur nicht meinen Schülern. Denen ist fast nichts bekannt!
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text and idea by
primus pilus
Sir R.

Samstag, 19. Januar 2013


DIE LEGIONEN DES RÖMISCHEN REICHS: NACH MARCUS JUNKELMANN: DIE LEGIONEN DES AUGUSTUS

1) LEGIO I GERMANICA: Spanien, Gallien, 9 n. vermutlich in Mainz, 14 n. in Köln, dann: in Bonn
2.) LEGIO II AUGUSTA: Spanien, nach der Varusschlacht nach Germanien verlegt; von 43 n. bis zum Ende der röm. Herrschaft (frühes 5. Jh.) in Britannien
3.) LEGIO III AUGUSTA (pia fidelis); Afrika; 238 n: damnatio memoriae und Auflösung!
4.) LEGIO III CYRENAICA: Ägypten; Arabien; noch um 400 existent!
5.) LEGIO III GALLICA (caesarisch): Syrien, noch um 400!
6.) LEGIO IV MACEDONICA (caesarisch): Spanien; unter Caligula od. Claudius: Mainz
7.) LEGIO IV SCYTHICA: Syrien, (während des Pannon. Krieges) Moesien, Syrien; noch um 400!
8.)LEGIO V ALAUDAE: Gallien, Spanien, Gallien,14 n. zs. mit LEGIO XXI RAPAX in Xanten; Moesien; wohl 92 n. gegen die Sarmaten untergegangen!
9.) LEGIO V MACEDONICA (caesarisch): Spanien,(während des Pannon. Krieges) Moesien (?), Dakien; noch um 400!
10) LEGIO VI FERRATA (fidelis constans): Syrien, Palästina; nach dem 3. Jh. nicht mehr nachweisbar!
11) LEGIO VI VICTRIX (caesarisch): Spanien, 69 n: Germanien: Neuß, Xanten; unter Hadrian: Britannien; existiert noch um 400!
12.) LEGIO VII MACEDONICA (Claudia pia fidelis; caesarisch): Moesien, (im Pannon. Krieg) nach Illyrien; in Moesien bis ins 5. Jh!
13.) LEGIO VIII AUGUSTA (urpr. GALLICA; caesarisch): vermutl. im Osten, (im Pannon. Krieg) nach Illyrien, um 70 n: Germanien (Straßb.), dort noch bis mindestens 4. Jh.
14.) LEGIO IX HISPANA: Spanien, 14 v. Illyrien (?),43 n. nach Britannien verlegt, dort z.Z. des Hadrian untergegangen!
15.)LEGIO X FRETENSIS (caesarisch): Syrien, Judaea, noch um 400!
16.) LEGIO X GEMINA (caesarisch): Spanien, Pannonien, Spanien, 70/1 Nijmegen; dann: Wien; bis ins 5. Jh!
17) LEGIO XI ACTIACA (Claudia pia fidelis): Illyrien, 70/1 Windisch, Mosien; dort bis ins 5. Jh.
18.) LEGIO XII FULMINATA: Afrika( Äggypten?), (im Pannon. Krieg) nach Syrien, Judaea, 70 n. Cappadocien; dort bis ins 5. Jh!
19.) LEGIO XIII GEMINA: Illyrien, Obergermanien, Windisch, Pannonien, Dacien; dort bis ins 5. Jh.
20.) LEGIO XIV GEMINA (Martia Victrix): Illyrien, Germanien, 14 n. Mainz, 43 n. Britannien, Pannonien, bis ins 5. Jh. in Carnuntum
21) LEGIO XV APOLLINARIS: Illyrien, Carnuntum, Orient, Ägypten, Judaea, Carnuntum, Cappadocien; noch bis ins 5. Jh!
22) LEGIO XVI GALLICA: Oberitalien od. Illyrien (?), Raetien, Germanien, Mainz, 43 n. Neuß
23) LEGIO XVII: Aquitanien, spät. 15 v. am Rhein, 9 n. untergegangen (Varusschlacht)!
24) LEGIO XVIII: item
25) LEGIO XIX: Gallien, Alpenfeldzug, Dangstetten, Niedergermanien; gleiches Schicksal wie XVII und XVIII!
26) LEGIO XX (Valeria Victrix): Spanien (?), Oberitalien od. Illyrien, Germanien: Köln, Neuß, ab 43 n. Britannien; dort bis Ende 4. Jh. nachweisbar!
27) LEGIO XXI RAPAX: Oberitalien, Alpenfeldzug, Augsburg-Oberhausen (?), 6 n. Xanten (?), Windisch, zwei mal über die Alpen in einem Jahr(!), Bonn, 83 n. Mainz, 89/ 90 Pannonoien, wohl im Kampf gegen Daker vernichtet
28) LEGIO XXII DEIOTARIANA: Ägypten, untergegangen (2. jüd. Krieg)
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Die Philologen und sonstige Schöngeister dürfen (auch wenn es nicht in ihr Weltbild paßt) eines nicht vergessen: Das ganze röm. Reich war auf dem Militär aufgebaut. Ohne das Militär keine Eroberungen (Provinzen). Ohne Provinzen "no money", um es ganz banal auszudrücken. Ohne Geld kein röm. Reich. Und kein Heer, das die Grenzen beschützt und sichert.
(So waren z.B. die ganzen Prachtbauten mit dem Geld finanziert, das aus den Provinzen floß!)
Ein Dichterling wie Ovid z.B. konnte seine Verse nur machen, weil die Legionen in den Provinzen Wache schoben. Ich glaube nicht, daß die Verse eines Dichters irgendwelche Barbaren beeindruckt hätten!
Diese hatten nur Repekt vor militärischer Macht und Gewalt. Gewalt ist zwar keine Lösung, aber keine Gewalt manchmal auch nicht. Die Römer waren Machtpolitiker und Realisten genug, um dies zu wissen. Schließlich mußte der Laden laufen! Dazu war Machterhalt absolut notwendig! Germanen konnte man nicht mit Gelegenheitsgedichten kommen. Sie dachten in Kategorien von Kampf, Krieg, Ruhm und vor allem: Beute!
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R (selbst Germane)


RUFUS COUTUSVATI (Rufus, Sohn des Coutusvatus) secundum Rosmariam Guentheram: Mannheimer Römerbuch):
Rufus Coutusvati war Kelte (natione Gallica) aus dem Stamm der Helvetier. Diese wohnten ursprünglich in Germanien, "genauer" gesagt zwischen dem hercynischen Wald, dem Rhein und Main. Wo dieser sagenhafte Wald gelegen war, weiß man nicht so recht (evtl. bezeichnet er die Gebirge Süd-und Mitteldeutschlands oder deren nördlichen Teil; ist auch egal). Von dort jedenfalls wanderten die Helvetier ins Loiregebiet aus. Caesar verweigerte ihnen dann den Durchzug durch die "Narbonensis", was er zum Vorwand für seinen Gallischen Krieg nahm.
Die Helvetier mußten den Römern Truppen stellen, und so kam RC im jugendlichen Alter von 18 zurTruppe (Auxiliareinheit, spanische Reitertruppe, stationiert in Mogontiacum=Mainz). Wird nicht so lustig gewesen sein. Die Dienstzeit betrug 25 Jahre. Danach erhielt man das begehrte römische Bürgerrecht.
Leider verstarb RC schon nach 18 Jahren. RIP (requiescat in pace=er ruhe in Frieden!).
Seine Grabinschrift lautet: Rufus, Sohn des Coutusvatus, Helvetier, Reiter der spanischen Ala, 18 Dienstjahre, 36 Jahre alt, liegt hier. Die Erben haben (den Stein) gesetzt.
(Viel mehr wissen wir nicht von diesem Leben. Es wäre doch eine schöne Aufgabe, eine historische Skizze darüber zu verfassen. Dies würde ihm sicher gefallen.)
Ich lese: RUFUS COUTUSVATI F. (filius). N (A)TIO ELVETUS EQUES. ALAE (ich glaube das "AE" ist eine Ligatur) ISPANAE ST (stipendiorum) XIIX. ANO (annorum). XXXVI HER (heredes). P.H.S. E.(posuerunt hoc saxum; E=?).-
(Fundort: Mainz; Museum: Reiß-Museum, Mannheim; CIL 7026=corpus inscriptionum Latinarum, hrsg. von der Preuß. Akademie der Wissenschaften. Berlin 1862 ff.)
s. auch: Röm. Inschriften, Lat./ Dt., Reclam, Stuttg. 1988.
Ute Schillinger-Häfele: Lateinische Inschriften für die Geschichte des röm. Reiches, Waiblingen 1982.
Philipp Filtzinger: Hic saxa loquuntur-Hier reden die Steine 25 (Stuttg. 1980).
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R (eques)


TACITUS: GERMANIA, KAP. 2:

Ipsos Germanos indigenas crediderim (Ich möchte glauben, daß die Germanen selbst Ureinwohner sind; von den Germanen möchte ich glauben...) minimeque aliarum gentium adventibus (und am wenigsten durch (feindliche) Einwanderungen anderer Völker) et hospitiis mixtos (und (durch) gastliche Aufnahme vermischt seien), quia nec terra olim (weil (sie) einst auch nicht zu Lande), sed classibus advehebantur (sondern (diejenigen) durch Flotten (zu Schiff) kamen (dahin fuhren; landeten), qui mutare sedes quaerebant (die sich bemühten, ihre Wohnsitze zu verändern; die ihre Wohnsitze zu ändern (wechseln) suchten), et immensus ultra (und der ungeheuer große (unermeßliche; weite) weiter hinaus=nach Norden gelegene) utque sic dixerim (und so wie ich mich ausdrücken möchte; gewissermaßen; sozusagen) adversus Oceanus (entgegengesetzte Ozean; auf der anderen Erdhälfte gelegene Ozean; liegende Ozean) raris ab orbe nostro navibus aditur (wird durch (nur) wenige Schiffe (selten) aus unserem Erdkreis (Erdteil) besucht; angelaufen; befahren). Quis porro (Wer ferner) praeter periculum (abgesehen von der Gefahr) horridi et ignoti maris (des schrecklichen (schaurigen; wilden) Meeres) Asia aut Africa aut Italia relicta (nachdem er Asien oder Afrika oder Italien verlassen hat; zurückgelassen hat). Germaniam peteret (würde Germanien aufsuchen; hätte aufsuchen wollen), informem terris ((häßlich im Hinblick auf die Landschaften), asperam caelo (rauh im Hinblick auf das Klima; was das Klima (Wetter) angeht), tristem cultu aspectuque (traurig (deprimierend) hinsichtlich des Anbaus und des Anblicks), nisi si patria sit (außer wenn es (falls es nicht etwa; es sei denn, daß) es seine Heimat wäre (sei)?
Celebrant carminibus antiquis (Sie (die Germanen) feiern (preisen) in alten Liedern (Gesängen; Dichtungen), quod unum apud illos (was bei jenen die einzige) memoriae et annalium genus est (Art der mündlichen Überlieferung und der Geschichtsschreibung ist); darstellt), Tuistonem (den Tuisto), deum terra editum (einen der Erde entsprossenen Gott; einen erdentsprossenen Gott; einen Gott, der der Erde entstammt). Ei (Ihm) filium Mannum (den (seinen) Sohn Mannus) originem gentis conditoremque (als Ursprung (Stammvater; Urahn) ihres Volkes und Gründer), Manno tres (tris) filios assignant (dem Manno weisen sie drei Söhne zu; schreiben sie ...zu), e quorum nominibus (aus (nach) deren Namen) proximi Oceano (die dem Ozean nächsten; die Küstenbewohner) Ingaevones (Ingävonen), medii Herminones (die im mittleren Teil Germaniens   wohnenden Herminonen), ceteri Istaevones vocentur (die übrigen Istävonen benannt werden sollen; mögen; evtl: können). Quidam (Einige; manche), ut in licentia vetustatis (wie "in der Freiheit des Alters", d.h. wie es bei dem großen Alter erlaubt ist; leicht zu vertreten ist; die graue Vorzeit läßt weiten Spielraum für Vermutungen), plures (pluris) deo ortos (daß dem Gott mehr (Söhne als drei) entsprossen sind; von ihm abstammen; durch ihn entstanden sind) gentis appellationes (und daß es mehr Stammesnamen gebe)-Marsos, Gambrivios, Suebos, Vandilios (Marser, Gambrivier, Sueben, Vandilier), affirmant (versichern sie; behaupten sie), eaque vera et antiqua nomina (und daß dies die wahren (echten) Namen seien); ceterum Germaniae vocabulum (weiterhin das Wort (die Bezeichnung; der Name) 'Germanien' recens et nuper additum (sei neueren Ursprungs und in geschichtlicher Zeit hinzugefügt (gegeben) worden; aufgekommen), quoniam (da ja), qui primi Rhenum transgressi (diejenigen, die als erste den Rhein überschreitend (nachdem sie...;...überschritten und...) Gallos expulerint (die Gallier vertrieben hätten) ac nunc Tungri, tunc Germani vocati sint (und heute Tungrer (erg: vocentur=genannt werden mögen), damals Germanen genannt worden seien): ita (so; auf dies Weise) nationis nomen (der Name eines einzelnen Stammes), non gentis (nicht des Gesamtvolkes) evaluisse paulatim (hätte (habe) sich allmählich durchgesetzt; sei "erstarkt"), ut omnes (so daß alle) primum a victore (zuerst; Variante a) nach dem Sieger, b) vom Sieger) ob metum (a) aus Furcht; b) wegen der Furcht), mox etiam (bald auch) a se ipsis (von sich selbst) invento nomine (nachdem ein (der) Name gefunden war; aufgekommen war) Germani vocarentur (Germanen genannt wurden).-
(Hier sind also zwei Deutungen möglich:
a) zunächst nannten die Besiegten alle Germanen nach dem Sieger, weil sie vor ihnen Angst hatten
b) die siegreichen Tungrer hätte (haben) ihren eigenen Namen auf alle rechtsrheinischen Völker angewendet, um Angst und Schrecken zu verbreiten; "a victore": tätige Person beim Passiv; "ob" mit finaler Bedeutung!)-
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So sei es!
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R (praefectus)

CORNELIUS TACITUS: GERMANIA: CAP. 1:
Germania omnis (Germanien als Ganzes; im ganzen betrachtet) a Gallis Raetisque et Pannoniis (von den Galliern, Rätern und Pannoniern) Rheno et Danuvio fluminibus (durch die Flüsse Rhein und Donau), a Sarmatis Dacisque (von den Sarmaten und Dakern) mutuo metu aut montibus separatur (wird durch gegenseitige Furcht oder Berge getrennt); cetera (das übrige) Oceanus ambit (umfließt der Ozean), latos sinus (große Halbinseln) et insularum immensa spatia (und ungeheuer große (unermeßlich große) "Räume" (Weiten) der Inseln; großräumige Inseln) complectens (umfassend; der...umschließt), nuper cognitis quibusdam gentibus ac regibus (nachdem neulich (kürzlich) einige Völker und Könige bekannt geworden waren; vor einiger Zeit sind...bekannt geworden), quos bellum aperuit (die uns der Krieg erschloß).
 Rhenus (Der Rhein) Raeticarum Alpium inaccesso et praecipiti vertice ortus (auf einem unzugänglichen und abschüssigen Gipfel der Rätischen Alpen entspringend (der...entspringt) modico flexu in occidentem versus (durch eine mäßigen Biegung sich nach Westen wendend (der in mäßiger....wendet) septentrionali Oceano miscetur (wird dem nördlichen Ozean "beigemischt", mit dem Ozean vermischt; fließt in die Nordsee). Danuvius (Die Donau) molli et clementer edito montis Abnobae iugo (von dem sanft und "langsam" (sanft) ansteigenden Gebirgskamm des "Schwarzwald-Gebirges" (des Schwarzwaldes); von dem leicht zugänglichen und allmählich ansteigenden...) effusus (sich ergießend; herabströmend;...die ...herabfließt) pluris populos adit (fließt an mehr Völkern (erg: als der Rhein) vorbei; "besucht"), donec (bis) in Ponticum mare (ins Schwarze Meer) sex meatibus ( durch sechs Mündungsarme; in...) erumpat (durchbricht; sich ergießt, hineinströmt; sich den Weg bahnt);  septimum os (ein siebter Arm) paludibus hauritur (wird von Sümpfen verschlungen; versickert; "geleert", "ausgeschöpft").-
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Germania: das freie Germanien ohne die unter DOMITIAN eingerichteten Provinzen OBER-UND NIEDERGERMANIEN
omnis: prädikativ
Sarmatae: Reitervölker zwischen Weichselquelle und Schwarzem Meer
Daci: Bewohner der Provinz Dacia (ungefähr das heutige Rumänien)
montibus: die Karpaten
cetera: die Küste im Norden
sinus: auch: Landzunge; Jütland
insularum: die dänischen Inseln und Südskandinavien
immensa spatia: dt. Adj: großräumig
cognitis...regibus: Ablativus absolutus; dt: Hauptsatz
bellum: die Feldzüge des DRUSUS (12-9v.) und die des TIBERIUS (14-16 n.)
vertex: auch: Berghöhe
versus: passives Partizip mit reflexivem Sinn
mollis=sanft; leicht zugänglich
clementer editus=allmählich ansteigend
pluris: Akkusativ!
donec: bei Tacitus mit Konjunktiv!
meatus, us=Gang; Mündungsarm
os, oris, n: wie meatus=Mündung
haurire=verschlingen; sich verlieren
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zum STIL:
mutuo metu aut montibus: Verbindung eines abstrakten und eines konkreten Begriffes (häufig bei Tac.)
metu: Fehlen geographischer Grenzen; dreifache Alliteration!
Die ersten Sätze (Rhenus...erumpat): ähnlicher Inhalt, Parallelismus bei den Satzteilen: Bsp. Germania omnis-Rhenus-Danuvius (jew. gefolgt von Ablativen und Partizipien: complectens-versus-effusus etc.). Dennoch: Ausdruck und Form wechseln ab: Variatio!
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AUS: TACITUS: GERMANIA, Text und Erläuterungen Hirschgraben-Verlag), hrsg. v. Dr. F. Wurzel, Frankfurt am Main, 1970.
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septemtriones=die "sieben Dreschochsen"; das Siebengestirn, großer Bär
septemtrio, onis, m.=Norden
septemtrionalia, um, n.=nördliche Gegenden
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Tacitus bedient sich einer voraussetzungsreichen Sprache. Er steht im Gegensatz zu Ciceros kunstvollem Periodenstil.
"Tacitus gibt dem Ausdruck die knappste Form, so daß das Gefühl des Lesers zu stärkster Anteilnahme aufgerufen wird, der Gedanke mitgedacht, nicht selten vom Leser zu Ende gedacht werden muß.!
TACITUS: GERMANIA, lat.-dt.; A. Mauersberger, Wiesbaden (VMA-Verl.), o. J., S. 13 f.
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Wir hatten noch Tacitus in der 11. und 12. Klasse des Gymnasiums. Ich erinnere mich gerne, wie ich ganze Nachmittage in einem Steinturm hoch über Heppenheim (an der Bergstraße) "alleine" (aber nicht einsam!) mit Tacitus, Bier und Brot verbrachte. (Ich bin mir natürlich darüber im klaren, daß dies für das heutige banale "Event-Volk" nicht nachvollziehbar ist.)
 Wer Latein wählt, muß einen Text wie den obenstehenden bewältigen.
Das geht allerdings nur mit einer gehörigen Portion Interesse und Enthusiasmus. Diese beiden Voraussetzungen fehlen fast immer bei meinen Schülern, was die Hauptursache für ihr klägliches Scheitern ist. In diesem Sinne

R (aquilifer)

RÖMISCHE KRIEGSGESCHICHTE: GERMANIEN: DIE EREIGNISSE DES JAHRES 15 n.

"Der Frühling des Jahres 15 n. war außergewöhnlch warm und trocken. Die Häuser brannten wie Zunder, wenn die Brandfackeln auf die Dächer geworfen wurden. Und Brandfackeln flogen viele im Chattenland. Vom Lager MOGONTIACUM kam der CÄSAR JULIUS GERMANICUS mit den Legionen des OBEREN HEERES über den Rhein!"
W.-D. VON TIPPELSKIRCH: DIE STUNDE DER GERMANEN: ENTSCHEIDUNG IM TEUTOBURGER WALD, VARUS-ARMIN-GERMANICUS, Düsseld. 1978, S. 48.
GERMANICUS marschierte weiter bis zur Mündung der Nidda in den Main. Hier befand sich ein Platz für den Nachschub. Weiter die Nidda aufwärts lag ein Kastell, das DRUSUS erbaut hatte. Nach dem Untergang des VARUS hatten es die CHATTEN zerstört. GERMANICUS baute es wieder auf.
Danach marschierte GERMANICUS nach MATTIACUM. An der Eder kam es zum Kampf. Die CHATTEN versuchten, GERMANICUS an der Flußüberquerung zu hindern, doch dieser setzte seine Geschütze ein (Katapulte, Onager). Die Chatten suchten ihr Heil in der Flucht. MATTIACUM wurde abgefackelt, das Land verwüstet. Das war im Frühjahr 15 n.
Die Römer hatten erst einmal Ruhe vor den CHATTEN. Dennoch kam es immer wieder zu vereinzelten Angriffen. TACITUS schreibt:
"...sie pflegten das (aber) zu tun, wenn sie mehr aus List denn aus Furcht zurückgewichen sind." Clever, die CHATTEN!
Ungefähr zeitgleich marschierte der LEGAT CÄCINA mit dem UNTEREN HEER ins Tal der Lipsia (Lippe). Hier gab es Anlagen in der Nähe von HALTERN sowie ein kleines Kastell (viel stand nicht mehr davon) und ein 2-Legionenlager aus der Zeit des VARUS (mit Kaianlagen und Uferkastell). Schließlich gab es da noch das Kastell ALISO, das nach dem Ausfall des LUCIUS CÄDICIUS von den Germanen in Brand gesteckt worden war. Es gab also viel zu tun. Den Germanen scheint dies nicht gepaßt zu haben, denn sie griffen die Bau-und Versorgungstrupps an. CÄCINA ergriff Gegenmaßnahmen und schlug einen größeren Trupp der Germanen. Damit nicht genug, ließ er seine Reiter und AUXILIA von der Leine. Diese verbrannten die Dörfer der MARSER. Das war's dann.
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Oberleutnant F. (Chattus!)

RÖMISCHE KRIEGSGESCHICHTE: GERMANIEN (2): DIE WEITEREN EREIGNISSE

DRITTER GERMANIENFELDZUG DES GERMANICUS (16 n.): P. CORNELIUS TACITUS, "ANNALEN" (AB EXCESSU DIVI AUGUSTI) II, cap. 5-26

The battle rages on.

GERMANICUS verließ nun das OBERE HEER. Die II., XIII., XIV. und XVI. LEGION zog entlang der Lahn bis zur Mündung in den Rhein. Die Führung hatte vermutlich der LEGATUS SILIUS. Dort stiegen die Soldaten in die Schiffe der CLASSIS AUGUSTA GERMANICA und fuhren rheinabwärts, vorbei am Lager des UNTEREN HEERES auf dem FÜRSTENBERG bei VETERA südlich von XANTEN (COLONIA ULPIA TRAIANA=CUT). Im Land der BATAVER (HOLLAND) teilte sich der Strom. TACITUS schreibt AB EXCESSU DIVI AUGUSTI II, 6 (ANNALEN):
"Nam Rhenus (Denn der Rhein) uno alveo continuus (ununterbrochen; fortlaufend in einem Flußbett) aut modicas insulas circumveniens (oder nur kleine Inseln umgehend; umfließend) apud principium agri Batavi (am Anfang des Batavischen Gebietes) velut in duos amnes dividitur (teilt sich gleichsam in zwei Ströme), servatque nomen (und er behält den Namen) et violentiam cursus (die Gewalt des Laufs=Strömung), qua Germaniam praevehitur (wo er an Germanien vorbeiströmt), donec Oceano misceatur (bis er mit dem Ozean "vermischt" wird; in den Ozean mündet; sich mit dem Ozean vereinigt; Dat.!); ad Gallicam ripam (am Gallischen Ufer; an das Gall. Ufer; Seite) latior et placidior adfluens (breiter und langsamer (gemächlicher; ruhiger) dahinfließend) verso cognomento (nachdem der Name verändert wurde; mit geändertem Namen) Vahalem accolae dicunt (nennen ihn die Anwohner Vahalis), mox id quoque vocabulum mutat (bald vertauscht er auch diese Bezeichnung) Mosa flumine (durch; mit dem Fluß Mosa) eiusque imenso ore (und durch die  gewaltige Mündung dieser; durch ihre...; mit ihrer...) eundem (denselben) in Oceanum effunditur ( vergießt sie denselben in den Ozean hinaus; ergießt sie sich (mit demselben); medial; auch: strömt sie ihn hinaus; reflexiv medial)."
Doch von nun an wurde die Kaffeefahrt ernst! Die Flotte fuhr in die FOSSA DRUSIANA (DRUSUSGRABEN), ein Kanal voller Gestrüpp und Mücken. Dieser führte in den FLEVO SEE (heute die Lagunen am Ostufer der ZUIDERSEE). Von da aus führte vermutlich ein weiterer Kanal hinaus auf die Nordsee. An der Küste entlang ging die Fahrt zuerst nach Norden, dann nach Osten bis zur Mündung der
Ems (wo ich übrigens immer Urlaub mache!). Emsaufwärts führte der Weg ins Land der BRUCTERI MAIORES (rechtes Ufer) und zu den BRUCTERI MINORES (folglich auf dem linken Ufer). Der LEGATUS der AUXILIARTRUPPEN war ein gewisser LUCIUS STERTINIUS, den VON TIPPELSKIRCH den "Chefplünderer des Heeres" nennt. Dies begab sich im Jahre 15 n. in GERMANIEN.-
Nach: W.-D. VON TIPPELSKIRCH: DIE STUNDE DER GERMANEN.
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Sir F (ebenfalls Germane and proud of it!)



RÖMISCHE KRIEGSGESCHICHTE: GERMANIEN (3): TACITUS: AB EXCESSU DIVI AUGUSTI I, 60:

STERTINIUS entdeckte bei seinen Plünderungen den Adler der XIX. LEGION. Diesen hatten die BRUCTERER in der VARUSSCHLACHT erbeutet und sozusagen als Souvenir mit nach Hause genommen. Vielleicht hat ein BRUCTERER zu seinem Sohn gesagt: "Schau mal, was der Papa von der Schlacht mitgebracht hat!" (Wahrscheinlich wurde systematisch nach dem Adler gesucht. Den Adler zu finden, war eine Sache der Ehre.)
Dann wurde das Land an der EMS verwüstet. Die Versorgungsflotte fuhr die EMS hinauf bis zu einer Stelle, wo das heute Lingen ist. (Was wohl Theo Lingen zu den Römern gesagt hätte, wenn es ihn damals schon gegeben hätte. Vielleicht sein berühmtes "Traurig, traurig, traurig!", das er immer als Gymnasialprofessor zu seinen Schülern sagte.))
Wegen der Stromschnellen wurde dann auf Kähne und Flöße umgeladen. Dann ging es weiter bis in die Gegend des heutigen Rheine. Gleichzeitig näherte sich von Südwesten der LEGAT CÄCINA mit dem UNTEREN HEER. Doch hören wir, was TACITUS dazu sagt:
"et ne bellum (und damit der Krieg nicht) mole una ("durch eine einzige Masse"; mit aller Wucht) ingrueret (losbreche), CAECINAM cum quadraginta cohortibus Romanis (den Caecina mit 40 römischen Kohorten) distrahendo hosti ("für den zu trennenden Feind"; um den Feind zu zersplittern; zu zerstreuen; Gerundiv; dativus finalis) per BRUCTEROS ad flumen AMISIAM mittit (schickt(e) er durch das Gebiet der Bukterer zum Fluß Ems), equitem PEDO preafectus (die Reiterei der Präfekt Pedo) finibus FRISIORUM ducit (führt(e) in den Grenzen=im Gebiet der Friesen); ipse (er selbst) inpositas navibus quattuor legiones (die 4 in die Schiffe "hineingestellten" Legionen; svw. die 4 eingeschifften Legionen) per lacus vexit (führte er durch die Seen; brachte er): simulque (und gleichzeitig) pedes eques classis (Fußsoldaten, Reiterei und Flotte) apud praedictam amnem convenere (trafen bei dem vorher genannten Fluß zusammen). CHAUCI cum auxilia pollicerentur (Weil die Chauken Hilfe versprachen), in comilitium adsciti sunt (sind sie in die Kriegskameradschaft; Goldmann: Heeresgemeinschaft; aufgenommen worden). BRUCTEROS sua urentis (Die Brukterer, das Ihre verbrennend; die das Ihre verbrannten ; ihr Land verwüsteten) expedita manu (mit einer leichten Truppe) L. STERTINIUS missu GERMANICI fudit (zerstreute; schlug L. Stertinius im Auftrag von Germanicus (in die Flucht)) interque caedem et praedam (und zwischen dem Morden und der Beute; Plünderung; beim...) repperit undevicesimae legionis aquilam (fand er den Adler der 19. Legion wieder) cum Varo amissam (mit Varus verloren; der mit Vaus verloren gegangen war). Ductum inde agmen (Das Heer wurde von da (hierauf; sodann) geführt) ad ultimos BRUCTEROS (bis zu den entferntesten Brukterern; äußersten; bis in die letzten Winkel von deren Stammesgebiet), quantumque AMISIAM et LUPIAM amnes inter (und wieviel zwischen den Flüssen Ems ud Lippe liegt; alles Land zwischen...) vastatum (wurde verwüstet), haud procul TEUTOBURGIENSI SALTU (nicht weit vom Teutoburger Wald(gebirge) (entfernt)), in quo (in dem; wo) reliquiae VARI  legionumque (die Reste; Überreste; des Varus und der Legionen) insepultae dicebantur ("gesagt wurden", daß sie unbestattet seien; noch unbestattet lagen, wie man sagte; unbeerdigt gewesen sein sollen).---
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So spricht TACITUS!
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R (imperator)


WER WAR HERMANN DER CHERUSKER?

Hermann, genannt der Cherusker, gilt als "liberator Germaniae". 9 n. Chr. schlug er die Römer "haud procul Teutoburgiensi saltu", um in den berühmten Worten des Tacitus zu sprechen. Damals, es war das Jahr 9 n., gingen 3 römische Legionen unter. Niemand hätte das gedacht. Die Größe seiner Tat bestand darin, daß er es wagte, dem römischen Reich auf dem Zenit seiner Macht die Stirn zu bieten. Der Vormarsch der Römer bis zur Elbe war damit zum Stehen gebracht.
Hermann, den die Römer Arminius nannten, hatte ein problematisches Verhältnis zu seiner Sippschaft (so zu seinem Schwiegervater Segestes oder zu seinem Bruder Flavus, der in röm. Diensten schwer verwundet wurde, s. auch die berühmte Szene, wo sich die beiden Brüder an der Weser trafen und es zu einem bösen Streit kam!)
Über sein Ende berichtet TACITUS, Annales II, 88:
"...er focht mit wechselndem Glück und fiel durch die Arglist seiner Verwandten." Soviel zu Verwandten!
Sein Denkmal steht in der Dörenschlucht am Ostpaß des Teutoburger Waldes, stark idealisiert.
Hieß Hermann wirklich Hermann?
Bei den Germanen war es üblich, daß alle männlichen Glieder einer Sippe den gleichen Anfangsbuchstaben im Namen hatten. So hieß z.B. sein Vater Segimund, sein Schwiegervater Segestes, dessen Bruder Segimer. Fing also auch sein Name mit einem "S" an?
Es gibt die abenteuerliche Theorie, wonach Siegrfried, der Drachentöter, Hermann war. Hieß also Hermann Siegfried oder Sigurd? Die Thidreksage verlegt den Ort, wo Siegfried den Drachen tötete, in die Gegend, wo auch die Varusschlacht stattgefunden haben könnte (leider gibt es ca. 900 Theorien über die Lokalisierung des Schlachtfeldes!).-War vielleicht der Drache Fafnir des Nibelungenliedes in Wirklichkeit der eisenstarrende und waffenklirrende Heerwurm der drei römischen Legionen, dem Hermann sozusagen den Kopf abschlug. War Siegfrieds Kampf gegen den Drachen die Teutoburger Waldschlacht? Haben sich die historischen Ereignisse im kollektiven Volksgedächtnis verstümmelt erhalten (W-D.v. Tippelskirch: Die Stunde der Germanen (spannendes Jugendbuch!) hält dies nicht für unmöglich!).
Auch wird im Nibelungenlied Xanten als Heimat des Siegfried angegeben. Xanten=Vetera war zu Arminius Zeiten Standlager des "Unteren Heeres" der Provincia Germania inferior. Also war wohl auch Arminius, der eine Reitereinheit führte, dort stationiert! Im Nibelungenlied ermordet der grimme und finstere Hagen Siegfried hinterrücks bei einem Jagdausflug im Odenwald, als Siegfried  gerade an einer Quelle trank (s. Siegfriedsquelle im Odenwald). Hagen hatte nur ein Auge. War nicht auch Flavus, der Bruder des Arminius, einäugig? Hatte Flavus die Hand im Spiel? Man denke nur an die Szene am Flußufer!. Siegfried wird an einer Quelle getötet!. Ist Hagen in Wirklichkeit Flavus? Nicht undenkbar. Beweise: Keine!
Nachwort: Geschlossen sind die Tore der Zeit. Die Spur unseres Helden verliert sich in den Nebeln der Geschichte. Nur leise Stimmen dringen noch durch die Korridore der Zeit zu uns hinüber. Der Kampf ist vorbei. Die Waffen schweigen. Dunkelheit breitet sich über das Schlachtfeld. Poeta sum!
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R (decurio)

HAUD PROCUL TEUTOBURGIENSI SALTU: Die Hauptakteure der Schlacht im Teutoburger Wald 9 n. Chr.
Des Tacitus berühmte Worte, übrigens die einzige Ortsangabe über den Ort des Geschehens: nicht weit (unweit) vom Teutoburger Wald. Die Angabe ist wenig genau, ja nebulös, und paßt irgendwie zu den nebelverhangenen germanischen Wäldern. Die Worte klingen fast wie der Anfang eines Märchens: "Hinter den sieben Bergen..."
Aus den dunstigen Nebeln der germanischen Wälder treten uns die dramatis personae der Ereignisse jenes schicksalhaften Jahres 9 n. entgegen. Einige davon bleiben schemenhaft und schwer greifbar, über andere wissen wir etwas mehr. Sie sind die Protagonisten des Dramas, in denen sich das Geschehen widerspiegelt.
Man könnte sie in zwei Gruppen einteilen:
1.) Personen mit guter Presse
2.) Personen mit schlechter Presse
Velleius Paterculus, röm. Offizier (geb. um 20 v.), verfaßte einen zeitgenössischen Bericht der Ereignisse. Er gilt als relativ zuverlässig. Velleius nennt diese Namen:
1.) Arminius=Hermann der Cherusker, röm. Offizier und Fürst des germ. Stammes der Cherusker
2.) Quinctilius Varus: Oberkommandierender von 3 Legionen plus Auxilia
3.) L. Eggius, Ceionius, L. Caedicius: Lagerkommandanten=praefecti castrorum
4.) Vala Numonius: Legat und Reiterführer
5.) Caldus Caelius
6.) Asprenas: Neffe des Varus
7.) Segestes: ein angesehener Cherusker, Zuträger und Verräter!
ad 1) Velleius spricht voller Hochachtung von ihm: "...ein junger Mann, von vornehmer Abkunft, persönlicher Tapferkeit, rasche Auffassung und einer genialen Klugheit, die jenseits der Begabung eines Barbaren liegt."
ad 2) Kap. 117 über dessen Statthalterschaft in Syrien: "Arm kam er in die reiche Provinz und reich ging er aus der armen fort..."
Kap. 118: dessen Sorglosigkeit und Verantwortungslosigkeit:
"Der Feldherr hatte mehr Mut zum Sterben als zum Kämpfen, denn nach dem Vorbilde seines Vaters und Großvaters stürzte er sich selbst in das Schwert." Eine nette Familientradition!
Varus war eitel, fett und naiv, eher ein schmieriger Verwaltungsmensch, denn ein strammer Miltär! Er war jovial, vertrauensselig bis zum Untergang. Dazu:
Iris Kammere: Varus (lesenswert!).-
ad 3) L. Eggius: Er habe ein leuchtendes Beispiel gegeben!
Ceionius: Vorwurf der Feigheit!
"Während aber von den beiden Lagerkommandanten L. Eggius ein leuchtendes Beispiel gab, gab Ceionius ein ebenso schmähliches: als der größte Teil des Heeres gefallen war, zog er es vor, zu kapitulieren und, statt in der Schlacht zu fallen, sich hinrichten zu lassen."
L. Caedicius: War in Aliso eingeschlossen und schlug sich mit dem Schwert den Weg frei! So macht man das! Recht so!
ad 4) Vala Numonius: "Ebenso gab Vala Numonius, der Legat des Varus, ein sonst ruhiger und rechtschaffener Mann, ein abscheuliches Beispiel: er ließ das Fußvolk im Stich, so daß es ohne Beistand der Reiterei war, und trat mit den Geschwadern die Flucht zum Rhein an. Doch die Rache des Schicksals traf ihn für diese Tat, denn er sollte die von ihm im Stich gelassenen nicht überleben; den Verräter ereilte unterwegs der Tod."
Moral: Sic omnibus traditoribus!
ad 5) Caldus Caelius: Tötete sich in der Gefangenschaft auf spektakuläre Weise!
ad 6) Asprenas: Befehlshaber zweier Legionen der Rheinarmee. Rettete seine Armee, indem er rechtzeitig in die Winterquartiere ging. Eher eine ambivalente Figur, da er sich an den Vermögen der Gefallenen bereichert habe. Anscheinend gute Familientradition, das Bereichern!
ad 7) Segestes: Es ist und bleibt im ganzen Land,
                        ein Schweinehund,
                        der Denunziant!
Velleius bewertet ihn zwar nicht expressis verbis, doch für einen echten Römer war jeder Verräter verabscheuenswürdig, auch wenn er der eigenen Sache diente.
Varus wollte nicht hören, also mußte er fühlen: Er schenkte den Warnungen des Segestes kein Gehör, wollte nicht wahrhaben, was sich über ihm zusammenbraute.
Velleius: "Doch schon trat das Verhängnis der klaren Überlegung in den Weg; hatte es doch alle Schärfe seines Geistes stumpf gemacht."
Quelle: W. Völker: Als die Römer frech geworden...Die Schlacht im Teutoburger Wald (Wagenbachs Taschenbücher), Berlin 1981.---
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R (legatus legionis)

TACITUS: VARUS taucht aus dem Sumpf auf (eine grausige Begebenheit aus den Annalen des Tacitus)
Nox per diversa inquies (die Nacht war aus verschiedenen Gründen unruhig), cum barbari (als/weil die Barbaren) festis epulis (bei Festmahlen) laeto cantu (mit fröhlichem Gesang) aut truci sonore (oder wildem Lärm) subiecta vallium (die Niederungen; Talgründe) ac resultantis saltus (und die widerhallenden Waldgebirge; Waldeshöhen) complerent (erfüllten; anfüllten), apud Romanos (bei den Römern) invalidi ignes (schwache Wachfeuer), interruptae voces (unterbrochene Stimmen; Laute; Worte), atque ipsi (und sie selbst) passim adiacerent vallo (überall am Wall (des Lagers) lagen), oberrarent tentoriis (bei den Zelten umherirrten), insomnes magis (mehr schlaflos) quam pervigiles (als wachsam). Ducemque terruit ( und den Führer=Feldherr erschreckte) dira quies (ein schreckliches/grausiges Traumbild): nam Quintilium Varum (denn Quintilius Varus) sanguine oblitum (mit Blut überströmt) et paludibus emersum (und aus den Sümpfen aufgetaucht) cernere et audire visus est (schien; glaubte; wähnte er zu sehen und zu hören; bildete er sich ein...) velut vocantem (wie einen Rufenden), non tamen obsecutus (dennoch (diesem) nicht folgend; willfahrend; nachgebend; dennoch folgte er...) et manum intendentis (und die Hand des "Ausstreckenden"; die er ausstreckte) reppulisse (habe er  zurückgestoßen; schien er...; habe er offenbar...). Coepta luce (bei Tagesanbruch) missae in latera legiones (die auf die Flanken geschickten/an den Flanken aufgestellten Legionen), metu aut contumacia (aus Furcht oder Eigensinn; Trotz), locum deseruere (verließen den Ort), capto propere campo (nachdem sie eilig ein Feld besetzt hatten) umentia ultra ( jenseits der Sümpfe).---
Die Germanen werden hier bei ihrer Lieblingsbeschäftigung gezeigt: beim Saufen und Grölen (ihr "fröhlicher Gesang"" war sicherlich keine musikalische Glanzleistung). Die Szene wirkt  unheimlich: der schaurige Gesang erfüllt die Täler und Waldeshöhen. Bei den Römern dagegen geht es weniger fröhlich zu: bange Stimmung und Verwirrung. Sie geben sozusagen keinen Pieps von sich! Von Partystimmung keine Rede!
Gesteigert wird dies alles noch durch den Alptraum des Feldherren, in dem ausgerechnet der tote Varus aus dem Sumpf auftaucht. Varus, Symbol der Niederlage, ein Trauma.
TACITUS wird heute an Schulen kaum noch gelesen. Wir haben noch Tacitus in der 11. Klassse (1976, Gymnasium Gernsheim am Rhein, Klassenlehrerin Fr. OSTRn. M. Metternich) übersetzt. An dieser Stelle meinen Dank an meine damalige Lateinlehrerin, der ich meinen Enthusiasmus für das Fach Latein und für alte Geschichte verdanke!
Tacitus ist u.a. wegen seiner brevitas schwieriger als Caesar und für den heutigen Schüler kaum noch zu bewältigen. Wer mit o.g. Text nicht viel anfangen kann, den warne ich ausdrücklich davor, Latein bis zum Abi zu wählen. Sagt später nicht, ich hätte euch nicht gewarnt! Es ist ein Kinderglaube, daß man das Fach Latein "auf die lockere Tour" (mal so!) bewältigen könne. Es bedarf dazu: Disziplin (von discere=lernen), eiserner Wille, Beharrlichkeit, enormer Fleiß, kontinuierliches Arbeiten, strenges Konstruieren, logisches Denken, Abstraktionsfähigkeit, gehörige Intelligenz etc.pp.-die Liste ließe sich noch ergänzen-und, last, but not least: Interesse und Liebe zum Fach. Also nichts für Luschen und falsche Fünfziger!
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R (Firma Education and Drill)



DE LEGIONE

Vegetius, scriptor clarus et doctus, in suo libro, qui 'Epitoma' inscribitur, dicit populum Romanum nulla re orbem terrarum subegisse, nisi exercitatione armorum, disciplina castrorum experientiaque militari (cap. 1,1).
Vita in provincia magna ex parte a re militari determinabatur. Cum Romani terminos Imperii magis magisque propagarent, numerus legionum sub Augusto minutus est. Nunc viginti duo legiones erant. Cum Romani Germanos magnopere vererentur, octo legiones ad Rhenum missae sunt. Legio ex sexaginta centuriis constabat, centuria ex octoginta militibus (=decem contubernia). Sex centuriae cohors una sunt, decem cohortes legio una. Quadringenti octoginta milites in cohorte militabant, ergo legio ex quattuor milibus octingenti militibus constabat. Praeterea, centum et viginti equites in legione militabant. Centuriae centurio praeerat, legioni legatus legionis, qui ordine senatoris erat, et septem tribuni. Omnis centuria quoque optionem, signiferum, cornicinem et tesserarium habebat. Centuriones primae cohortis primi ordines nominabantur. Summus centurio primus pilus erat, cuius in centuria aquilifer versabatur. Praefectus castrorum castris praeerat.
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text by centurio R
s. auch: Über die Legion






ÜBER DIE LEGION

Vegetius, ein berühmter und gelehrter Schreiber, sagt in seinem Buch mit dem Titel 'Epitoma', daß das römische Volk durch keine Sache den Erdkreis unterworfen habe, außer durch Waffenübung, Lagerdisziplin und militärische Erfahrung (cap. 1,1).
Das Leben in der Provinz wurde zum Großteil vom Miltärwesen bestimmt. Obwohl die Römer die Grenzen des Reichs immer mehr ausdehnten, ist die Anzahl der Legionen unter Augustus vermindert worden. Es gab nun 22 Legionen. Weil die Römer die Germanen sehr fürchteten, sind acht Legionen an den Rhein geschickt worden. Die Legion bestand aus 60 Zenturien, die Zenturie aus 80 Soldaten (=10 Zeltgemeinschaften). Sechs Zenturien sind eine Kohorte, zehn Kohorten eine Legion. 480 Soldaten taten in einer Kohorte Dienst, daher bestand eine Legion aus 4800 Soldaten. Außerdem leisteten noch 120 Reiter in der Legion Kriegsdienst. Der Zenturie stand der Zenturio voran, der Legion der Legionslegat, der aus der Klasse der Senatoren war, und sieben Tribunen. Jede Zenturie hatte auch einen Optio (Stellvertreter), einen Fahnenträger, einen Hornist und Parolenträger. Die Zenturionen der ersten Kohorte wurden "erster Ordnung" genannt. Der höchste Zenturio war der "erste Wurfspeer", in dessen Zenturie sich der Adler befand. Der Lagerpräfekt stand dem Lager voran.
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(centurio)



LIMESFORSCHUNG: Gundwissen 1: DAS FELDBERGKASTELL
Lage: am kleinen Feldberg
Kategorie: Hilfstruppenlager für Aufklärungsabteilung
Belegung: Exploratio Halicanensium Alexandriana, eine berittene Kundschafterabteilung, (s. Inschr. auf Sockelstein für Büste der Kaiserin Julia Mamaea; das Denkmal, das wohl im Fahnenheiligtum stand, wurde nach der Ermordung ihres Sohnes Alexander Severus (222n.-235) zerstört (sog. damnatio memoriae!)
Die Einheit war ein sog. "numerus", bestehend aus ca. 150 Mann. Die numeri gehörten zu den Hilfstruppen (auxilia). Der numerus war wohl der Saalburg unterstellt und gehörte zum Wehrbereich der legio XXII in Mainz.
Errichtung: Mitte 2. Jh. n. (Holz-Erde-Bau); Anf. 3. Jh. Umbau in Stein; Mitte 3. Jh. zs. mit dem Limes aufgegeben.
Fläche: o,7 ha.
Funktion: Überwachung eines Limesabschnittes und Sicherung eines Limesdurchgangs.
Bauelemente: rechteckige Befestigung (Graben, Erdwall oder Steinmauer), Ecken abgerundet, vier Tore mit Doppeltürmen, Ecktürme, in der Mitte des Lagers das Stabsgebäude (principia) mit Fahnenheiligtum (sacellum), unterirdischer Schatzraum (Kriegskasse; Ersparnisse der Soldaten); Kastellbad zw. Limes und Lager.-
Zivilsiedlung südl. des Lagers, sog. "canabae" (davon kommt übrigens unser Wort "Kneipe"!).
Den Besuch des Kastells kann ich nur jedem "Limesfan" empfehlen. Ich selbst war in den 90er Jahren mit einem Freund dort. Es war ein sonniger Tag und über all dem lag eine friedliche (-ich möchte fast sagen-verwunschene) Atmosphäre. Der einst eisenklirrende Waffenplatz hatte sich in ein Idyll verwandelt. Verstummt sind für alle Zeiten die Stimmen der Soldaten, die Kommandorufe der Offiziere.
 Im Lager gibt es eindrucksvolle Reste zu bestaunen, jeder Stein ist Geschichte. Außerdem ist ein Besuch dort sehr lehrreich, falls man was lernen möchte.
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(magister militum)


LEGIO XXII PRIMIGENIA PIA FIDELIS ("pflichtbewußt und getreu")

Diese berühmte LEGION des IMPERIUM ROMANUM stand zunächst in VETERA CASTRA. 92 n. kam sie dann nach MOGONTIACUM (Mainz). Dort blieb sie als "Hauslegion" bis um 360/ 70 (Aufgabe der Festung).
Kommandeur: LEGATUS AUGUSTI PRO PRAETORE PROVINCIAE GERMANIAE SUPERIORIS (Statthalter und militärischer Befehlshaber der Provinz Obergermanien).
Grenze zur Provinz GERMANIA INFERIOR (Untergermanien) war der VINXTBACH, in dessen Name sich das lat. Wort für Grenze=finis erhalten hat.
Die LEGION bekam den Ehrentitel "PIA FIDELIS", weil sie beim SATURNINUSAUFSTAND (88/9 n.) zu DOMITIAN gehalten hatte.
NACH: JOACHIM VON ELBE: DIE RÖMER IN DEUTSCHLAND, Berlin, Stuttgart 1977, S. 173 u. 180.
RUDOLF PÖRTNER spricht davon, daß die MAINZER LEGION eine "höchst aktive Rolle...bei Ausbau und Sicherung des LIMES" gehabt habe:
"Trotzdem wurde Mainz keine Handelsstadt wie KÖLN. Als Waffenkammer, Versorgungszentrum und Verwaltungsmittelpunkt des LIMES übte MOGONTIACUM weiterhin vorwiegend militärische Funktionen aus. Von MAINZ ergingen die Anordnungen zum Bau der Straßen, Kastelle, Palisaden und Gräben des LIMES. Von hier wurden die Truppen verteilt. Hier lag das Oberkommando, hier die Hauptkampfmacht. Die Befehlshaber der AUXILIARKOHORTEN am Grenzwall entstammten zum größten Teil der MAINZER 'ZWEIUNDZWANZIGSTEN', ebenso die Pionier-und Baukommandos, unter deren Leitung das riesige Befestigungswerk entstand."
RUDOLF PÖRTNER: MIT DEM FAHRSTUHL IN DIE RÖMERZEIT,, Gütersloh 1987, S. 147.
Der sogenannte KRIEMHILDESTUHL in BAD DÜRKHEIM diente damals als Steinbruch. An den Wänden kann man heute noch die Schriftzeichen "LEG XXII PPF" lesen. Dies besagt: Abordnungen (VEXILLATIONES) der MAINZER LEGION XXII haben dort gearbeitet. Weiterhin finden sich Weiheinschriften für JUPITER ("den Besten und Größten") sowie für den GENIUS (Schutzgott) des KAISERS SEPTIMIUS SEVERUS (193-211 n.):
IOM ET GENIO IMPERATORE LUC SEPTIMO SEVER VEXL L XXII PPF.
Auch die Namen "GETTONIUS" und "URSUODOMUS" haben die Zeiten überdauert. Wer sie gewesen sind, werden wir wohl nie erfahren. Es ist wahrscheinlich, daß es die Befehlshaber der Arbeitskommandos waren. Anscheinend waren sie bei ihren Soldaten beliebt,denn sonst hätte man ihnen nicht diese Inschriften zum Gedenken an die "schöne Zeit" im Steinbruch gesetzt. Vermutlich haben sie ab und zu eine Runde Wein "geschmissen" und mit ihren Leuten gewürfelt. Abends ging es dann sicher ins Dorf in die nächste CAUPONA (Schenke, Wirtshaus), wo es Wein (gut und billig), Weib  und Gesang gab. Was will man mehr?
(VON ELBE, S. 46.)
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IOM=IOVI OPTIMO MAXIMO
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(tribunus militum)