Donnerstag, 26. Dezember 2013

DER "LIMES": ERKLÄRUNG DES BEGRIFFES NACH EGON SCHALLMAYER

a) allgemein:
Der Begriff "LIMES" hat nach E. SCHALLMAYER zunächst etwas mit der "Erschließung eines Raumes und der Einteilung eines Geländes" zu tun. Das Wort setzt sich zusammen aus "limus"=quer und dem Verbalnomen "-it"=gehend (von "ire"). Ein "LIMES" ist ganz allgemein ein "Weg, eine Bahn, die etwas durchquert" (wie z.B. eine Feldflur, einen Wald etc.)
b) in der Landvermessung:
Bei FRONTINUS und HYGINUS (beides Landvermesser) kommt das Wort schon in spezieller Bedeutung als Grenzweg (Flurgrenze) zwischen Grundstücken vor.
c) militärisch:
1) als VORMARSCHWEG
In diesem Sinne ist der "LIMES" eine Bahn (Schneise), die ins Feindesland vorangetrieben wird, um das Gebiet militärisch zu erschließen und um den Truppen die Möglichkeit zu geben, sich zu entfalten und frei zu agieren. E. SCHALLMAYER spricht von "militärbewehrten Straßen". Diese reichen weit ins Feindesland hinein. (Dies dürfte allerdings den Feinden wenig gefallen haben. Dennoch muß die Anlage eines solchen Piste großen Eindruck gemacht haben.)
Im rechtsrheinischen Gebiet z.B. führten diese Wege entlang der Flüsse (Lippe, Lahn, Main). Und bei der Eroberung Britanniens durch CLAUDIUS bzw. durch seinen General AULUS PLAUTIUS war der sog. FOSSEWAY von großer Bedeutung. Dieser vereinigte nun beide Funktionen: Vormarschstraße und Grenze (sog. "Plautianische Limeslinie"). Sie fungierte als Basis für die Eroberung von Wales und des Gebietes der BRIGANTEN (Nordengland).
"LIMITES" spielten eine große Rolle bei der Eroberung der Provinzen. Ohne sie wäre eine Okkupation kaum möglich gewesen. So ließ z.B. TRAIAN (101-106 n.) während der Eroberung Dakiens die vom Legionslager VIMINACIUM nach Nordosten führende Straße für den militärischen Vormarsch ausbauen.
Über den "LIMES" in Germanien gibt eine Stelle bei SEXTUS JULIUS FRONTINUS, "STRATEGEMATA" ("Kriegslisten") Auskunft. FRONTINUS war Kriegsteilnehmer im CHATTENKRIEG. Für das Jahr 83 n. Chr. lesen wir:
"Als die Germanen nach ihrer Gewohnheit aus Waldschluchten und dunklen Verstecken heraus die Römer immer wieder überfielen und dabei einen sicheren Rückzug in die Tiefen des Waldes hatten, ließ Kaiser DOMITIAN mehrere breite Schneisen (limites) 120 Meilen (177, 6 km) in den Wald vortreiben. Er bewirkte dadurch nicht nur eine Veränderung in der Art der Kriegsführung, sondern auch, daß die Feinde, deren Schlupfwinkel er bloßgelegt hatte, sich ihm unterwarfen."
"LIMES" bedeutet hier also "Schneise", die in den Wald geschlagen wird. Die Römer versuchten dadurch für sie bessere Kampfbedingungen zu schaffen und der "Wald-und-Wiesen-Taktik" der CHATTEN zu begegnen, was dann auch, wie man sieht, zum Erfolg führte. Nach SCHALLMAYER beschreibt FRONTIN hier lediglich "eine strategische Maßnahme". Die "LIMITES" sind also Teil der militärischen Angriffsmethoden ("militärische Rollbahn", so E. S.) und noch nicht Provinz-oder Reichsgrenze (defensiv), in welcher Funktion wir den "LIMES" kennen.
2) als PROVINZ-UND REICHSGRENZE:
Der "LIMES" in der Funktion der REICHSGRENZE ist eine sekundäre, spätere Entwicklung (ab AUGUSTUS). Offizielle Bezeichnung: "LIMITES IMPERII ET RIPAE"="Land-und Flußgrenzen", s. auch TACITUS, "AGRICOLA" (98 n. Chr.) und "GERMANIA". In dieser Schrift lesen wir über die Erschließung der "AGRI DECUMATES"="ZEHNTLAND":
"Bald darauf wurden die Grenzschneise (limes) angelegt und die Wachen (praesidia) vorgeschoben; seither gilt das Gebiet als Vorland des Reiches und Teil der Provinz".
Die Anlage einer Grenzschneise hatte also das Ziel, ein Gebiet dem Imperium anzugliedern (einzuverleiben).
In ganz ähnlicher Bedeutung erscheint der Begriff bei AMMIANUS MARCELLINUS (4. Jh.). Hier bezeichnet "LIMES" die Grenzmark bzw. das Grenzgebiet. Die "NOTITIA DIGNITATUM" (ein Militärhandbuch) schließlich nennt militärische Verwaltungsbezirke an der Grenze "LIMITES". Diese werden von "MILITES LIMITANEI ET RIPARENSES" ("Limitan-und Ufertruppen") bewacht.
"LIMES" im Sinne von "REICHSGRENZE" erscheint bei AELIUS SPARTIANUS, LEBENSBESCHREIBUNG KAISER HADRIANS (122 n.):
"Zu jenen Zeiten wie auch sonst öfter trennte er (Hadrian) die vielen Gegenden, in denen die Grenze gegen die Barbaren nicht durch Flüsse, sondern durch künstliche Sperren (limites) gebildet wird, die Barbaren vom Reichsgebiet durch ein System von großen Pfählen, die nach Art eines mauerähnlichen Geheges tief eingerammt und miteinander verbunden wurden."
E. S. spricht an dieser Stelle sogar von einem "Bewußtseinswandel der Römer im Umgang mit den Rändern ihres Imperiums zu Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr." und vom gleichzeitigen "Eingeständnis der Defensive"!
Der "LIMES" war jetzt sozusagen die letzte Grenze, die "outstation", wo das "BARBARICUM" anfing, wo der Soldat einsam Wache schob, wo es zugig und windig war und wo es meistens regnete!
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Quelle: E. SCHALLMAYER: DER LIMES, C. H. Beck Wissen, München 2006, S. 11-16.
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Lang lebe die REICHS-LIMESKOMMISSION!---
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Euer Imperator


Dienstag, 26. November 2013

WIE HIELTEN ES DIE LEGIONARII MIT DER HOLDEN WEIBLICHKEIT?

Offiziell lief nichts, inoffiziell wahrscheinlich eine ganze Menge. Es gab ja die allseits beliebte CAUPONA nach Dienstschluß. Und dort gab es "wine, women and song". Der Wein war schlecht und gepanscht, der Wirt (CAUPO) garantiert schmierig und korrupt, die Frauen, nun ja, nach dem xten Glas nahm man es wohl nicht mehr so genau. Gesungen wurde sicherlich auch, natürlich falsch, mangels Talent und bedingt durch hohe Alkoholzufuhr.
Der römische Berufssoldat mußte unverheiratet sein und bleiben, und zwar eine ganz schön lange Zeit, nämlich 25 lange Dienstjahre! Das hatte seine Gründe: Schon damals wußte man: Frauen stehen beim Kriegspielen nur im Wege. Außerdem: Die römischen Legionen wurden oft verlegt. Welche Frau macht das auf Dauer schon mit? Auch eine Horde schreiender Kinder ist da wenig förderlich. Schließlich wollte man auch verhindern, daß die Soldaten mit den Einheimischen allzusehr fraternisierten, was unweigerlich zu Loyalitätskonflikten geführt hätte. Die Soldaten sollten kämpfen und erobern und nicht Reisebekanntschaften schließen. Letztendlich waren es auch pekuniäre Gründe: Die Versorgung solcher Familien wäre-im Todesfall eines Soldaten- eine zusätzliche Belastung für die Staatskasse gewesen. Also: Kein Rind, kein Kind für den römischen Soldaten. Dem Soldaten mußte der Rücken frei gehalten werden.
Im ersten Jh. änderte sich die Lage. Die Römer schalteten auf Defensive um. Immer mehr feste Standorte wurden eingerichtet. Zivilsiedlungen (VICI; CANABAE) entstanden. Der "militärische Zölibat" wurde gelockert. Nachteil: Die Mobilität der Truppe wurde vermindert. Vorteil: Die Soldaten sorgten für Nachschub, indem sie Söhne zeugten.-Soldatenfamilien waren wichtig für die Romanisierung der Provinzen.-Heiraten konnte der Soldat dann nach seiner "HONESTA MISSIO".
Das Heiratsverbot galt bis in die Zeit des Severus.
Es gab drei Formen des Zusammenlebens:
1.) CONCUBINATUS, eine eheähnliche Beziehung, die geduldet wurde.
2.) MATRIMONIUM EX IURE GENTIUM, die legitime Ehe.
3.) MATRIMONIUM IUSTUM
(Angehörige der AUXILIARVERBÄNDE bekamen bei ihrer HONESTA MISSIO ein MILITÄRDIPLOM. Darin wurde ihnen das CONUBIUM (Eherecht) und das BÜRGERRECHT verliehen. Weiterhin: steuerliche und rechtliche Privilegien, was einen gewissen sozialen Aufstieg ermöglichte. Bei den LEGIONARII ruhte das CONUBIUM während ihrer Dienstzeit lediglich.)
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(Weitere Veränderungen: Immer mehr VETERANEN bekamen Land in den Provinzen zugewiesen. Manche ließen sich auch ausbezahlen (PREAEMIUM MILITARE=3000 Denare). Viele Soldaten hatten auch Geld gespart. Dies gilt nicht für die AUXILIARSOLDATEN. Sie erhielten kein PRAEMIUM. Auch verdienten sie zuwenig, um Geld zu sparen.
Der VETERANUS investierte entweder in einen Bauernhof oder in einen Zulieferbetrieb für die Armee. Es gab sogar VETERANENORGANISATIONEN, die von CURATORES geführt wurden.
Söhne von AUXILIARSOLDATEN konnten in die LEGION aufsteigen.)
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Quelle: MARCUS JUNKELMANN: DIE LEGIONEN DES AUGUSTUS.
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AVE, CAESAR!

Mittwoch, 13. November 2013

TACITUS: AB EXCESSU DIVI AUGUSTI I, 60


RÖMISCHE KRIEGSGESCHICHTE: GERMANIEN (3): TACITUS: AB EXCESSU DIVI AUGUSTI I, 60:

STERTINIUS entdeckte bei seinen Plünderungen den Adler der XIX. LEGION. Diesen hatten die BRUCTERER in der VARUSSCHLACHT erbeutet und sozusagen als Souvenir mit nach Hause genommen. Vielleicht hat ein BRUCTERER zu seinem Sohn gesagt: "Schau mal, was der Papa von der Schlacht mitgebracht hat!" (Wahrscheinlich wurde systematisch nach dem Adler gesucht. Den Adler zu finden, war eine Sache der Ehre.)
Dann wurde das Land an der EMS verwüstet. Die Versorgungsflotte fuhr die EMS hinauf bis zu einer Stelle, wo das heute Lingen ist. (Was wohl Theo Lingen zu den Römern gesagt hätte, wenn es ihn damals schon gegeben hätte. Vielleicht sein berühmtes "Traurig, traurig, traurig!", das er immer als Gymnasialprofessor zu seinen Schülern sagte.))
Wegen der Stromschnellen wurde dann auf Kähne und Flöße umgeladen. Dann ging es weiter bis in die Gegend des heutigen Rheine. Gleichzeitig näherte sich von Südwesten der LEGAT CÄCINA mit dem UNTEREN HEER. Doch hören wir, was TACITUS dazu sagt:
"et ne bellum (und damit der Krieg nicht) mole una ("durch eine einzige Masse"; mit aller Wucht) ingrueret (losbreche), CAECINAM cum quadraginta cohortibus Romanis (den Caecina mit 40 römischen Kohorten) distrahendo hosti ("für den zu trennenden Feind"; um den Feind zu zersplittern; zu zerstreuen; Gerundiv; dativus finalis) per BRUCTEROS ad flumen AMISIAM mittit (schickt(e) er durch das Gebiet der Bukterer zum Fluß Ems), equitem PEDO preafectus (die Reiterei der Präfekt Pedo) finibus FRISIORUM ducit (führt(e) in den Grenzen=im Gebiet der Friesen); ipse (er selbst) inpositas navibus quattuor legiones (die 4 in die Schiffe "hineingestellten" Legionen; svw. die 4 eingeschifften Legionen) per lacus vexit (führte er durch die Seen; brachte er): simulque (und gleichzeitig) pedes eques classis (Fußsoldaten, Reiterei und Flotte) apud praedictam amnem convenere (trafen bei dem vorher genannten Fluß zusammen). CHAUCI cum auxilia pollicerentur (Weil die Chauken Hilfe versprachen), in comilitium adsciti sunt (sind sie in die Kriegskameradschaft; Goldmann: Heeresgemeinschaft; aufgenommen worden). BRUCTEROS sua urentis (Die Brukterer, das Ihre verbrennend; die das Ihre verbrannten ; ihr Land verwüsteten) expedita manu (mit einer leichten Truppe) L. STERTINIUS missu GERMANICI fudit (zerstreute; schlug L. Stertinius im Auftrag von Germanicus (in die Flucht)) interque caedem et praedam (und zwischen dem Morden und der Beute; Plünderung; beim...) repperit undevicesimae legionis aquilam (fand er den Adler der 19. Legion wieder) cum Varo amissam (mit Varus verloren; der mit Vaus verloren gegangen war). Ductum inde agmen (Das Heer wurde von da (hierauf; sodann) geführt) ad ultimos BRUCTEROS (bis zu den entferntesten Brukterern; äußersten; bis in die letzten Winkel von deren Stammesgebiet), quantumque AMISIAM et LUPIAM amnes inter (und wieviel zwischen den Flüssen Ems ud Lippe liegt; alles Land zwischen...) vastatum (wurde verwüstet), haud procul TEUTOBURGIENSI SALTU (nicht weit vom Teutoburger Wald(gebirge) (entfernt)), in quo (in dem; wo) reliquiae VARI  legionumque (die Reste; Überreste; des Varus und der Legionen) insepultae dicebantur ("gesagt wurden", daß sie unbestattet seien; noch unbestattet lagen, wie man sagte; unbeerdigt gewesen sein sollen).---
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So spricht TACITUS!
Der hervorragende Autor TACITUS ist von den (zumeist weniger hervorragenden) Schülern der 11. Klasse zu bewältigen. Wer dies nicht versteht, hat auf einer höheren Schulform nichts verloren (und sollte besser Maler und Tüncher werden).
An Autoren wie TACITUS scheiden sich die Geister. TACITUS ist nichts für profane Naturen, wie es sie heute leider (oder vielleicht sogar zum Glück?) zuhauf gibt.
Liebe Haupt-und Sonderschüler! Wenn euch TACITUS zu schwer ist, sucht euch besser im Namen der Wissenschaft eine Lehrstelle.
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Ein wohlgemeinter Rat.
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Sir R (magister militum)

TACITUS: AB EXCESSU DIVI AUGUSTI I, 70


DIE WEITEREN EREIGNISSE IN GERMANIEN (1): TACITUS: AB EXCESSU DIVI AUGUSTI I, 70
(zweiter Germanienfeldzug des GERMANICUS, Kap. 55-71, anno 15 n.)

Quid novi in Germania? Wie ging es weiter? Nachdem sich die 4 Legionen mühsam (mit Ach und Krach=aegerrime; adv. Superlativ) aus dem versumpften Wiesental herausgearbeitet (besser wäre"-gewurschtelt") hatten (s.o.)-es ging gerade noch einmal gut!-, wendet sich TACITUS nun wieder dem GERMANICUS zu, der an der Nordsee "Urlaub" machte:

At Germanicus (Doch Germanicus) legionum (der Legionen, von den Legionen), quas (die) navibus (mit Schiffen) vexerat (er transportiert hatte, befördert hatte; von "vehere, vexi, vectum"), secundam et quartam decimam (die 2. und die 14.) itinere terrestri (auf dem Landweg, auf einem Marsch zu Lande; endlos, das ist der Marsch!) P. Vitellio (dem P. Vitellius) ducendas tradit ("als zu führende übergab er sie"; er übergab sie ihm, um sie zu führen; damit er sie zu Land führe; Gerundiv; hier: final), quo (=ut eo=damit dadurch; wodurch) levior (leichter) classis (die Flotte) vadoso mari (auf dem seichten Meer; gemeint ist das Wattenmeer) innaret ("hineinschwamm"; also das Wattenmeer durchfuhr; keine gute Idee!) vel reciproco sideret (oder "auf dem Hin-und Zurückfließenden"=bei Ebbe und Flut "sich setzte"=auf Grund lief; besonders tragisch, da es keine Werkstatt um die Ecke herum gab! Auch kein ADAC!). Vitellius (V.) primum (zuerst) iter (einen Marsch; Weg) sicca humo (auf trockenem Boden) aut modice adlabente aestu (oder bei mäßig "herangleitender"; heranfließender; anschwellender (Goldmann) Flut) quietum habuit (er hatte einen ruhigen; bezogen auf Weg; konnte eine ruhige Kugel schieben!); mox (bald, dann) impulsu aquilonis (durch den "Anstoß", durch den Ansturm des Nordwindes; der Nordsturm; aquilus=der Verdunkelnde!), simul sidere aequinoctii (zugleich auch zu der Jahreszeit der Tag-und Nachtgleiche; also im Herbst, wo es langsam ungemütlich wird), quo (an welcher) maxime  tumescit Oceanus (der Ozean (das äußere Meer im Gegensatz zu "mare") besonders (am meisten; am stärksten, Goldmann) ansteigt (anschwillt), rapi agique agmen (wurde der Heereszug; das Heer zerrissen; auseinandergerissen, Goldmann; und hin-und hergetrieben; herumgeworfen; historische Infinitive im Passiv). Et opplebantur terrae (Und die Länder wurden "angefüllt"; das Land wurde überschwemmt; die Welt versank in den Fluten und im Chaos): eadem (dasselbe) freto litori campis (dem Meer, Strand, den Feldern) facies (Aussehen; alles bot denselben Anblick), neque discerni poterant (und sie konnten nicht unterschieden werden) incerta ab solidis (unsichere Stellen von den festen), brevia a profundis (seichte, nicht so tiefe, flache von tiefen).---
Dazu-wie immer-v. TIPPELSKIRCH:
"Während die Legionen des CÄCINA an den LANGEN BRÜCKEN um ihr Leben kämpften, zog das OBERE HEER nach Norden, ohne auf den Feind zu stoßen.
GERMANICUS selbst war mit zwei Legionen an Bord der Schiffe gegangen. Die beiden anderen Legionen-die II. und die XIV.-hatte er unter das Kommando des PUBLIUS VITELLIUS gestellt und diesem LEGATEN den Auftrag gegeben, durchs Land der Friesen, also entlang der Küste, zurück zum Rhein zu marschieren. Wahrscheinlich ging der Marsch dieser Truppe zunächst entlang dem Ostufer der Ems...Zu Anfang des Marsches war das Wetter noch warm und sonnig. Dann aber zogen hohe Wolkenschleier auf. Am folgenden Morgen färbte ein drohendes, brandiges Morgenrot den Himmel. Gegen Mittag stiegen jenseits des Flusses schwere Wolkengebirge über den Horizont. Eine knisternde Spannung lag in der Luft. Das alles waren Zeichen, welche die als Führer dienenden Chauken und Chamaven den Römern sehr wohl zu deuten wußten.
"THOR hat seine Stiere eingespannt! Noch vor Sonnenuntergang werden wir die Räder seines Wagens dröhnen hören!"
Das Sonnenlicht wurde trübe. Immer höher stiegen im Westen die Wolkenberge empor. Manchmal zuckte nun schon ein fahler Lichtschimmer darunter hin. Dann griffen lange Schattenfinger über den Fluß. Als aber der Saum der Wolken über den Marschierenden stand, fielen die ersten Böen ein. Ein dumpfes Poltern schallte herüber.
"Das ist er! Das sind die Räder seines Wagens!"
Es wurde dunkel. Dann aber wurde es für Augenblicke blendend hell-ein kilometerlanger Blitz fuhr quer über den Himmel. Schmetternd folgte der Donner. THOR, der Wetter-und Sturmgott der Germanen, hatte mit seinem Hammer MJÖLNIR zum ersten Male zugeschlagen.
Es war der Auftakt zu einem Inferno. Zuerst Blitz auf Blitz-dann Regen und Sturm--aber das war noch immer nicht das Schlimmste! Der Heerzug des VITELLIUS war ja inzwischen der Küste schon nahe gekommen. Und in der Weite des Nordmeeres ballte sich das Verderben zusammen. Vom Sturm getrieben, brach die Flut mit besonderer Heftigkeit über die Küste und in die Mündungen der Flüsse herein. (...) in dem Inferno, in dem man nicht sagen konnte, wo das Meer endete und das Land begann! Wie sollte man erkennen, wo unter der Flut der Boden war? Wo sollte man sich festklammern, wenn die Wellen heranstürmten?
Die schweren Rüstungen zerrten die Soldaten in die Strudel. Gepäck, tote Pferde, menschliche Leichen trieben daher.---
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Der reinste Wetterbericht!
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THOR, the hammer!
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Welcome in Germany!
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das Wort "terra"  heißt eigentlich "das Trockene; vgl. griech. "tersaino" u. lat. "torrere"=dörren, trocknen; s. Stowasser!)
torrere, eo, torrui, tostus; davon kommt unser "Toast"!
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The one and only SIR

Eingestellt von Murmillo um 16:41

TACITUS: AB EXCESSU DIVI AUGUSTI II, 6

RÖMISCHE KRIEGSGESCHICHTE: GERMANIEN (2): DIE WEITEREN EREIGNISSE

DRITTER GERMANIENFELDZUG DES GERMANICUS (16 n.): P. CORNELIUS TACITUS, "ANNALEN" (AB EXCESSU DIVI AUGUSTI) II, cap. 5-26



The battle rages on. Nette Germanen.

GERMANICUS verließ nun das OBERE HEER. Die II., XIII., XIV. und XVI. LEGION zog entlang der Lahn bis zur Mündung in den Rhein. Die Führung hatte vermutlich der LEGATUS SILIUS. Dort stiegen die Soldaten in die Schiffe der CLASSIS AUGUSTA GERMANICA und fuhren rheinabwärts, vorbei am Lager des UNTEREN HEERES auf dem FÜRSTENBERG bei VETERA südlich von XANTEN (COLONIA ULPIA TRAIANA=CUT). Im Land der BATAVER (HOLLAND) teilte sich der Strom. TACITUS schreibt AB EXCESSU DIVI AUGUSTI II, 6 (ANNALEN):
"Nam Rhenus (Denn der Rhein) uno alveo continuus (ununterbrochen; fortlaufend in einem Flußbett) aut modicas insulas circumveniens (oder nur kleine Inseln umgehend; umfließend) apud principium agri Batavi (am Anfang des Batavischen Gebietes) velut in duos amnes dividitur (teilt sich gleichsam in zwei Ströme), servatque nomen (und er behält den Namen) et violentiam cursus (die Gewalt des Laufs=Strömung), qua Germaniam praevehitur (wo er an Germanien vorbeiströmt), donec Oceano misceatur (bis er mit dem Ozean "vermischt" wird; in den Ozean mündet; sich mit dem Ozean vereinigt; Dat.!); ad Gallicam ripam (am Gallischen Ufer; an das Gall. Ufer; Seite) latior et placidior adfluens (breiter und langsamer (gemächlicher; ruhiger) dahinfließend) verso cognomento (nachdem der Name verändert wurde; mit geändertem Namen) Vahalem accolae dicunt (nennen ihn die Anwohner Vahalis), mox id quoque vocabulum mutat (bald vertauscht er auch diese Bezeichnung) Mosa flumine (durch; mit dem Fluß Mosa) eiusque imenso ore (und durch die  gewaltige Mündung dieser; durch ihre...; mit ihrer...) eundem (denselben) in Oceanum effunditur ( vergießt sie denselben in den Ozean hinaus; ergießt sie sich (mit demselben); medial; auch: strömt sie ihn hinaus; reflexiv medial)."
Doch von nun an wurde die Kaffeefahrt ernst! Die Flotte fuhr in die FOSSA DRUSIANA (DRUSUSGRABEN), ein Kanal voller Gestrüpp und Mücken. Dieser führte in den FLEVO SEE (heute die Lagunen am Ostufer der ZUIDERSEE). Von da aus führte vermutlich ein weiterer Kanal hinaus auf die Nordsee. An der Küste entlang ging die Fahrt zuerst nach Norden, dann nach Osten bis zur Mündung der
Ems (wo ich übrigens immer Urlaub mache!). Emsaufwärts führte der Weg ins Land der BRUCTERI MAIORES (rechtes Ufer) und zu den BRUCTERI MINORES (folglich auf dem linken Ufer). Der LEGATUS der AUXILIARTRUPPEN war ein gewisser LUCIUS STERTINIUS, den VON TIPPELSKIRCH den "Chefplünderer des Heeres" nennt. Dies begab sich im Jahre 15 n. in GERMANIEN.-
Nach: W.-D. VON TIPPELSKIRCH: DIE STUNDE DER GERMANEN.
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Sir R (ebenfalls Germane and proud of it!)

ROMANI ITE DOMUM!


CASTRA


LUFTBILD





GRABUNG (1)


TURM


DIE FRIESEN UND DAS IMPERIUM


DIE FRIESEN und das Imperium

Wie der Stamm der Bataver (im heutigen Nordholland) wurden auch die Friesen von dem römischen Feldherrn Drusus auf friedliche Weise mit dem Imperium Romanum vereinigt. Dies war für die Friesen von Vorteil, mußten sie doch anstelle von Steuern nur eine Anzahl von Rinderhäuten an das Heer abliefern. Doch wie die Bataver mußten auch sie zahlreiche Mannschaften für die römische Armee stellen, und so lernte mancher Friese nolens volens lateinische Grammatik.
15 n. Chr. ritt römische Kavalerie unter Pedo durch Friesland und vereinigte sich mit Caecinna (4 niederrheinische Legionen) und Germanicus (4 obergermanische Legionen) an der Emsmündung.-
Später waren die Friesen mit Germanicus verbündet, den sie beim Kanalbau sowie bei seinen unglücklichen Nordseefahrten unterstützten (vielleicht hat man ja etwas nachgeholfen!). Irgendwann wurde es den Friesen zuviel, und sie kündigten den Römern: Pacta sunt servanda! Den Friesen war das egal! Sie erschlugen römische Beamte und belagerten das Kastell Flevum (bei der heutigen Insel Vlieland neben Texel).
Das war dann doch ein wenig zuviel, und die Römer mobilisierten beide Rheinheere. Doch der Staathalter Lucius Apronius patzte. Als die römische Flotte anrückte, gingen die Friesen vorsichtshalber nach Hause, rieben aber-in alter Freundschaft-noch mehrere römische Kontingente auf. Besonders gründlich verfuhren sie dabei mit der römischen Vorhut.-
47 n. versuchten es die Römer erneut unter Corbulo, doch Rom blies das Unternehmen ab und pfiff den Feldherren zurück. Zu gefährlich, zu teuer, zu wenig lohnend!
Unter Nero besetzten und bebauten die Friesen römisches Schutzgebiet und wurden vom Kommandanten nach Rom verwiesen. 58 n. reisten daher zwei friesische Häuptlinge nach Rom und erregten durch ihr urwüchsiges Auftreten nicht wenig Aufsehen. Die beiden erhielten zwar das römische Bürgerrecht (kostet ja nichts!), dennoch mußten die Friesen das Feld räumen.
68/9 n. schlossen sich die Friesen dem Aufstand des Civilis an. Die Römer wurden in Vetera (Xanten) belagert. Sicher werden auch hier die Friesen mit von der Partie gewesen sein. Dabei sein ist alles! Allzuviel Unterhaltung gab es ja schließlich nicht. Außerdem gab es in Vetera was zu holen (Beute, Waffen etc.).
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Arminius

TACITUS: VARUS TAUCHT AUS DEM SUMPF AUF


TACITUS: VARUS taucht aus dem Sumpf auf (eine grausige Begebenheit aus den Annalen des Tacitus)
Nox per diversa inquies (die Nacht war aus verschiedenen Gründen unruhig), cum barbari (als/weil die Barbaren) festis epulis (bei Festmahlen) laeto cantu (mit fröhlichem Gesang) aut truci sonore (oder wildem Lärm) subiecta vallium (die Niederungen; Talgründe) ac resultantis saltus (und die widerhallenden Waldgebirge; Waldeshöhen) complerent (erfüllten; anfüllten), apud Romanos (bei den Römern) invalidi ignes (schwache Wachfeuer), interruptae voces (unterbrochene Stimmen; Laute; Worte), atque ipsi (und sie selbst) passim adiacerent vallo (überall am Wall (des Lagers) lagen), oberrarent tentoriis (bei den Zelten umherirrten), insomnes magis (mehr schlaflos) quam pervigiles (als wachsam). Ducemque terruit ( und den Führer=Feldherr erschreckte) dira quies (ein schreckliches/grausiges Traumbild): nam Quintilium Varum (denn Quintilius Varus) sanguine oblitum (mit Blut überströmt) et paludibus emersum (und aus den Sümpfen aufgetaucht) cernere et audire visus est (schien; glaubte; wähnte er zu sehen und zu hören; bildete er sich ein...) velut vocantem (wie einen Rufenden), non tamen obsecutus (dennoch (diesem) nicht folgend; willfahrend; nachgebend; dennoch folgte er...) et manum intendentis (und die Hand des "Ausstreckenden"; die er ausstreckte) reppulisse (habe er  zurückgestoßen; schien er...; habe er offenbar...). Coepta luce (bei Tagesanbruch) missae in latera legiones (die auf die Flanken geschickten/an den Flanken aufgestellten Legionen), metu aut contumacia (aus Furcht oder Eigensinn; Trotz), locum deseruere (verließen den Ort), capto propere campo (nachdem sie eilig ein Feld besetzt hatten) umentia ultra ( jenseits der Sümpfe).---
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Die Germanen werden hier bei ihrer Lieblingsbeschäftigung gezeigt: beim Saufen und Grölen (ihr "fröhlicher Gesang"" war sicherlich keine musikalische Glanzleistung). Die Szene wirkt  unheimlich: der schaurige Gesang erfüllt die Täler und Waldeshöhen. Bei den Römern dagegen geht es weniger fröhlich zu: bange Stimmung und Verwirrung. Sie geben sozusagen keinen Pieps von sich! Von Partystimmung keine Rede!
Gesteigert wird dies alles noch durch den Alptraum des Feldherren, in dem ausgerechnet der tote Varus aus dem Sumpf auftaucht. Varus, Symbol der Niederlage, ein Trauma.
TACITUS wird heute an Schulen kaum noch gelesen. Wir haben Tacitus in der 11. Klassse (1976, Gymnasium Gernsheim am Rhein, Klassenlehrerin Fr. OSTRn. M. Metternich) übersetzt. An dieser Stelle meinen Dank an meine damalige Lateinlehrerin, der ich meinen Enthusiasmus für das Fach Latein und für alte Geschichte verdanke!
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Euer Arminius

AUS ALTEN LATEINBÜCHERN: CAESAR LANDET AN DER KÜSTE BRITANNIENS (2)


PORTA I, XXVII/63, Teil 2:
Tum navigiis aestu deportatis (Nachdem dann die Schiffe durch die Flut weggetragen worden waren,) prima luce (beim ersten Licht; bei Tagesanbruch) litora Britanniae (die Küsten Britanniens) sub dextra manu (zur rechten Hand) procul (von fern; in der Ferne) spectata sunt (wurden erblickt). Cuncti milites, (Alle Soldaten,) etiam qui adhuc (auch die bis jetzt) dormiverant (geschlafen hatten), subito (plötzlich) timore (von Furcht) impleti erant (waren erfüllt worden). Quorum querelas (Deren/ihre Klagen) audivi: (hörte ich:
"Quo modo ("Auf welche Weise) ad oram Britanniae aut Galliae saltem (zur Küste Britanniens oder Galliens wenigstens) perveniemus? (werden wir gelangen?) An semper (Oder immer) ventis aestuque (durch Winde und Flut) agitabimur?" (werden wir hin-und hergeworfen werden?") At imperator (Doch der Feldherr) intrepidus stabat (unerschrocken stand da) et commutationem aestus (und den Wechsel der Flut) expectabat (erwartete er). Nam navigia (Denn daß die Schiffe) sex fere horis post (fast sechs Stunden später) aestu (durch die Flut) ad litora Britanniae (zu den Küsten Britanniens) apportari debere (getragen werden mußten) sciebat (wußte er). Postremo (Schließlich) nos (daß wir) orae appropinquare (uns der Küste näherten) manifestum erat (war offensichtlich). Pervenimus (Wir gelangten) ad insulam (zur Insel) meridiano fere tempore." (ungefähr/fast zur Mittagszeit.")---
Ü: Firma Education and Drill lim.

AUS ALTEN LATEINBÜCHERN: CAESAR LANDET AN DER KÜSTE BRITANNIENS (1)


PORTA I, XXVII/63, Teil 1: die "gute alte Porta" war mein Lateinbuch am Gymnasium. Mit diesem "nett" und gefällig gemachten Buch habe ich Latein gelernt. Es begleitete mich durch die Jahre 1971 (Spätsommer)-ca. 1975 (Gymnasium Gernsheim/am Rhein). Ich halte es heute noch in Ehren!
Quintus (Quintus) Gnaeo et Tito fratribus (den/seinen Brüdern Gnaeus und Titus) de bello Britannico (vom britannischen Krieg) narrat (erzählt)
Proxima hieme (Im nächsten Winter) Quintus cum manu comitum (Quintus mit einer Schar Begleiter) e castris domum (aus dem Lager nach Hause) venit (kommt/kam) ibique (und dort) fratribus (den Brüdern) de duabus expeditionibus Britannicis (über die zwei britannischen Feldzüge) narrat (erzählt er):
"Eheu, pueri, ("Ach, Jungs,) eam navigationem (daß diese Seefahrt) periculosissimam fuisse (sehr gefährlich gewesen ist) nescitis (wißt ihr nicht). Primo Galliae portibus (Zuerst in den Häfen Galliens) dies circiter XXV (ungefähr 25 Tage) continebamur (wurden wir aufgehalten); nam 'Coro', vento adverso validoque , (denn durch den Corus, einen widrigen und starken Wind,) ab itinere (von/an der Reise) impediti sumus (sind wir gehindert worden). Deinde 'Africus', ventus secundus, (Darauf der Afrikus, ein günstiger Wind,) flabat, (blies) et ad solis occasum (gegen Sonnenuntergang= nach Westen) magna cum laetitia (mit großer Fröhlichkeit) per aequora (durch das Meer) navigavimus (segelten wir). De tertia fere vigilia (Ungefähr von der dritten Nachtwache an) cum Caesare (mit Caesar), qui ventum et undas (der den Wind und die Wellen) observabat (beobachtete), sermonem habuimus (hatten wir ein Gespräch) de inaudita eius expeditionis magnitudine (über die nie dagewesene (unerhörte) Größe dieses Feldzuges.)
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Firma Education and drill

Dienstag, 12. November 2013

AUS ALTEN LATEINBÜCHERN: DE TAMESI FLUMINE: I-DEKLINATION

Tamesis flumen (Der Fluß Themse) vobis notum est (ist euch bekannt). Usque ad Tamesim flumen (Bis zum Fluß Themse) Caesar (C.) imperium Romanum propagavit (erweiterte das römische Reich). Tamesi flumine (Durch den Fluß Themse) igitur (daher) ex Caesaris temporibus (seit den Zeiten Caesars) Britannia libera (das freie Britannien) a Britannia Romana separabatur (wurde vom römischen Britannien getrennt). Magna erat (Groß war) vis legionum (die Kraft/ Stärke der Legionen).
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So war das damals!
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(Porta I, XXX/ 70.)
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Valete

AUS ALTEN LATEINBÜCHERN: ÜBER CAESAR (PART. PRÄS.)

1.) Semper Caesar exercitui providebat.
Caesar sorgte immer für das/ sein Heer.
2.) Cuius providentia freti (Auf dessen Voraussicht/ Fürsorge vertrauend; weil sie...) milites (die Soldaten) nullum hostem timebant (fürchteten keinen Feind).
3.) Milites (Die Soldaten) Caesarem  (Caesar) saluti exercitus providentem (für das Wohlergehen des Heeres sorgend) amabant (liebten).
(...weil er für das Wohl des Heeres sorgte.)
4.) Caesar (C.) erga milites (gegenüber Soldaten) cum virtute pugnantes (mit Tapferkeit kämpfend; wenn sie...; die...) gratum et benevolum se praebebat (erwies sich dankbar und wohlwollend).
5.) Magni et multi erant honores (Groß und viel waren die Ehren; es gab große und viele Ehren) militum cum virtute pugnantium (der mit Tapferkeit kämpfenden Soldaten; für die Soldaten, die mit Tapferkeit kämpften), qui  (welche) pericula imminentia (die drohenden Gefahren) non timuerant (nicht gefürchtet hatten).
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So war das damals im Krieg!
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(Porta I, XXXI/ 32.)
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Valete!

Freitag, 25. Oktober 2013

ARMINIUS: EIN MANN PROBT DEN AUFSTAND


8 v. Chr. kehrte ARMINIUS vom Kriegsschauplatz auf dem Balkan heim. Dort hatte er geholfen, einen Aufstand gegen die Römer niederzuschlagen. Nun wechselte er die Fronten und zettelte selbst einen Aufstand gegen die Römer an. Öfter mal was Neues. Er wußte ja, wie das geht. Über die Gründe seiner Heimkehr wird spekuliert. Wahrscheinlich war es der Tod seines Vaters. Zuhause angekommen, bereitete er akribisch den Aufstand vor. Er war in militärischen Dingen sozusagen vom Fach. Die römische Armee selbst hatte ihn "fit" gemacht. S. FISCHER-FABIAN schreibt:
"Der gerade 24jährige hatte seine Lektion gelernt, die man ihm unter den römischen Adlern erteilt hatte. Daß er die römische Militärtechnik aus dem Effeff verstand, über Taktik und Strategie mehr wußte als seine Lehrer und überdies glänzend Latein sprach, darf bei der ihm bescheinigten 'raschen Auffassungsgabe' vorausgesetzt werden."
ARMINIUS wußte, daß die römische Armee in offener Feldschlacht nicht zu schlagen sei. Dies sagten ihm ganz sicher seine Kriegserfahrungen. Vorsichtig, wie er war, weihte er nur wenige in seine Pläne ein. Sein Motto war: Maul halten! Feind hört mit. ARMINIUS gelang es in der Folgezeit, viele Germanenstämme für den Aufstand gegen Rom zu gewinnen. Dabei handelte es sich um diese Stämme: CHATTEN, ANGRIVARIER, CHATTUARIER, USIPETER, TUBANTEN, KALUKONEN, MARSER, BRUKTERER. Dies zeigt vor allem eines: ARMINIUS war geschickt, beharrlich und charismatisch.
Und genauso geschickt legte er den VARUS aufs Kreuz:
"Und hier gelang ihm sein Meisterstück, nämlich QUINTILIUS VARUS derart zu verblenden, daß er den erbittertsten Feind für den besten Freund hielt. Er machte sich dabei die größte menschliche Schwäche zunutze, die Eitelkeit. VARUS war eitel auf seine zweifellos bedeutenden juristischen Fähigkeiten und ARMINIUS beutete diese Schwäche aus."
Dies ist vollkommen richtig. Man muß die Schwäche des Gegners ausnutzen. Und zu VARUS sei gesagt: Ein römischer Operettengeneral hat es nicht besser verdient. Zu seinem juristischen Fimmel: Die Juristerei ist in den germanischen Wäldern ein wenig deplaziert, lächerlich und machtlos.
VELLEIUS meint:
"Die Barbaren sind Menschen, die bei aller Wildheit äußerst gerissen sind, ja sie scheinen geradezu geboren zur Verstellung. Man sollte es kaum glauben, wenn man es nicht selbst erlebt hätte."
Den hätte man besser auch über die Klinge springen lassen.
Die Germanen machten sich unterdessen ihren Spaß mit VARUS. Sie erfanden Rechtsstreitigkeiten, damit der selbsternannte Jurist was zu tun bekam. Dann dankten sie ihm für seinen Gerechtigkeitssinn und das römische Rechtssystem. So geschehen im römischen Sommerlager, irgendwo an der mittleren Weser.
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QUELLE: S. FISCHER-FABIAN: DIE ERSTEN DEUTSCHEN. Der Bericht über das rätselhafte Volk der Germanen (mit 50 Abbildungen), Knaur, München, Zürich 1975, S. 207 f.
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Schöne Grüße aus den germanischen Wäldern
Euer ARMINIUS

DIE RÖMER IN WORMS


"In einer schattigen Parkanlage liegt das Mauerstück, das daran erinnert, daß auch das 'Königliche Worms' dereinst eine römische Stadt war.
Römerzeit und Mittelalter sind längst versunken. Aus der CIVITAS VANGIONUM ist eine Industriesiedlung geworden."
Mit diesen Worten beginnt R. PÖRTNER seine Beschreibung des antiken WORMS. 100 Reichstage, Kaiserpfalz, Bischofshof, ca. 50 Kirchen, 5 Burgen, 12 Tore zeigen, wie bedeutend WORMS einmal war.
Etwas pathetisch schreibt PÖRTNER: "Die Erde aber ist schwer von Geschichte, Tradition und Schicksal."
Doch schon vor den Römern gab es dort Besiedelung:
"Weit über die Römerzeit zurück, wurzelt ihr Dasein in der früh-und vorgeschichtlichen Welt."
Damals dürfte die Ansiedlung allerdings ein recht bescheidenes Dasein geführt haben.
Auf dem Hochufer des Rheins gelegen, überragt die Stadt die Rheinniederung wie eine Festung. Uralte Wege und Straßen treffen dort zusammen.
Die Geschichte dieses Raums läßt sich 5000 Jahre zurückverfolgen! Man fand Waffen, Geräte und Schmuck verschiedener Kulturen: Bandkeramiker, Michelsberger Menschen, Glockenbecherleute (Bronzezeit), Hallstattvölker (Eisenzeit).
Ganz poetisch schreibt PÖRTNER:
"Sie alle kamen und gingen, lebten und starben, bauten ihre Wohstätten und verließen sie wieder."
Dann kamen die KELTEN:
"Mit den Kelten der La-Tène-Zeit beginnt auch hier die Frühröte der geschichtlichen Überlieferung. Ein halbes Jahrtausend v. Chr. ließen sie sich hier nieder..."
"Wo heute Worms liegt, entwickelte sich in dieser Zeit eine stadtähnliche Siedlung, bedeutsam wahrscheinlich als Marktort und befestigter Stammesmittelpunkt mit dem Sitz eines Fürsten. Sie hieß BORBETOMAGUS, Stadt oder Ort der Borbet, der keltischen Sonnenfrau, die mit EMBEDE und WILBEDE, der Erd-und Mondfrau, eine vielgenannte mythologische Dreiheit bildete."
Nach den KELTEN kamen die GERMANEN:
"Dann kam die Zeit der germanischen 'Landnahme'. Mit den Scharen des ARIOVIST setzten die VANGIONEN, NEMETER und TRIBOKER über den Rhein, drängten die keltischen Stämme ins Moselland und begründeten um Worms, Speyer und Straßburg ihre kleinen Stammesstaaten."
Dann kamen die RÖMER:
"Sie hatten die Reste der eingesessenen Bevölkerung noch nicht aufgesogen, als CAESAR mit seinen Legionen zum Rhein marschierte und alles Land links des Stromes für römisch erklärte."
Die ansässigen Stämme unterwarfen sich und wurden zu Bundesgenossen. Dadurch hatten sie eine gewisse Autonomie. Allzu viel zu sagen, hatten sie wohl nicht. Sie bekamen von den Römern den undankbaren und vermutlich schlecht bezahlten Job, an der "nassen Grenze" Wache zu schieben und das Imperium vor Ihresgleichen zu schützen. Die Wacht am Rhein!
"Ihre geschichtliche Rolle hatten sie indes verspielt."
LUCANUS weist übrigens auf ihre weiten Hosen hin und vergleicht sie deswegen mit den Sarmaten. Doch dies ist nur eine Randnotiz. (Wer also in Worms mit weiten Hosen rumläuft-in den 70er Jahren waren dies viele-ist Vangione!)
Da man ja sehen muß, wo man bleibt, stellten die VANGIONEN den Römern einige schlagkräftige Kohorten. Diese wurden gegen die CHATTEN eingesetzt sowie für Grenzkämpfe in England. (Den VANGIONEN fehlte ein ARMINIUS. Der hätte ihnen ins Gewissen geredet, nicht gegen GERMANISCHE BRUDERVÖLKER zu kämpfen. Daher sei der Häuptling der VANGIONEN auf alle Zeiten verflucht und erhalte keinen Eingang in WALHALL.)
Durch die günstige Lage, schloß man auf die Anlage eines DRUSUSKASTELLS. Ganz sicher wurde eine REITERABTEILUNG nachgewiesen. Diese war von Mainz abkommandiert und wurde mehrmals durch Infanterie abgelöst. Man fand einen REITERGRABSTEIN und einige INSCHRIFTEN. Auf diesen werden AUXILIA erwähnt sowie die ERSTE KOHORTE DER RAETIER (aus Tirol und Vorarlberg) und die 7. KOHORTE DER BREUCER und schließlich die ERSTE KOHORTE DER THRACIER. Weiterhin werden erwähnt: eine ALA HISPANORUM, SCUBULORUM, SEBOSIANA, AGRIPPINIANA und INDIANA (keine Indianer!).
Auf etlichen Grabsteinen erfahren wir einiges über Soldaten, die pensioniert wurden.
Und hier noch eine schöne Geschichte: Es gibt eine Altarinschrift in England, in der ein VANGIONISCHER REITER namens AMANDUS genannt wird. Dieser war der Sohn des Germanen VELUGNUS und kam in DEVA (Chester) auf die Welt. Nach PÖRTNER läßt die Inschrift die "zarte Beziehung zwischen den vangionischen Reitern in England und den Töchtern der Insel" ahnen. Vangionen sind halt auch nur Menschen. Ich stelle mir gerade diese Situation vor. Die junge Britin stellt ihren vangionischen Freund ihrem Vater vor: "Vater, das ist Amandus, er hat einen festen Job bei der army. Amandus ist Vangione. Er stammt aus der Civitas Vangionum.
"Wo liegt das?"
"Irgendwo in Germanien am Rhein."
"Was sprechen die da?"
"Keine Ahnung, Vangionisch?"
"Sag' mal, sind das nicht die, die mit den Römern gemeinsame Sache gemacht haben?
"Keine Ahnung, frag' ihn doch selbst."
Amandus: "Das war mein Großvater. Die haben damals Geschenke dafür bekommen. Ich habe damit nichts zu tun. Ich bin nur einfacher Soldat, kein Politiker."
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Ob es wohl damals T-Shirts gab für junge Frauen mit folgender Aufschrift: My (boy)friend/ lover is "Vangione". Jedenfalls wurden keine archäologisch nachgewiesen. Hätten wohl die Zeiten nicht überdauert.
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R. PÖRTNER: MIT DEM FAHRSTUHL IN DIE RÖMERZEIT, Städte und Stätten deutscher Frühgeschichte, Prisma Verlag Gütersloh, 1987, S. 324-327.
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Ich habe eine besondere Beziehung zu Worms, da ich genau auf der anderen Rheinseite (in Hofheim) geboren bin, was allerdings schon eine Weile her ist. Vielleicht bin ich ja Vangione und weiß es gar nicht. Als Kind war ich mit meinen Großeltern unzählige Male in Worms, meist zum Einkaufen. Oft saßen wir auch am berühmten LUTHERDENKMAL oder gingen ins "Milano", um Eis zu essen. Ich war immer ganz selig, wenn ich im "Woolworth" oder im "Wiener Wald" Pommes und Bratwurst bekam. Bekam ich dann noch eine Schachtel Lego oder ein Donald-Duck-Taschenbuch war das Glück perfekt. Das war so in den frühen 70ern.
In Worms gibt es unten am Rhein das Naturfreundehaus, wo man gut essen kann und einen tollen Blick auf den Rhein hat. Nicht weit davon entfernt befindet sich das eindrucksvolle Hagendenkmal. Man sieht Hagen, wie er den Schatz der Nibelungen im Rhein versenkt. Konnte leider nie was finden. Ist ja auch schon lange her.
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Es gibt übrigens auch ein Buch mit dem Titel "Die Römer in Worms". Autor ist, wenn ich mich richtig erinnere, ein gewisser Grünewald.
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R.

Donnerstag, 10. Oktober 2013


"LIBERATOR HAUD DUBIE GERMANIAE": NACH H. KESTING

(C. TACITUS: AB EXCESSU DIVI AUGUSTI II, 88)

Ein großes Lob des römischen Historikers, der auch den tapferen Gegner würdigte!
ARMINIUS, der Befreier Germaniens, war seiner Zeit weit voraus. Er erkannte, daß kleine und schwache Völker dem Imperium nicht die Stirn bieten konnten. Nur größeren Stammesverbänden wäre dies evtl. möglich. Auch taktisch war er ein Vordenker. So ersetzte er die germanische Keilformation durch eine bewegliche Kampfesweise, die sich dem Gelände anpaßte. Sein strategisches Denken zeigte sich darin, daß er klug den Ort des Kampfes auswählte.
H. KESTING schreibt:
"Bewundernswert ist auch militärisch: die alles bedenkende Vorausschau in der Planung und die Klugheit in der Durchführung der Feldzüge gegen Varus wie gegen Germanicus, politisch: das weise Maßhalten nach dem Siege."
So ging er in weiser Voraussicht nicht über den Rhein:
"Er beschränkte sich auf das Mögliche und Erreichbare."
Weitblick bewies er auch darin, daß er MARBOD, den König der MARKOMANNEN, zum gemeinsamen Handeln aufforderte, doch dieser zog es vor zu kneifen.
ARMINIUS, der dreimal soviel wert war wie ein MARBOD, kämpfte allein weiter. KESTING nennt verschiedene Faktoren, die für die Bedeutung einer historischen Persönlichkeit relevant sind: "der auf Persönlichkeit und CHARAKTERWERT beruhende Erfolg, die Stärke des Gegners, die Größe des Opfers, das für den Erfolg gebracht werden muß, die Folgen der Tat und ihre Weiterwirkungen. ALLE VIER VORAUSSETZUNGEN SIND FÜR ARMINIUS GEGEBEN."
Und er fährt fort:
"Ihm gegenüber stand das gewaltige Machtpotential des römischen Imperiums..."
Doch ARMINIUS gelang das fast Unmögliche:
"Durch die unerwartete und völlig überraschende Vernichtung eines kampfstarken römischen Eliteheeres von etwa 30 000 Mann wurde das weltbeherrschende Imperium in seinen Grundfesten erschüttert. Der Plan des AUGUSTUS, das Reich bis zur Elbe zu erweitern, war durch diese Niederlage gescheitert. Rom mußte sich mit der Rheingrenze begnügen und dort eine durch 50 Kastelle gesicherte Defensivlinie beziehen. Raum und Volk zwischen Rhein und Elbe blieben germanisch. Durch seinen Sieg hat ARMINIUS Germanien vor dem Schicksal Galliens und Spaniens, der politischen und kulturellen Fremdherrschaft durch Rom, bewahrt. Daß wir nicht Romanen geworden, sondern Germanen geblieben sind, verdanken wir den erfolgreichen Abwehrkämpfen gegen die römische Invasion."
So ist es! Doch kein Sieg ohne Opfer:
"Für dieses Ziel mußte ARMINIUS die größten menschlichen Opfer tragen. Seit der Gefangennahme von Frau und Sohn durch den Gegner hatte er die Geborgenheit in Haus und Familie verloren; sein politisches und militärisches Wirken war durch eine ständige seelische Belastung überschattet und beeinträchtigt."
ARMINIUS tat also das, wozu die meisten aus Feigheit und Trägheit nicht bereit sind: Er kämpfte für seine Ziele und Ideale und, was fast noch wichtiger ist, er war entschlossen, dies auch unter größten Opfern zu vollbringen.
Irgendwelche Vaterlandsverräter haben dennoch die Niedertracht besessen zu fragen, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn Germanien romanisiert worden wäre. Ich sage: NIEMALS! Ins Moor mit denen! (Ich stelle mir mit Grausen Germanen vor, die französische Zigaretten rauchen und Croissants essen.)
Wir wären dann zweifellos genauso dekadent wie die Römer geworden!
"Die Erhaltung der im Volke gewachsenen Kulturwerte ist wesentlich ARMINIUS zu verdanken, weil er durch die Vereitelung der Romanisierung die Voraussetzung dafür geschaffen hat."
Doch im Jahre 21 n. Chr. traf den einsamen Kämpfer die Ungunst des Schicksals in Form seiner "krummen", verräterischen Verwandtschaft, die für alle Zeiten verdammt sei:
"Da seine Landsleute sein Wirken nicht verstanden, wurde er i. J. 21, zwölf Jahre nach der Varusschlacht von den Verwandten seiner Frau ermordet. Die Cherusker haben für diese schmachvolle Tat an ihrem Befreier schwer büßen müssen: durch Parteistreitigkeiten und Bruderkriege zerrissen, verfielen sie dem Nieder-und Untergang."
Alle vernünftigen Forscher sind sich darüber einig, daß ARMINIUS Größe und Genialität besaß. Der zeitgenössische Historiker VELLEIUS PATERCULUS sowie C. TACITUS zollen ihm höchstes Lob (und das Lob vom Gegner ist immer besonders viel wert!). TACITUS würdigt ihn wie folgt:
"ohne Zweifel der Befreier Germaniens. Er hat das römische Weltreich nicht in seinen Anfängen wie andere Führer und Völker angegriffen, sondern in seiner höchsten Blüte, in Schlachten mit wechselndem Erfolg, im Gesamtkrieg unbesiegt. Sein Leben währte 37 Jahre, davon 12 als Führer seines Volkes; noch heute wird er bei den germanischen Stämmen besungen."
("...liberator haud dubie Germaniae et qui non primordia populi Romani, sicut alii reges ducesque, sed florentissimum imperium lacessierit, proeliis ambiguus, bello non victus. Septem et triginta annos vitae, duodecim potentiae explevit, caniturque adhuc barbaras apud gentes...")
TACITUS: AB EXCESSU DIVI AUGUSTI II, 88.
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ERNST BICKEL, Altphilologe, bringt es in seiner "GESCHICHTE DER RÖMISCHEN LITERATUR" auf den Punkt:
"Der Cheruskerfürst hat zur Zeit des AUGUSTUS in einer der Sternenstunden der Weltgeschichte dem Germanentum den Weg zur selbständigen Prägung eigenen Kulturlebens offengehalten."
Doch bald verhallte sein Ruhm. Das ganze Mittelalter wußte fast nichts von ihm:
"Die Kunde von ARMINS Größe und Werk ist im Mittelalter verschollen. Erst mit der Wiederentdeckung der antiken Schriftsteller, besonders nach der Auffindung der 'Germania' im Jahre 1470 und der ersten 5 Bücher der Annalen des Tacitus im Kloster CORVEY im Jahre 1505-sie sind erst zehn Jahre später im Geamtwerk des Tacitus veröffentlicht worden-haben ihn die Humanisten der Vergessenheit entrissen. Insbesondere beschäftigt sich mit Gestalt und Tat des Arminius der Kreis um LUTHER, der in seinen Tischreden (V 415) von ihm sagt: 'Wenn ich ein Poet wer, so wolt ich den celebrieren. Ich hab in von hertzen lib.'"
KLOPSTOCK widmete dem ARMINIUS eine Trilogie, HEINRICH VON KLEIST und CHRISTIAN DIETRICH GRABBE schrieben Dramen. GRABBE schuf "in den letzten Jahren seines unglücklichen Lebens die stark in seiner Heimat wurzelnde Hermannsschlacht". ERNST VON BANDEL machte sich auf den Weg zum "tannenumrauschten Teutoburger Wald". Dort erbaute er auf der Höhe der GROTENBURG ein Denkmal. Das war 1838. Am 1. Mai 1875 lieferte die Firma KRUPP das Schwert dazu (11 Zentner, 7 m lang!). Die Inschrift lautet:
"Deutsche Einigkeit meine Stärke.
Meine Stärke Deutschlands Macht."
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NACH: DR. HERMANN KESTING: DER BEFREIER ARMINIUS-IM LICHTE DER GESCHICHTLICHEN QUELLEN, Detmold 1972, S. 24-27.
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Weitere Lit.:
E. BICKEL: Die individuelle Größe in der Persönlichkeit des Arminius, a.a.O. S. 80 ff. und H. E. STIER: Westfälische Forschungen 1938 S. 287 ff.
E. SANDER: Arminius und die römische Kultur, in: "Arminius und die Varusschlacht" S. 17-22.
Oberst STUART-WORTLEY: Arminius the Great, in: British Zone Review Nr. 16.
Für die jungen ARMINIUS-Fans:
LUDWIG RENN: Herniu, Kinderbuch-Verlag Ostberlin 1970
ders.: Herniu und Armin
(beide sehr lesenswert; in ihnen werden "die geschichtlich verbürgten Kulturzustände bei den Römern und Germanen im 1. Jahrhundert geschildert und gegenübergestellt".
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Ende
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BEST WISHES- ARMINIUS

Dienstag, 1. Oktober 2013


NACHRUF AUF ARMINIUS

Ceterum (Im übrigen) Arminius (A.) abscedentibus Romanis (als die Römer abzogen; sich zurückzogen) et pulso Maroboduo (und nachdem Maroboduus geschlagen war) regnum adfectans (strebend nach der Königsherrschaft) libertatem popularium adversam habuit (hatte er den Freiheitssinn seiner Landsleute "als gegnerischen/  feindlichen"; gegen sich) petitusque armis (und mit Waffen angegriffen) cum varia fortuna certaret (als er mit wechselndem Geschick stritt; als er mit wechselvollem Glück; Erfolg kämpfte), dolo propinquorum cecidit (fiel er durch die List seiner Verwandten): liberator haud dubie Germaniae (unzweifelhaft der Befreier Germaniens) et qui non primordia populi Romani (und ein Mann, der nicht die Anfänge des römischen Volkes; das römische Volk in seinen Anfängen), sicut alii reges ducesque (so wie andere Könige und Anführer), sed florentissimum imperium (sondern "das sehr blühende Reich"; das in gößter Blüte stehende Reich; das Reich in seiner Blüte) lacessierit (herausgefordert hat; gereizt hat), proeliis ambiguus (in Schlachten schwankend; nicht immer erfolgreich; mit wechselndem Glück), bello non victus (im Kriege unbesiegt; im Felde unbesiegt). Septem et triginta annos vitae (37 Jahre des Lebens), duodecim potentiae (12 (davon im Besitz) der Macht) explevit (füllte er aus; vollendete er) caniturque adhuc (und immer noch wird er besungen; bis jetzt; erg: in den Heldenliedern) barbaras apud gentes (bei den barbarischen Völkern), Graecorun annalibus ignotus (unbekannt den Jahrbüchern der Griechen), qui sua tantum mirantur (die nur das Ihre bewundern), Romanis haud perinde celebris (den Römern nicht gerade so (wie er es verdient) berühmt; nicht sonderlich berühmt bei den Römern), dum vetera extollimus (während; da ja wir die alten; erg: Zeiten; Ereignisse emporheben; rühmen) recentium incuriosi (gleichgültig gegenüber den jüngeren Ereignissen),
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abscedentibus: zeitlich ungenau!
MAROBODUUS: König der MARKOMANNEN; von ARMINIUS besiegt; floh nach Ravenna, wo er 41. n. das starb
affectare=nach etwas trachten
popularis=Stammesgenosse
dolo propinquorum: SEGESTES, der Schwiegervater des ARMINIUS, und seine Leute; wie Siegfried!
duodecim (annos) potentiae: ARMINIUS starb 21. n.; 12 Jahre nach der Varusschlacht
perinde=adv. auf gleiche Weise; ebenso
celebris: gewöhnlich "celeber"
dum: in kausalem Sinn: da ja
incuriosus (cura)=unbesorgt, gleichgültig
recentium: gen. pl. ntr. (der gen. obi. hier in Analogie zu Adjektiven wie "immemor" und "imperitus"
Der letzte Satz enthält eine Kritik an der Geringschätzung von Zeitgeschichte.
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AUS: ARS LEGENDI, Lateinische Originaltexte mit Auswertfragen zur Vorbereitung auf Klassenarbeiten und Prüfungen, in Verbindung mit Dr. W. Vogel, zusammengestellt von W. Lang, Stuttgart 1966 und 1975, S. 111 (Nr. 189; ohne Quellenangabe!).
Die Stelle ist TACITUS, ANNALEN II, 88.
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Ich, Arminius, habe es allen gezeigt. Erst dem fetten VARUS und dann dem MARBOD, den ich nach Ravenna in Pension geschickt habe. Einigen bin ich allerdings ein wenig zu mächtig geworden. Ausgerechnet mein Verwandtenpack hat mich dann geschafft. Ein Leben lang habe ich gekämpft und dann so was! Wie dem auch sei: Ich, ein Mann aus dem Stamm der Cherusker, habe Germanien befreit und dem großen römischen Reich die Stirn geboten. Nicht immer ist alles gut gelaufen, doch im Kriege war ich unbesiegt. Das schreibt jedenfalls ein gewisser TACITUS. Leider bin ich nur 37 Jahre alt geworden, was ich meiner krummen Verwandtschaft verdanke. Mein Trost: Die Sänger künden am Lagerfeuer von meinen Taten.
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Euer ARMINIUS

Donnerstag, 26. September 2013


C. VELLEIUS PATERCULUS: II, 117ff. (TEIL 3): DER CHARAKTER DES ARMINIUS

Tum iuvenis genere nobilis (Da; dann ein junger Mann, von Geburt vornehm), manu fortis ("durch die Hand" tapfer=von persönlicher Tapferkeit), sensu celer (durch Auffassung; Verstand schnell), ultra barbarum promptus ingenio (entschlossen durch die Begabung jenseits der barbarischen; die jenseits der barbarischen liegt), nomine Arminius (mit Namen; namens Arminius), Sigimeri principis gentis eius filius (der Sohn des Segimer, eines Fürsen dieses Stammes), ardorem animi vultu ("das Feuer"; die Leidenschaft seines Geistes im Gesichtsausdruck; in der Miene) oculisque praeferens (und in den Augen an den Tag legend; zeigend), assiduus militiae nostrae prioris comes (ein ständiger Begleiter unseres früheren Feldzugs), iure etiam civitatis Romanae (durch das Recht des römischen Staates sogar) decus equestris consequens gradus (die Würde des ritterlichen Ranges (Standes) erlangt habend), segnitia ducis (die Langsamkeit des Anführers) in occasionem sceleris usus est (benutzte er zur Gelegenheit seines Verbrechens; Frevels), haud imprudenter speculatus (nicht unklug beobachtend; erkennend) neminem celerius opprimi (niemand könne schneller überwältigt werden; bezwungen werden), quam qui (als der) nihil timeret (nichts befürchtete; ahnte), et frequentissimum initium esse calamitatis securitatem (und daß der häufigste Anfang des Unglücks die Sorglosigkeit sei).
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VELLEIUS (geb. ca. 20 v.) war Reiteroffizier (also Mann vom Fach!). Er schrieb 29 n. einen Bericht über die Schlacht. VELLEIUS kannte ARMINIUS persönlich. Seine Schriften sind allerdings tendenziös. VELLEIUS ist ein großer Verehrer des TIBERIUS. Dennoch ist seine Schrift eine gute Quelle, da er Zeitgenosse war.
Über ARMINIUS schreibt er voller Hochachtung, VARUS hingegen bekommt "sein Fett ab". War er gar neidisch, daß VARUS commander-in-chief wurde?
ASPRENAS, der Neffe des VARUS und Befehlshaber der restlichen zwei Legionen der Rheinarmee, wird ausdrücklich gelobt, um dann gleich wieder getadelt zu werden. ASPRENAS habe sich am Nachlaß des Onkels bereichert. Insofern hat er die Familientradition der Selbstbereicherung munter fortgesetzt!
Zur Textüberlieferung: Der Text ist teilweise unsicher und lückenhaft, muß daher aus anderen Quellen ergänzt werden.
Handschrift: Kloster Murnau, Elsaß.
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Der VELLEIUS hat mich aber schön dargestellt, obwohl er ein Feind ist! Überaus treffend! So etwas liest man gerne von sich. Tolle Presse! Dem alten VARUS hat er's nochmal richtig gegeben! Auch sein Neffe, der mit dem komischen Namen, hat trotz anfänglichem Lob "eins drauf bekommen". Wie der Alte, so der Junge. Eine geldgierige Sippschaft.
ARMINIUS
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QUELLE: WERNER VÖLKER: ALS DIE RÖMER FRECH GEWORDEN...DIE SCHLACHT IM TEUTOBURGER WALD (WAGENBACHS TASCHENBÜCHEREI), BERLIN 1981, S. 24 ff.

Mittwoch, 25. September 2013


C. VELLEIUS PATERCULUS: II, 117-119 (TEIL 2): WESEN DER GERMANEN

At illi (Doch jene), quod nisi expertus (was, wenn nicht erfahren habend; wenn man es nicht erfahren hat) vix credat (man kaum glauben könnte), in summa feritate (in; bei größter Wildheit) versutissimi (äußerst verschlagen; schlau; gerissen) natumque mendacio genus (ein Geschlecht; Volk, geboren für die Lüge; zum Lügen; zur Täuschung), simulantes fictas litium series (vortäuschend eine Reihe erfundener Rechtshändel; sie täuschten...vor; indem sie...) et nunc provocantes (und bald auffordernd; "einladend"; herausforderten) alter alterum in iurgia (der eine den anderen zu Streitereien; gegenseitig zu Rechtsstreiten), nunc agentes gratias (bald Dank abstattend; sagten), quod ea Romana iustitia (daß diese=die juristischen Streitereien die römische Rechtspflege) finiret (beenden würde) feritasque sua (und daß ihre Wildheit) novitate incognitae disciplinae (durch die Neuartigkeit der unbekannten Einrichtung) mitesceret (milder würde; nachließe) et solita armis discerni (und die Gewohnheiten, daß durch Waffen entschieden wird) iure terminarentur (durch Recht beendet würden), in summam socordiam perduxere Quintilium (führten sie den Quintilius zu höchster Sorglosigkeit hin; verleiteten sie ihn), usque eo (bis dahin; bis zu dem Punkt), ut (daß) se praetorem urbanum (daß er als städtischer Prätor; d.h. in Rom) in foro ius dicere (auf dem Marktplatz Recht spreche), non in mediis Germaniae finibus (und nicht mitten im Gebiet Germaniens) exercitui praeesse (dem Heer voranstehe) crederet (er glaubte; wähnte).
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Die Germanen wußten, wie man den eitlen und naiven VARUS "kriegt". Durch fingierte Rechtsfälle. Einen größeren Gefallen hätten die ihm, glaube ich, nicht tun können. Sie gaben ihm seine Prozesse, wie man einem Hund Knochen hinwirft. Da konnte der selbstherrliche VARUS im germanischen Wald den Richter spielen. Ich glaube, so mancher hat sich dabei hinter vorgehaltener Hand kaputtgelacht. Leider wurde es bisweilen ernst, und VARUS verhängte drastische Strafen. Das war dann kein Spiel mehr. So entstehen Aufstände!
Besonders lustig sind die schmierigen Komplimente (alle im Konjunktiv der fremden Meinung=obliquus): Vielen Dank für die römische Justiz und dafür, daß ihr unsere "Wildheit" abgemildert (abgeschwächt) habt und uns von der barbarischen Sitte abgebracht (befreit) habt, alles mit der Waffe in der Hand zu regeln.
Darauf haben wir schon immer gewartet.
In Wirklichkeit tickten die Germanen ganz anders. Sie liebten den Streit und den Kampf, hielten nicht viel von Vorschriften (und schon gar nicht von römischen) und lösten Probleme gern mit der Waffe. Gewalt ist keine Lösung. Nicht so für die Germanen. Für sie war es eine!
VARUS wurde also nach allen Regeln der Kunst um den Finger gewickelt und in Sorglosigkeit gewiegt. Auf dem Rückmarsch zum Rhein irrte er "wie Falschgeld" in der germanischen Geographie umher und wurde von seinem "Freund" ARMINIUS sprichwörtlich im Regen stehen lassen. Wie es ausging, lernte früher jedes Schulkind. Wer kennt nicht die berühmten Worte des TACITUS: "Haud procul Teutoburgiensi saltu"=nicht fern vom Teutoburger Wald; unweit des Teutoburger Waldes; also ganz in der Nähe davon.
So war das damals.
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Euer ARMINIUS




Dienstag, 24. September 2013

C. VELLEIUS PATERCULUS: HISTORIA ROMANA II, 117: DER CHARAKTER DES QUINCTILIUS VARUS

Funestae ex Germania epistulae (Die unheilvollen Briefe aus Germanien; Unheilsbriefe) caesi Vari (des ermordeten Varus; von der Ermordung des V.) trucidatarumque legionum trium (und dreier niedergemetzelter Legionen) totidemque alarum (und ebensovieler Reiterabteilungen; Reitergeschwader) et sex cohortium (und von 6 Kohorten) nuntium attulerunt (brachten die Botschaft; Nachricht).
VARUS QUINCTILIUS (Quinctilius Varus) illustri magis quam nobili ortus familiae ( aus einer mehr/ eher bekannten als vornehmen Familie stammend), vir ingenio mitis (ein Mann sanft von Gemütsart; von mildem Charakter; von weichem Wesen), moribus quietus (von seinem Wesen her ruhig; von ruhiger Art), ut corpore, ita animo immobilior (wie durch den Körper; vom Körper her; so im Geist ziemlich/ recht unbeweglich; träge), otio magis castrorum (mehr an die Muße im Lager; das Nichtstun) quam bellicae assuetus militiae (als an die den kriegerischen Miltärdienst gewöhnt; Kriegsdienst), pecuniae vero quam non contemptor (wie sehr dieser kein Verächter des Geldes war), Syria (Syrien), cui praefuerat (dem er vorangestanden war; dessen Statthalter er war), declaravit (zeigte; offenbarte; Subjekt: Syria), quam pauper divitem ingressus (welches reiche er arm betretend; welche reiche Provinz er als armer Mann betrat) dives pauperem reliquit (reich als arme Provinz verließ; als reicher Mann arm verließ; zurückließ). Is cum exercitui (Als er dem Heer), qui erat in Germania (das sich in Germanien befand), praeesset (voranstand; als er das Heer kommandierte), concepit (stellte er sich vor; bildete er sich ein; bildete er sich die Meinung; machte er sich ein Konzept) esse homines (sie=die Germanen seien Menschen), qui nihil (die nichts) praeter vocemque membraque (die Stimme und die Glieder) haberent hominum (von Menschen (an sich) hätten), quique (und die; und daß diejenigen, die) gladiis domari non poterant (durch die Schwerter (das Schwert) nicht "gezähmt"/ bezwungen werden konnten), posse iure mulceri (durch das Recht (Gesetz) "besänftigt"/ gefügig gemacht werden könnten. Quo proposito (Mit diesem Vorsatz) mediam ingressus Germaniam (mitten nach Germanien hineingehend; eindringend; als er...; drang er ein und...) velut inter viros pacis gaudentis dulcedine (wie unter Männern, sich freuend an der Süße (Reiz) des Friedens; die sich...freuen) iurisdictionibus agendoque pro tribunali ordine (durch Rechtssprechungen und durch das Schaffen der Ordnung auf erhöhtem Platz) trahebat aestiva (zog er das Sommerlager in die Länge).
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P. Quinctilius Varus: niedergermanischer Statthalter des Kaiser AUGUSTUS; Nachfolger des Drusus und Tiberius; sicherte mit der 17., 18. und 19. Legion die Rheingrenze (zumindest versuchte er es)
immobilis=schwerfällig (Varus war ein wenig "langsam"; also nicht gerade von der schnellen Truppe)
ordinem agere=Ordnung schaffen
pro tribunali=auf dem erhöhten Platz (für die sella curulis; darauf nahm der Statthalter Platz, wenn er Recht sprach...oder was er dafür hielt)
trahere=(unnötig) in die Länge ziehen; vertrödeln; hierin zeigt sich wiederum seine langsame Art, die von VELLEIUS kritisiert wird; dieser sieht im Carakter des VARUS einen gewichtigen Grund für die Katastrophe im Teutoburger Wald!)
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Syrien: Als armer Mann betrat er eine reiche Provinz und als reicher Mann verließ er eine arme (Wortspiel und Chiasmus; Varus wußte, wie man eine Provinz "erfolgreich verwaltet".). Der Soldat und Offizier VELLEIUS kritisiert hier die Raffgier des VARUS, die ihm zutiefst zuwider ist. Als "vir vere Romanus" hat er für VARUS nur Verachtung übrig!- An anderer Stelle heißt es ironisch, VARUS sei nicht gerade ein Verächter des Geldes gewesen.
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VELLEIUS macht VARUS insgesamt diese Vorwürfe:
1.) nicht gerade aus bester Familie stammend
2.) weicher Charakter
3.) geistig wie körperlich unbeweglich (ein Fettsack?); liebt eher das Nichtstun als den Kriegsdienst (kein Mann der Tat)
4.) Varus ist geldgeil (avaritia)
5.) Ausbeutung einer Provinz; maßlose Bereicherung (korrupter Charakter)
6.) Varus hat seltsame Vorstellungen: So glaubt er, die Germanen seien gar keine richtigen Menschen.
7.) Varus hat Realitätsverlust bzw. eine verzerrte Wahrnehmung: Er glaubt allen Ernstes, die Germanen könnten durch das römische Recht bezwungen werden. Eine fixe Idee!
8.) Varus ist eitel: Mitten in Germanien spielt er den Gerichtsherren (Prozeßsucht!)
9.) Varus hat kein Einfühlungsvermögen. Er merkt nicht, wie er die Germanen gegen sich aufbringt. Instinktlosigkeit.
10.) Varus ist naiv und glaubt, die Germanen hätten nur auf ihn und seine Gesetze gewartet (s. auch Punkt 6). Dabei hatten die Germanen eigene Gesetze und Bräuche!
11.) Varus verliert wichtige Zeit bei der Rechtssprechung, die ihm fehlen wird. Er zieht so das Sommerlager unnötig in die Länge. (Kritik am ganzen Management des Varus).
Ergebnis: VELLEIUS hält VARUS für einen unfähigen, trägen Sack!
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C. VELLEIUS PATERCULUS war höherer Offizier und diente unter TIBERIUS, den er bewunderte. Er war also "vom Fach". In den Jahren 4-11 n. nahm er an dessen Feldzügen in Germanien und Pannonien teil.
VELLEIUS schrieb eine zweibändige HISTORIA ROMANA (von der Eroberung Trojas bis auf seine Zeit).
Seine Quellen waren: LIVIUS, CORNELIUS NEPOS u.a. Allerdings trieb er keine allzutiefen Studien. Hatte wohl keine Zeit und mußte Krieg führen.
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R.



Dienstag, 13. August 2013


DAS BEINHARTE TRAINING DES "LATE ROMAN CAVALRYMAN"

"Constant drill is of the greatest value to the soldier, says the STRATEGIKON, and training in the cavalry seems to have been fairly rigorous throughout this period."
VEGETIUS weist darauf hin, daß das Training der Infanterie sich verschlechtert habe, während das der Kavallerie gleichzeitig besser geworden sei.
Das Training des "cavalryman" war komplexer als das des Infanteristen, da er mit seinem Pferd eine Einheit bilden mußte. Darüber hinaus mußte er eine Vielfalt von "skills" erlernen:
"The new cavalryman had to learn and perfect weapon-handling skills using swords, javelins and light lances while both mounted and dismounted, and from the mid-5th century archery also became a required skill."
Im STRATEGIKON erfahren wir weiter, daß der "cavalryman" über diese Fähigkeiten verfügen mußte:
"...that the soldier should 'shoot rapidly mounted on his horse at a run, to the front, the rear, the right and the left'."
Außerdem mußte er das schnelle Auf-und Absitzen beherrschen.
Bei ARRIAN, TACTICA lesen wir, daß ein "cavalryman" in der Lage war in vollem "outfit" auf sein rennendes Pferd zu springen. Daher rät VEGETIUS, das Aufspringen auf hölzerne Pferde mit und ohne Rüstung. (Das sollte man auch in heutigen Reitvereinen einführen. Wäre bestimmt lustig.)
VEGETIUS berichtet weiter, daß die Kavalleristen so fit waren, daß sie von beiden Seiten auf das laufende Pferd aufspringen konnten-und das mit gezogenem Schwert oder mit Speeren in den Händen!
"'By assiduous practice in th leissure of peace, their cavalry was brought to such perfection of discipline that they mounted their horses in an instant even amidst the confusion of sudden and unexpected alarms.'"
Dann mußten diese Fähigkeiten "einexerziert" werden: über Hindernisse springen-über unebenes Terrain reiten-im Keis reiten-Kehrtwendungen-schnelle Stops.
Laut VEGETIUS gab es dann noch Nachschlag: 20-Meilen-Ritt, und das 3mal im Monat. Außerdem noch dies: Verfolgung-Rückzug-Angriff über verschiedene Geländearten. Ganz schön viel!
Neben dem "rapid manoeuvering in open level country" mußte man auch "hilly, thick and rough ground" bewältigen sowie fähig sein hügelaufwärts und -abwärts zu reiten.
VEGETIUS hält es für eine gute Idee, all dies bei heißem Wetter zu tun. Ob die Reiter dies auch für eine tolle Idee hielten, weiß ich nicht.
ARRIAN beschreibt in seinen "TACTICA" mannigfaltige Manöver. Dabei betont er das Operieren im Team und das "fluid skirmishing" und die "importance of standards in keeping the units together" sowie das "doubling back and wheeling". Dabei war es Ziel, daß "no confusion in the ranks" entstand.
Das Training im 6. Jh. war, obwohl die Bewaffnung sich veränderte, ganz ähnlich dem, wie es ARRIAN beschreibt, der vor dieser Periode schreibt.
"Drills including opening and closing ranks, charging, pusuing, turning and wheeling; as the following passage shows, cavalry manoeuvre remained fast and fluid."
In dieser Passage wird beschrieben, wie ein "bandon" (Einheit von 300 Mann) gedrillt wird. Die Mehrzahl sollte sich in gelockerter Ordnung formieren. Auf jeder Flanke sollten eine Reihe von jeweils 10 Reiter in geschlossener Ordnung Aufstellung nehmen. Ein paar Soldaten sollen sich gegenüber aufstellen, um den Feind zu simulieren. Dann sollen die Reiter in der Mitte schnell vorrücken und nach einer oder zwei Meilen sich für die Hälfte der Distanz wieder zurückziehen. Dabei sollen sie "three or four quick charges to the right and to the left" machen "and then circle back again". Dann begeben sie sich wieder in die Ausgangsposition
"between the two close-order groups, and together with them they ride out as if to encounter a pursuing enemy.'"
Für Unterhaltung war, wie man sieht, gesorgt. Langweilig wurde es einem dabei bestimmt nicht.
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Das war das harte Training des "late Roman cavalryman". DAS WAR NICHT "HANNI UND NANNI AUF DEM REITERHOF"!
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NACH SIMON MAC DOWALL.
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R. (education and drill)

Samstag, 10. August 2013


SPÄTRÖMISCHE KAVALLERIE (1): NACH SIMON MAC DOWALL

"...and eventually it was the horseman who became the central figure in Roman armies."

Das späte Römische Reich sah sich gezwungen, seine Kriegsführung völlig zu verändern:
"The twilight of the Roman Empire saw a revolution in the way war was waged."
Diese bestand darin, daß die Bedeutung der Infanterie gegenüber der Kavallerie abnahm:
"The drilled infantryman...was gradually replaced by the mounted warrior."
Dieser Wechsel ging allerdings nicht von heute auf morgen vonstatten. Noch im 3. und 4. Jh. unterstützte die Kavallerie die Infanterie. Im 6. Jh. allerdings wurden diese Rollen vertauscht:
"...in the 6th century, the situation had been completely reversed..."
MAC DOWALL nennt den spätrömischen Kavalleristen  den "precursor of the medieval knight"!
Die Situation im 3 Jh: Nicht gut! Überall Chaos und Niedergang. Druck auf die Grenzen. Immer wieder wurde der LIMES durchbrochen. Das alte System, das auf der Infanterie beruhte, war nicht mehr geeignet, um mit der neuen Situation fertigzuwerden. Kam es zu einem Durchbruch (meist schnelle "raids" kleiner Gruppen), gab es oft keine Eingreifreserve oder die von der Grenze abgezogenen VEXILLATIONES kamen einfach zu spät am Ort des Geschehens an. Der Feind (GOTEN, FRANKEN, ALEMANNEN) war schlicht und ergreifend schneller und ward nicht mehr gesehen. GALLIENUS (253-68) handelte und schuf reine Kavallerieeinheiten, die wahrscheinlich aus der alten Legionsreiterei geschaffen wurden. Diese wurden EQUITES PROMOTI genannt, waren 500 Mann stark pro Einheit und erhielten einen höheren Status. Hinzu kamen noch folgende PLÄNKLER:
EQUITES DALMATAE, EQUITES MAURI, möglicherweise zusammen mit den schwereren EQUITES SCUTARII.
DIOCLETIAN schließlich hatte einen COMITATUS (Feldarmee), der wie folgt aufgestellt war:
1.) VEXILLATIONES: PROMOTI ET COMITES
2.) 3 LEGIONES: LANCIARII, IOVIANI, HERCULANI.
(Ganz schön kompliziert!)
"In the long run" hat das aber alles nichts genützt und nur den UNTERGANG hinausgezögert. Doch bis dahin mußte man sich ja irgendwie beschäftigen und bei Laune halten.-
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SIMON MAC DOWALL: LATE ROMAN CAVALRYMAN, AD 236-565, illustrated by CHRISTA HOOK (tolle Zeichnungen von hohem künstlerischem Wert; macht richtig Spaß, diese zu betrachten!), by OSPREY Publishing, Elms Court, Chapel Way, Botley, Oxford, 1995-2003, S.3 f.
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R.

Freitag, 9. August 2013


DIENSTZEIT UND BESOLDUNG DES LEGIONÄRS: NACH COWAN/ MC BRIDE

Bis 31 v: 6 Jahre, jedoch kontinuierliche Verlängerung durch AUGUSTUS
14 n: Ansiedlung von VETERANEN und Beschlagnahmung von Land (s. DIO, 54.25.4-5)
Diese Veteranen waren in die neuen kaiserlichen Legionen eingetreten und hatten schon 16 Jahre Dienst "auf dem Buckel".
Obergrenze im 3. und 2. Jh. v: 16 Jahre (s. POLYBIOS, 6, 19, 2; und der mußte es schließlich wissen, nahm er doch im Stabe SCIPIOS am 3 . punischen Krieg teil)
13 v: Legionäre mußten nun 16 Jahre Dienst "schieben" (formale Festschreibung). Dafür gab's dann auch ein dickes Entlassungsgeld. Allerdings hatte man danach noch das zweifelhafte Vergnügen, auf seine alten Tage 4 Jahre im VEXILLUM VETERANORUM "herunterzureißen". Da konnte man nur hoffen, daß dies ein Altherrenverein war, in dem es etwas gemütlicher zuging. Sicher wurde da mehr Wein getrunken und gewürfelt als gekämpft sowie über die "alten Tage" geredet, wo ja bekanntlich alles viel besser war.
5-6 n: Verlängerung der Dienstzeit auf 20 Jahre.
PRAEMIA MILITIAE: Wird auf 12 000 Sesterzen (3000 Denare) hochgesetzt. Da konnte man viel in die CAUPONA zu Wein und den "Töchtern der Venus" (PÖRTNER ?) gehen.
Viele Soldaten mußten dann in der Folgezeit noch länger Dienst tun. Grund: die großen Eroberungen in Mitteleuropa. Dies führte 14 n. zu Aufständen.
Dazu TACITUS, Annalen, 1, 17:
"Allenthalben habe man so viele Jahre lang...den Fehler gemacht, daß sie 30 oder 40 Dienstjahre als alte Männer und die meisten mit einem durch Verwundungen verstümmelten Körper ertragen müssten. Nicht einmal für die Entlassenen gebe es ein Ende des Dienstes, vielmehr müßten sie, in der Reserve stehend, unter einem anderen Namen die gleichen Strapazen erdulden."
Na toll!-Ich stelle mir vor, wie so mancher alte Haudegen weinselig in der Kneipe der Lagervorstadt über seine Kriegsverletzungen erzählt, oft mehr Dichtung als Wahrheit. Immer nach dem Motto: Wir damals, wir waren noch echte Männer.
Mitte des 1 Jh: 25 Jahre (auch nicht gerade wenig).
Da die Entlassungen alle zwei Jahre stattfanden (also in den "geraden" Jahren), mußten manche 26 Jahre dienen. Dumm gewürfelt!
Grundgehalt des Legionärs:
14 n: 900 Sesterzen (225 Denar) pro Jahr. Auszuzahlen in drei Raten. Die wußten schon warum! Bei der Liebe der Legionäre zu "wine, women and song" wäre nämlich bald Ebbe in der Kasse gewesen und "no more money in the bank".
Entlassungsprämie: 12 000 Sesterzen (3000 Denar).
Unteroffiziere/ Spezialisten:
anderthalbfacher Sold=SESQUIPLICARII
doppelter Sold=DUPLICARII
Ausrüstung, Kleidung, Verpflegung, Bestattung (auch das noch!) wurde vom Sold abgezogen. Eine bestimmte Summe wurde in der Kriegskasse verwahrt (eine frühe Form der Sparkasse). Die "banker" waren die SIGNIFERI (s. VEGETIUS, EPITOMA, 2, 20)
Erhöhungen des Solds: Ist nicht! Erst nach DOMITIAN (81.96 n.) wieder.
Oft wurde sogar weniger bezahlt, dafür gab's dann auch keine Entlassungsgelder (Ironie) oder nur einen Acker, den keiner haben wollte (s. TAC., Ann. 1, 17). Der Dank des Imperiums und der Welt Lohn. Schön!
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R.

ZENTURIEN UND ZENTURIONEN: NACH COWAN/ MC BRIDE
Aufteilung der centuria:
a) prior=Front
b) posterior=hinten
Aufteilung in Klassen:
a) pili
b) principes
c) hastati
Legion (bis ins 2. Jh. v.): 30 MANIPEL zu jew. 160-120 Mann; 2 CENTURIONES (ein älterer und ein jüngerer; der ältere hatte das Kommando, wie auch später der CENTURIO PRIOR dem CENTURIO POSTERIOR übergeordnet war)
PILI-CENTURIONES: offenbar die ranghöchsten in der COHORS; dann die PRINCIPES und HASTATI (Unterschied vermutlich auf Dienstalter bezogen, nicht auf tatsächlichen Rang)
PRIMI ORDINES:=CENTURIONES der COHORS PRIMA; hatten eindeutig "mehr zu melden"
PRIMUS PILUS:="erster Wurfspieß"; der ranghöchste
in dessen Kohorte: der AQUILIFER (höchster Feldzeichenträger); er trug die Adlerstandarte (wichtig für Identität und Moral); in ihr wohnte der GENIUS=Schutzgeist der LEGIO!
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Das Reich sei mit euch!
R.

Freitag, 2. August 2013

QUAEDAM FACTA DE RE MILITARI

Dazu dieses sehr zu empfehlende Buch:
ROSS COWAN/ ANGUS MC BRIDE: RÖMISCHE LEGIONÄRE (Republik (58 v.-69 n. Chr.) und Kaiserreich (161-284 n. Chr.))
Ross Cowan PhD; Diss: Aspects of the Severan Field Army AD 193-238 (Schwerpunkt: Prätorianer; Legio II Parthica)
(Auf dem abgedruckten Bildchen macht Cowan einen recht sympathischen, wenn auch schmächtigen Eindruck. Ich bezweifle daher stark, daß man ihn in die "Severan Field Army" eingestellt hätte.
Die Illustrationen von Mc Bride sind nicht schlecht, aber m. E. übertrieben und reißerisch! Die Legionäre sehen allesamt untersetzt und vollgefressen aus. Die meisten machen mir einen äußerst stupiden bis debilen Eindruck (homo robustus in Legionärsrüstung-bestenfalls!). Ich stelle mir die Legionäre etwas anders vor (sorry!): eher klein, drahtig, Haut und Knochen, früh verbraucht; natürlich gab es auch robuste Typen der Sorte "haudrauf", es gab lange, kleine, dickbäuchige, normale also alles (so macht MARCUS CAELIUS auf seinem berühmten Grabstein einen relativ "normalen" Eindruck!)-Der römische Legionär mußte lesen und schreiben können, um die schiftlichen Befehle verstehen zu können. Auch war die "res militaris" eine recht komplizierte Angelegenheit. Da brauchte man keine "Dummies", wie Mc Bride sie zeichnet. Natürlich gab es auch solche Typen, doch nicht durchgehend. Sorry, Mr. Mc Bride, ich bin da etwas anderer Meinung.)
INHALTSVERZEICHNIS: Teil 1: Einführung-Chronologie- Bildung der kaiserlichen Legionen-Organisation, Größe und Kommando der Legion-Rekrutierung-Ausbildung (war nicht lustig; R.)-Länge der Dienstzeit-Besoldung-Führung und Moral-Glauben und Zughörigkeit-Sacramentum, Auszeichnung und Strafen-Kleidung und äußeres Erscheinungsbild-Ausrüstung-Das Alltagsleben auf dem Feldzug-Die Schlacht-Websites-Glossar-Lit.verzeichnis-Komm. zu Farbtafeln-Teil 2: Einführung-Chronologie- Bildung neuer Legionen 161-284 n. Chr.-Dienstbedingungen in den Legionen-grundlegende Organisation und Kommando-Elitelegionäre-Ausrüstung-Schlacht-nach der Schlacht-Websites-Glossar-Lit.verzeichnis-Komm. zu den Farbtafeln
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ET NUNC NONNULLA FACTA: "IMPRESSIO PRIMA"
ad I, Punkt 3: nach Actium (31 v.): etwa 60 Legionen-Siedlungsprogramm des Augustus für Veteranen- Augustus kürzte die Zahl der Legionen auf 28 (er behielt vor allem die von Caesar ausgehobenen und die angesehensten des Antonius)-vorher: Legionen werden für bestimmte Kriege aufgestellt, Entlassung nach 6 Jahren; jetzt: Berufssoldaten, lange Dienstzeit (s. SUETON, Aug., 49); feste Dienstzeiten, Soldsätze, Entlassungsgelder-die Legionen waren keine Bürgermilizen mehr-nur Augustus hatte das Recht, neue auszuheben-Legionen von Augustus abhängig; erhielten Sold von ihm; nur noch ihm gegenüber zur Loyalität verpflichtet!
ad I, Punkt 13 (Ausrüstung), Unterpunkt 1: Pilum:
entscheidende Waffe des röm. Legionärs-Zungen-u. Tüllenpilen-schwerer Wurfspeer, 2 m, langer Eisenschaft, pyramidenförmige oder runde Spitze-kurze Reichweite-Ziel: Durchdringung von Schild, Panzer, Mann-verheerende Wirkung-Pilensalve schafft Voraussetzung für den Kampf mit dem gladius-kürzere und leichtere Pila: vermutlich von Plänklern benutzt-Zungenpila aus dem augusteischen Kastell Oberaden (2 kg), mit Teil der Holzschäfte erhalten-Funde aus Valencia, späte Republik: kräftigere Schäfte, schwerer-manche Pila: mir rundem Gewicht (Blei?); von den Prätorianern benutzt (s. Relief des zerstörten Claudiusbogen, Rom, anläßlich der Eroberung des südl. Britanniens)-schwere Pila: wogen mind. 50 % mehr-Verlust an Reichweite (max. 30 m), jedoch größere Durchschlagskraft-Erhöhung der Schlagkraft.
Bilder: Pilumspitze aus Kalkriese, 9 n. Chr. (Varusschlacht im Osnabrücker Land, Museum und Park Kalkriese)-Pilumzwingen, Kalkriese, 9 n.Chr. (Varusschlacht im Osnabrücker Land, Museum und Park Kalkriese))-Geschosse aus Kalkriese, 9 n. Chr. (...) leichter Speer, zwei Speerspitzen; drei Geschossbolzen, Pilumzwinge und Lanzenschuh (Varusschlacht im Osnabrücker Land, Museum und Park Kalkriese)-Mainzer principia-Relief (leicht bewaffneter Legionär (Landesmuseum Mainz))
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Ein Königreich für ein Pilum!
R.



Donnerstag, 18. April 2013


DIE VARUSSCHLACHT (6): DER UNTERGANG

VARUS und viele seiner hohen Offiziere (die meisten davon schon verwundet) wußten nicht mehr weiter und begingen Selbstmord.
Besonders an den Abzweigstellen zum parallel verlaufenden HAARWEG wurde nun hart und verbissen gekämpft (acriter pugnatum est), um die Römer am Ausweichen zu hindern.
Flurnamen: z. B. GREVENHAGEN (umhegtes Gräberfeld), IM KAMPF.
Auf dem KÜPPEL, einem Berg rechts der RUHR (420 m über dem Meer; 200 m über der RUHR) befindet sich die SCHIEDLIKE BORG (=Entscheidungsburg; vgl. Schieds-gericht).
Dazu LEISE: "Es ist daher anzunehmen, daß von dieser Burg aus der Widerstand der Germanen gegen den Durchbruch der Römer nach Westen getragen und damit der Weitermarsch des römischen Heeres verhindert werden konnte."
Und CASSIUS DIO berichtet: "Als die Nachricht davon sich verbreitet hatte, verteidigte sich niemand mehr, selbst wenn er noch Kräfte hatte. Manche ahmten ihren Führer nach, und andere warfen die Waffen weg und ließen jeden, dem es gefiel, sie erschlagen, denn zu fliehen war unmöglch, wie sehr man sich auch das wünschte. Deshalb wurde jeder Mann und jedes Pferd niedergehauen, ohne einen Widerstand befürchten zu müssen."
Und LEISE bemerkt lakonisch: "Damit war die Schlacht, die man die Varusschlacht nennt, am dritten Tage beendet."
(3. Kampftag=4. Marschtag)
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Das war's dann.
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The SIR

DIE VARUSSCHLACHT (5): 3. KAMPFTAG

"Sie waren noch im Vorrücken, als der 4. Tag dämmerte und wiederum machte ihnen ein heftiger Wolkenbruch und ein heftiger Wind zu schaffen. Er hinderte sie daran, vorwärts zu gehen und gar am festen Stehen, und er hinderte sie darüber hinaus sogar am Gebrauch ihrer Waffen. Denn sie konnten ihre Bogen oder ihre Wurfspeere nicht erfolgreich benutzen, und nicht einmal ihre Schilde, welche durch und durch durchnäßt waren. Ihre Gegner andererseits, da sie meistens leicht ausgerüstet waren und in der Lage, ungehindert vorzurücken und sich zurückzuziehen, litten weniger unter dem Sturm."
Hinter dem sog. STIMMSTAMM und STREITBERG blockierte ARMINIUS den Weg. Jetzt griffen die Germanen von allen Seiten an. Beiderseits des PLACKWEGES entspringen zahlreiche Quellen (LEISE scheint sie alle gezählt zu haben: es sind über 80 bis zum ENSTERKNICK). Das Gelände ist zerklüftet, abschüssig und sumpfig, man spricht hier von schwerem Gelände. Die Römer konnten natürlich in dieser Lage nicht ihre übliche Kampfesweise entfalten, die für offenes Gelände geeignet war. Den Germanen kamen jedoch diese Gegebenheiten entgegen. Da sie punktuell an Brennpunkten und strategisch günstigen Stellen angriffen, waren sie überdies meistens auch noch in der Überzahl. So verloren die Römer allmählich die Initiative und bekamen von den Germanen das Gesetz des Handelns diktiert. Sie kämpften nun nicht mehr ihren Kampf, sondern reagierten nur noch passiv. DIO berichtet, daß die Germanen immer mehr Zulauf bekamen, weil sie Beute witterten.
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The SIR

DIE VARUSSCHLACHT (4): 2. UND 3. KAMPFTAG

2. KAMPFTAG:

Truppenstärke der Römer:
3 Legionen+6 Kohorten+3 Alen=ca. 24 000 Bewaffnete

Den Römern gelang es, trotz aller Widrigkeiten durchzubrechen. (Durchbruch ist immer gut! Es lebe der Durchbruch!)
CASSIUS DIO: "Am nächsten Tag rückten sie in etwas größerer Ordnung weiter vor und erreichten dabei offenes Land, obwohl sie nicht ohne Verluste davonkamen."
Das offene Land ist, so LEISE, die Briloner Hochfläche. Dann ging es Richtung PLACKWEG weiter.
Zwischenbilanz: hohe Verluste-Truppe in Unordnung-Troß "im Eimer"!

3. KAMPFTAG: Kaum Informationen über diesen Tag!

Die Truppe wurde wahrscheinlich neu formiert. Die Römer standen schon wieder im wahrsten Sinne des Wortes im Wald, nur war der Wald diesmal noch größer. DIO berichtet von schwersten Verlusten. Wir erfahren weiterhin: Der Raum sei sehr beengt gewesen, und die römischen Einheiten hätten sich gegenseitig behindert. Auch sei man mit den Bäumen zusammengestoßen. (Im Wald gibt es nun mal viele Bäume, Herr DIO. Das haben Wälder so an sich, besonders der deutsche Wald.)
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The SIR







Mittwoch, 17. April 2013


LITERATUR ZUR VARUSSCHLACHT (1): AUSWAHL

1.) A. BENEKE: Siegfried und die Varusschlacht, Dortmund 1909.
2.) F. BESTE: Die Varusschlacht an der unteren Lippe, Dortmund 1922
3.) F. L. BOEMERS: Die letzten Freiheitskämpfe der Germanen gegen die Römer, Gütersloh 1866.
4.) C. G. CLOSTERMEIER: Wo Hermann den Varus schlug, 1888.
5.) O. DAHM: Die Hermannschlacht, Hanau 1888.
6.) P. HÖFER: Die Varusschlacht, Leipzig 1828.
7.) W. JOHN: Die Örtlichkeit der Varusschlacht bei Tacitus, Göttingen 1950.
8.) F. HÜLSENBECK: Die Gegend der Varusschlacht nach den Quellen und Lokalforschungen, Paderborn 1878.
9.) H. KERSTING: Arminius und die Varusschlacht, Detmold 1961.
      ders.: Der Befreier Arminius, Detmold 1976.
10.) v. KÖCKERITZ: Untersuchungen über die Kriegsführung der Römer in den Feldzügen des Caesar, Drusus, Tiberius, Germanicus, Mainz 1862.
11.) F. KÖHLER: Wo war die Varusschlacht? Dortmund 1925.
12.) F. KOEPP: Lichter und Irrlichter auf dem Wege zum Schlachtfeld des Varus, 1927.
       ders.: Die Römer in Deutschland, Bielefeld 1926.
13.) W.KOLBE: Forschungen über die Varusschlacht, Leipzig 1932.
14.) T. MOMMSEN (!): Die Örtlichkeit der Varusschlacht, 1885.
15.) J. NORKUS: Die Feldzüge der Römer in Nordwestdeutschland von einem Soldaten gesehen, Hildesheim 1963.
16.) H. ROTH: Germanen im Kampf, München 1939.
17.) J. SCHNEIDER: Die römischen Militärstraßen an der Lippe, Düsseldorf 1878.
18.) D. TIMPE: Arminius-Studien, Heidelberg 1968.
19.) W. VÖLKER: Ein Mann, der sich Arminius nannte, Berlin 1981.
       ders.: Als die Römer frech geworden, Berlin 1981.
20.) W. WINKELMANN: 700 Theorien-doch keine führt zum Schlachtfeld, Münster 1983.
QUELLEN:
1.) CASSIUS DIO: Historiarum Romanarum quae supersunt, with and Engl. transl. By E. Cary, Loeb-Edition (London 1914-1927), Bd. VI, Buch LVI.
2.) P. CORNELIUS TACITUS: Annales; Textausg. mit dt. Übers. v. C. Hoffmann, München 1954.
     ders.: Germania, München 1977.
3.) VELLEIUS PATERCULUS: Historiae Romanae, ed. F. Haase, Leipzig 1863; dt Übers. v. F. Eyssenhardt, Berlin 1913.
HISTORISCHER ROMAN:
IRIS KAMMERER: VARUS, München 2008 (empfehlenswert!).
(Auf der Karte S. 6 f. ist KALKRIESE als Ort der Schlacht eingezeichnet, was, soweit ich weiß, dem letzten Stand der Forschung entspricht.)
(Vielleicht sollte ich zur Abwechslung mal die Varusschlacht an meinen Geburtsort verlegen: Buchtitel: Alle Theorien falsch!-Die Varusschlacht fand in Wirklichkeit in Hofheim (i. R.) statt. Oder: Die Hofheimer-Befreier Germaniens.)
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The SIR

DIE VARUSSCHLACHT (3): DIE SITUATION AM STREITBERG

Wie wir gesehen haben, gingen die Germanen wie folgt vor:
1.) immer nur angreifen an taktisch günstigen Stellen ( Wegengen; wo an beiden Seiten Bäche entspringen; wo Schluchten ins Tal hinunterführen)
2.) nur in Überzahl punktuell angreifen.
(Also immer schön "fair play"!)
Eine solche "günstige" Stelle war der STREITBERG. Dort wurde der römische Heerzug durchstoßen und in zwei Teile gespalten. Dabei geriet besonders der hintere Heeresteil (wohl die Nachhut) in große Bedrängnis. Dieser befand sich zwischen der Quelle der ROMECKE und dem STREITBERG. Dieser Teil des Heeres wurde auch von hinten angegriffen, was nicht gerade nett von den Germanen war.
Da es weder rückwärts noch vorwärts ging, wich dieser Teil nach Westen zum TOTENKOPF aus. Der Name läßt nichts Gutes ahnen! Es ist mehr als wahrscheinlich, daß die ausweichenden Einheiten dort zugrunde gegangen sind. Friede ihren Resten!
Das übrige Heer bildete nun ein nach Osten hin offenes Viereck. Zum Schutz der offenen Seite besetzten die Römer die beiden sogenannten ROMBERGE weiter östlich.
Wahrscheinlich bezog VARUS auf dem ROMBERG Quartier, um die verfahrene Situation einigermaßen überblicken zu können und wieder in den Griff zu bekommen. Etwas westlich vom STREITBERG befindet sich der ALLENBERG (vermutlich von lat. ala=Flügelabteilung), wo sich wahrscheinlich die Reiter sammelten. Zum Heer von VARUS gehörten ca. 7000 Pferde, so Norkus.
Über den Troß lesen wir bei CASSIUS DIO, LVI, 21:
"Also schlugen sie an der zu sichernden Stelle ihr Lager auf, nachdem sie einen passenden Platz gefunden hatten, soweit das in einem Waldgebirge möglich war. Und danach verbrannten sie entweder die meisten ihrer Wagen oder ließen sie liegen und alles andere, was nicht unbedingt für sie notwendig war."
Die Germanen wird's gefreut haben. Da hatten sie was zum Plündern. Und nicht zuletzt brauchte man ja auch ein paar Souvenirs vom Feldzug.
Wo lag dieser Platz? Nach LEISE kommt dafür nur das Plateau in Frage, das sich vom inneren Viereck (s.o.) zum ROMBERG erstreckt. Dort konnten die Wagen hineinfahren (wie bei einem Parkplatz allerdings ohne Parkgebühren). Der Ort heißt übrigens BRANDIGER BERG, wieder ein sprechender Name, in dem sich anscheinend die Erinnerung an die damaligen Ereignisse erhalten hat.
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LIT: J. NORKUS: DIE FELDZÜGE DER RÖMER IN NORDWESTDEUTSCHLAND VON EINEM SOLDATEN GESEHEN, Hildesheim 1963.
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The SIR

Dienstag, 16. April 2013


DIE VARUSSCHLACHT (2): DER AUFMARSCH der GERMANEN nach W. LEISE

Jeder germanische Stamm, der am Aufstand des ARMINIUS teilnahm, stellte ein gewisses Truppenkontingent, das nach Sippen unterteilt kämpfte. (Recht so!) Für die Römer war Befehl und Gehorsam die Basis ihrer militärischen Macht. Ganz anders bei den Germanen. Dort mußte der Führer und seine Gefolgschaft in Übereinstimmung handeln, ja sogar derselben Idee nachfolgen. Man kann also sagen: Der Idealismus war bei den Germanen größer, was sich natürlich positiv auf die Kampfmoral auswirkte.
Die Truppenstärke bei den Germanen:
1.) K. Pastenaci: Volksgeschichte der Germanen, Berlin 1936, S. 150-155: VARUS und ARMINIUS: gleiche Anzahl an Kämpfern.
2.) H. Delbrück: Geschichte der Kriegskunst, Berlin 1901, S. 36: max. 5000 Mann pro Völkerschaft.
(also max. 5000 mal 8=40 000 Mann)
LEISE bezeichnet den Aufmarsch der Germanen als "unvorstellbare Leistung". Auch durften die Römer keinen Wind davon kriegen! ARMINIUS selbst nannte den Aufmarsch eine Art Hilfeleistung. Clever! Hilfeleistung ins Jenseits wäre korrekt. Hören wir CASSIUS DIO, LVI, 19:
"Sie begleiteten ihn, als er sich aufmachte, und dann baten sie ihn, sie zu entschuldigen von weiterer Anwesenheit, um, wie sie sagten, ihrer verbündeten Truppen zu versammeln, wonach sie schnell ihm zu Hilfe kommen würden."
Für die Germanen galt: Getrennt marschieren, vereint schlagen!
Der Aufmarsch:
1.) Nordwesten: USIPETER und BRUKTERER (diese etwas weiter südlich)
2.) Westen: MARSER
3.) Südwesten: SUGAMBRER
4.) Süden: TENKTERER
5.) Osten: CHERUSKER, ANGRIVARIER (etwas weiter südlich)
6.) Südosten: CHATTEN
Cherusker, Angrivarier und Chatten umgingen die römische Festung auf der Paderborner Hochfläche, überschritten die erste Wasserscheide und gingen über die Hoppecke. Dort liegt BURG ALTENFELS (Fund einer römischen Dolchscheide!), wo man unbemerkt lagern und-wie ich die Germanen kenne-ein Saufgelage abhalten konnte. Von da ging es über die Briloner Hochfläche (Matfeld) über einen Wasserscheideweg an der ALME in die Flanke der Römer. Es gibt einen Berg über der ALME, der AUF DER BURG heißt. Dort wird das Hauptquartier des ARMINIUS vermutet.
Die aus dem Süden kommenden Germanen hatten vermutlich die Aufgabe, die Römer daran zu hindern, aus dem Waldgebirge herauszukommen. Ihr Weg führte über die WALLBURG BRUCHHAUSER STEINE über die Hochfläche. Die BRUKTERER und USIPETER marschierten über das Münstersche Tiefland und dürften sich an der BURG RÜTHEN gesammelt haben. Ihre Aufgabe war es, die Nachhut der Römer zu attackieren.
"...denn sie sollen vermutlich im Wald das Tor der Falle schließen, die Arminius ihnen stellen will."
LEISE, S. 110.
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W. LEISE: WO ARMINIUS DIE RÖMER SCHLUG, München 1990, S. 109 ff.
CASSIUS DIO: HISTORIARUM ROMANARUM QUAE SUPERSUNT, with an Engl. transl. By E. Cary, Loeb-Edition (London 1914-1927), Bd. VI, Buch LVI.
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Römer im deutschen Wald! Das kann ja nix werden! Hoch lebe ARMINIUS! See you in WALHALLA!
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The SIR (Germane/ Chatte)